29.07.2013 17:51:38

AKTIE IM FOKUS 2: Siemens sinkt ins Minus - Gerangel um Chefposten

    (neu: Schlusskurse, Kommentare von Merrill Lynch und Morgan Stanley )

   FRANKFURT (dpa-AFX) - Noch ist Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser nicht offiziell als Nachfolger für den Chefposten beim Elektrokonzern auserkoren worden. Am Aktienmarkt bekam er am Montag aber zwischenzeitlich bereits Vorschusslorbeeren: Für die Aktien des Industriekonzerns (Siemens) war es im frühen Handel bis auf 81,49 Euro nach oben gegangen, nachdem sich der Aufsichtsrat am Wochenende auf die Ablösung des amtierenden Konzernchefs Peter Löscher geeinigt hatte. Im Laufe des Tages sank die Aktie mit der schwindenden Euphorie der Börsianer jedoch langsam und schloss bei minus 0,28 Prozent auf 79,46 Euro. Auch der Dax (DAX) gab im Tagesverlauf nach, er schloss mit 0,17 Prozent im Plus.

    Die Anleger hatten bereits am Freitag auf eine Absetzung von Löscher spekuliert, und damit eine Erholung nach dem Kurseinbruch vom Donnerstag infolge der Gewinnwarnung eingeleitet. "Entscheidend ist jetzt alleine der Name des Nachfolgers", kommentierte ein Händler. Der Markt reagiere erleichtert, dass sein Wunschkandidat Kaeser wohl auch der Favorit des Aufsichtsrats ist. Kaeser gilt nicht nur als analytischer Denker und Stratege, sondern auch als hervorragender Kenner des weit verzweigten Konzerns.

COBA: KAESER 'LOGISCHER NACHFOLGER'

    Auch für Commerzbank-Analyst Ingo-Martin Schachel ist Kaeser der "logische Nachfolger". Sollte es dem künftigen Unternehmenslenker gelingen, das Konzernportfolio zu optimieren und auch die Projektrisiken in einer verlässlicheren Art und Weise zu managen, sieht er ein Potenzial für den fairen Unternehmenswert bis auf 100 Euro - verglichen mit seinem aktuellen Kursziel von 84 Euro. Aber auch ohne Verbesserungen durch einen neuen Vorstandschef gebe es Spielraum nach oben, das Chance/Risiko-Profil sei also sehr günstig, heißt es von Schachel. Er rechnet mit einem Kursgewinn von etwa fünf Prozent, sollte sich der Markt in der Nachfolge durch Kaeser sicher sein, und blieb bei seiner "Add"-Einstufung.

    Jasko Terzic von der DZ Bank wertet die Nachrichtenlage ebenfalls als positiv für die Aktie. Er rechnet ebenfalls mit einer Nominierung von Kaeser. Die Bilanz des dritten Quartals könnte angesichts des voraussichtlichen Wechsels auf dem Chefsessel an Bedeutung verlieren. Er stuft Siemens unverändert mit "Hold" ein.

MERRILL LYNCH SAGT WEITER KAUFEN

    Auch die Experten der US-Investmentbank Merrill Lynch und Morgan Stanley blickten angesichts des vermeintlich bevorstehenden Vorstandswechsels auf die Aktie und blieben ebenfalls bei ihrer jeweiligen Bewertung. Merrill Lynch-Analyst Mark Troman hält an der "Buy"-Einstufung  mit einem Kursziel von 90 Euro fest. Ein neues Management bedeute für gewöhnlich auch neuen Optimismus, schrieb er in einer Studie. Für Investoren hingen Veränderungen in der Siemens-Führungsriege häufig zusammen mit Phasen ausgesprochen starker Kursentwicklung. So sei beispielsweise schon recht bald nach Löschers Ernennung zum Siemens-Chef Mitte 2007 die Aktie auf ein Mehrjahreshoch gestiegen. Das Papier sei nach wie vor günstig.

    Morgan Stanley-Analyst Ben Uglow beziffert das Kursziel mit 95 Euro noch etwas höher und lässt den Titel auf "Overweight". Auch er geht davon aus, dass die Reaktionen am Markt positiv ausfallen dürften, sobald die Unsicherheiten rund um die Neubesetzung des Chefsessels vom Tisch seien und der bisherige Finanzvorstand Joe Kaeser als neuer Siemens-Chef ernannt sei./ag/rum/stb/sf/he

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