17.07.2014 15:02:50

Aktien Frankfurt: Ukraine-Krise drückt Dax nach unten - SAP stützt den Markt

FRANKFURT (dpa-AFX) - Schärfere Sanktionen gegen Russland haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag belastet. Der DAX stand vor Handelsstart an der Wall Street mit 0,74 Prozent im Minus bei 9786,08 Punkten. Der MDAX gab um 0,12 Prozent auf 16 452,46 Punkte nach. Der TecDAX fiel um 0,78 Prozent auf 1258,70 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroSTOXX 50 verlor 0,99 Prozent auf 3171,12 Punkte.

Händler Markus Huber vom Londoner Broker Peregrine & Black zufolge fallen die Strafmaßnahmen in der Ukraine-Krise schärfer aus als zuvor erwartet. Im Verlauf spitzte sich die Lage in der Ukraine-Krise dann noch weiter zu: Laut Aussagen aus Kiew soll Russland einen ukrainischen Kampfjet über dem Konfliktgebiet im Osten der Ukraine abgeschossen haben. Hinzu kommt laut Huber Unsicherheit um die künftige Zinspolitik der US-Notenbank. Notenbankchefin Janet Yellen und der Chef der regionalen Notenbank von Dallas, Richard Fisher, hätten sich über einen möglichen Zeitpunkt für eine Leitzinserhöhung widersprüchlich geäußert.

Auch auf der Unternehmensseite belebte sich die Nachrichtenlage deutlich. Nun trat auch hierzulande mit dem Quartalsbericht von SAP (SAP SE) an diesem Morgen die Berichtssaison in den Fokus der Börsianer. In den USA bleiben Analyst Christian Schmidt von der Helaba zufolge ebenfalls die US-Quartalsberichte, unter anderem von Google und IBM, im Blick. Im weiteren Verlauf des Nachmittags stehen noch zudem einige US-Daten an. Bereits veröffentlichte Zahlen vom Immobilienmarkt und die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe brachten zunächst keine neue Bewegung in den Markt. Nun warten Anleger auf den Philly-Fed-Index.

SAP NACH ZAHLEN SPITZE, VERSORGER LEIDEN UNTER RUSSLAND

Die SAP-Aktien (SAP SE) gewannen nach der Quartalsbilanz des Softwareherstellers an der Dax-Spitze 3,79 Prozent auf 60,19 Euro. "Die Zahlen zum zweiten Quartal und auch der Ausblick sind mehr oder weniger wie erwartet ausgefallen", sagte ein Händler. Nach den jüngsten Enttäuschungen in der Branche, wie erst am Dienstag durch die gesenkten Prognosen der Software AG (Software), ist das aus seiner Sicht für eine Kurserholung bei SAP ausreichend. Eine negative Überraschung blieb aus. Auch Analysten wie Richard Nguyen von der Societe Generale reagierten positiv auf die Bilanz. Einige Börsianer sprachen von einer Einstiegsgelegenheit. So habe es SAP etwa sehr gut geschafft, den negativen Währungseffekten die Stirn zu bieten.

Die Versorger RWE und Eon zählten mit Kursverlusten von anderthalb bis zweieinhalb Prozent zu den größten Verlierern. Die Energiekonzerne seien in erster Linie von den Sorgen um die Russland-Sanktionen betroffen, sagte ein Händler. Bei einer weiteren Eskalation könnten die Schwierigkeiten mit der Gasversorgung größer werden. Im MDax rutschten die Metro-Titel (METRO) wegen des ohnehin sorgenbelasteten Russlandgeschäfts mit minus 1,56 Prozent an das Indexende. Beobachter sehen bei dieser Lage weiter keine Chance für den angestrebten Teil-Börsengang der russischen Metro Cash & Carry.

MANAGER MAGAZIN SORGT FÜR BEWEGUNG IM DAX

Ein Bericht des "Manager Magazins" schickte die Vorzüge von Volkswagen (VW) (Volkswagen vz) mit 1,93 Prozent ins Minus auf 185,45 Euro. Wie das Magazin berichtet, hat der Wolfsburger Autobauer Interesse an einer Übernahme von Fiat Chrysler. Auf Großaktionärsebene fänden bereits Gespräche statt, hieß es. Das Dementi ließ allerdings nicht lang auf sich warten: Der größte Fiat-Aktionär, die Agnelli-Familie wies die Spekulationen zurück.

Auch bei Siemens-Aktien (Siemens) sorgte ein Vorabbericht des "Manager Magazin" für Bewegung. Demnach wollen die Münchner ein Gebot für den US-amerikanischen Kompressoren- und Turbinenhersteller Dresser-Rand vorbereiten. Sollte sich das Management des US-Konzerns wehren, ziehe Siemens-Chef Joe Kaeser auch eine feindliche Übernahme in Betracht, hieß es unter Berufung auf Unternehmenskreise. Während des Bieterkampfs um den französischen Rivalen Alstom habe Kaeser das Projekt vorübergehend auf Eis gelegt. Nun werde die Attacke auf das in New York notierte Unternehmen aber nicht mehr lange auf sich warten lassen.

TOM TAILOR VON ZAHLEN UNTERSTÜTZT

Die Aktien von Tom Tailor reagierten im SDax mit plus 3,75 Prozent auf 14,95 Euro positiv auf Eckzahlen des Modekonzerns zum zweiten Quartal. Commerzbank-Analystin Yasmin Moschitz sprach von einer starken Umsatzentwicklung aus eigener Kraft bei der Marke Tom Tailor. Gleiches gelte für die Profitabilität der Marke Bonita. Deren Umsatzrückgang sollte nicht überraschen. Moschitz: "Eine Schwalbe macht aber noch keinen Sommer." Anleger, so rät sie, sollten eine nachhaltige Trendwende abwarten.

Im TecDax gerieten Dialog Semiconductor mit 4,60 Prozent auf 22,515 Euro unter Druck. Das Bankhaus Lampe strich seine Kaufempfehlung und stuft die Anteile an dem Halbleiterunternehmen beim unveränderten Ziel von 26 Euro je Aktie nur noch mit "Halten" ein. Es sei "Zeit für eine Pause", so die Experten. Ein anderer Börsianer verwies auf eine schwachen Quartalsausblick von Sandisk in den USA. Dieser sei nachbörslich abgestraft worden und belaste die Stimmung./fat/ck

---Von Frederik Altmann, dpa-AFX---

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