15.09.2014 19:12:59

Allg. Zeitung Mainz: Gewurstel / Kommentar zu Wahlen

Mainz (ots) - Früher nannte man es "Regierungsbildung", und es ging durchaus schon mal zu wie auf dem Basar. Jetzt aber wird es völlig skurril. Beispiel Thüringen. Da richten sich die Augen auf die Grünen, ob sie gegebenenfalls Schwarz-Rot zu einer breiteren Mehrheit verhelfen würden. Oder doch lieber rüber zu Rot-Rot? Die SPD ist in einer ähnlichen Zwickmühle:als Verlierer gesenkten Hauptes zu Frau Lieberknecht kommen? Oder Rot-Rot-Grün? Wobei es weder Grünen noch Sozialdemokraten gut bekäme und zu beiden auch nicht passt, den ersten Linken-Ministerpräsidenten Deutschlands ins Amt zu hieven. Was bleibt denn noch übrig vom Markenkern von Parteien, wenn sie unter vorwiegend taktischen Aspekten von Wahl zu Wahl den Koalitionspartner wechseln wie ein Hemd? Eines darf bei diesem Szenario dann auf keinen Fall passieren: Dass sich über "die da oben" jemand aufregt, der selbst am Sonntag nicht gewählt hat. Juristisch gibt es zwar keine Wahlpflicht, moralisch aber schon. Sonntags nicht wählen gehen und montags schimpfen - das ist schräg. Das Gewurstel, das früher milder war und "Regierungsbildung" hieß, hat sicher auch etwas mit zunehmender Wahlverweigerung zu tun. Je weniger Bürger wählen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Parteien wie die AfD reüssieren, über die man, bei Lichte besehen, programmatisch nichts, aber auch gar nichts weiß. Wollen die komplett raus aus der EU und dem Euro? Sind die gegen Asylrecht? Gibt es Neonazis bei der AfD, wenn ja, wie viele? Niemand weiß es - und das reicht für zwölf Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt um die 50 Prozent. Nichts wissen wollen und nicht wählen, oder lieber die wählen, über die man nichts weiß - das kann doch nicht die Zukunft dieses Landes sein.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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