13.05.2016 22:47:37
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Börsen-Zeitung: Ultralangläufer im Visier, Marktkommentar von Kai Johannsen
Zur Erinnerung: Auf dem Höhepunkt der Staatsschuldenkrise der Eurozone - Ende Juli 2012 - zogen die Renditen der Spanier in der Spitze bis auf knapp unter 8% an, allerdings im zehnjährigen Laufzeitenbereich. Das Land stand mit dem Rücken zur Wand. Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), sprang den Krisenstaaten seinerzeit, als Spanien immer tiefer in Krisenstrudel gezogen wurde, mit seinem nun schon legendären "Whatever it takes" zur Seite. In diesem Jahr hat Spanien schon rund 43% der diesjährigen Refinanzierung über mittlere und lange Bonds in trockenen Tüchern - nach gerade viereinhalb Monaten also fast die Hälfte des Bedarfs.
Test des Vertrauens
Für die Peripherie des gemeinsamen Währungsraumes sind solche Auftritte am ultralangen Marktende ein klarer Test, inwieweit die Investoren Vertrauen in den Schuldner bei solchen Fälligkeiten haben. Offensichtlich ist das vorhanden, wie die Orderlage zeigt. Und die Investoren haben schlichtweg Appetit auf solche Bonds, der in dieser Zeit nicht von ungefähr kommt. Denn hier wirkt auch das Bondkaufprogramm der EZB, allerdings nur indirekt. Denn direkt ist die EZB bei diesen Fälligkeiten am Markt nicht involviert - weder bei den Emissionen am Primärmarkt noch später am Sekundärmarkt. Denn die europäischen Währungshüter kaufen nur Laufzeiten von bis zu 30 Jahren (und 364 Tage, um genau zu sein).
Indirekt wirkt das Kaufprogramm aber folgendermaßen: Die Anleihekäufe der EZB drücken die Renditen der betreffenden Anleihen immer weiter herunter. Das gilt zum einen für diese Marktsegmente (Staatsanleihen, Regionalanleihen, Covered Bonds, Asset Backed Securities, Unternehmensanleihen etc.) und zum anderen für die Kurve von eben bis zu 30 Jahren. Das führt zu Verdrängungseffekten bei den Investoren. Die auf der Suche nach Rendite befindlichen Anleger müssen sich nach Alternativen umsehen, wenn sie noch auskömmliche Renditen erwirtschaften wollen. Ein Ausweg aus dem Dilemma besteht darin, die Kurve immer weiter hinaufzuwandern. Und rund 3,5% sind für viele Anleger eine sehr willkommene Rendite, insbesondere für Pensionsfonds und Versicherer, die so etwas gern ins Portfolio nehmen.
Gerüchteküche brodelt
Bei so einem Erfolg der Spanier ist es kaum verwunderlich, dass am Markt die Gerüchteküche brodelt, wer nun in die Fußstapfen treten könnte. Italien - wird herumgereicht - habe ebenfalls Pläne für einen Ultralangläufer. Das ist gut vorstellbar. Österreich soll sich laut Marktakteuren aber auch mit dem Gedanken tragen, einen 50-jährigen Bond zu bringen. Den Österreichern wird auch immer wieder nachgesagt, dass sie Interesse an Duration haben, also an langen Kapitalbindungsdauern. Und vielleicht kommt ja auch noch Irland, das Ende März schon einen 100-jährigen Bond zu einer Rendite von 2,35% emittiert hat.
Und so stellt sich mancher Marktakteur die Frage, ob auch die besten Bonitäten der Eurozone - die Triple-A-Staaten - vielleicht auch Geschmack an diesen Laufzeiten gefunden haben. Wie sieht es in dieser Hinsicht beim Bund aus? Die Deutschen bleiben zurückhaltend, wie sich auf Nachfrage dieser Zeitung beim Schuldenmanager, der Deutschen Finanzagentur, herausgestellt hat. "Das Interesse der Investoren am 50-jährigen Laufzeitbereich erscheint nicht nachhaltig genug, um eine weitere liquide Benchmark-Laufzeit zu etablieren. Insofern bieten sich Emissionen durch den Bund in diesem Bereich nicht an", wurde mitgeteilt. Am Markt heißt es, dass die Handelbarkeit dieser Papiere nicht gut genug ist. Somit müssen die Anleger weiter auf die Peripherie und auf Frankreich ausweichen.
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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
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