DAX
01.07.2018 11:59:45
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Der DAX wird 30 Jahre alt - das macht Hoffnung
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Es könnte ein so schöner Sommertag werden. Wenn der DAX am heutigen Sonntag 30 Jahre alt wird, haben die Anleger eigentlich Grund zu feiern. Die Party wird aber überschattet vom eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt. Dennoch macht das Jubiläum Hoffnung. Denn es erinnert daran, dass der DAX in seiner Geschichte so manche schwere Krise durchlebt hat und daraus gestärkt hervorgegangen ist. Bleibt zu hoffen, dass auch der Handelskonflikt letztlich nur eine historische Randnotiz sein wird.
Als der DAX am 1. Juli 1988 das Tageslicht erblickte, war seine Zukunft alles andere als gewiss. In seiner kurzen Geschichte hat er schon einiges mitgemacht: die Tequila-Krise 1994, die Asienkrise 1997 und den kurz darauf folgenden Zusammenbruch von Long Term Capital Management, das Platzen der Internetblase 2000, den 11. September 2001, den zweiten Irakkrieg 2003 und die Subprime-Krise, die in der spektakulären Pleite von Lehman Brothers 2008 mündete. Und trotz aller Widrigkeiten ist der DAX um mehr als 1.000 Prozent gestiegen.
Der DAX würde auch einen Handelskrieg überstehen
Die Zeitleiste hilft, die aktuellen Probleme im Verhältnis zu sehen. Der von den USA angezettelte Handelskonflikt ist eine echte Gefahr für die Börsen. Kommt es zu einem Handelskrieg, wäre ein Crash unausweichlich: Die DWS schätzt, dass sich in einem solchen Fall das Wachstum der Weltwirtschaft um 1,25 bis 1,50 Prozentpunkte verringern würde, was einen Einbruch der Unternehmensgewinne zur Folge hätte. Auch glaubt der Asset Manager, dass die Welthandelsorganisation WTO zusammenbrechen würde mit den entsprechenden Folgen.
Ein Handelskrieg hinterließe zwar einen Scherbenhaufen, der DAX würde aber auch eine solche Krise mittelfristig überstehen. Die Globalisierung wird nicht deshalb vollkommen rückabgewickelt werden, nur weil US-Präsident Donald Trump versucht, einen Keil in die internationale Staatengemeinschaft zu treiben. China, die EU und große Teile der restlichen Welt werden auch in Zukunft Interesse an offenen Märkten haben - notfalls ohne Beteiligung der USA.
Handelskonflikt ist bei Unternehmen angekommen
So weit wird es nicht kommen. Für die USA steht zu viel auf dem Spiel, zu sehr haben die USA von dem von ihnen selbst geschaffenen System der offenen Märkte nach dem Zweiten Weltkrieg profitiert. Damit dürften die Beobachter, die glauben, dass Trump letztlich einlenken und sich der Handelskonflikt in einem Kompromiss auflösen wird, recht behalten. Bis dahin können zwar noch Monate vergehen und kann noch Vieles kaputt gemacht werden; die Börsen sollten aber mit einigen Schrammen davonkommen.
Volkswirtschaftlich würde sich bei einem reinen Handelskonflikt der Schaden in Grenzen halten. Schwerer werden die global agierenden Unternehmen getroffen. Die jüngste Gewinnwarnung von Daimler hat gezeigt, dass der Handelskonflikt in der Zwischenzeit in den Unternehmen angekommen ist. Seitdem hat noch eine ganze Reihe anderer Unternehmen gewarnt, weitere werden folgen. Nicht immer besteht ein direkter Zusammenhang mit dem Handelsstreit, in einigen Fälle darf man dies allerdings vermuten.
Die Börsen neigen zur Übertreibung - sowohl nach oben als auch nach unten
Wie jede Krise eröffnet auch diese Opportunitäten. Denn die Börsen neigen zur Übertreibung - sowohl nach oben als auch nach unten. Wie die DZ Bank anmerkt, beträgt der Börsenrutsch seit den Höchstkursen Ende Januar auf globaler Ebene 10 Prozent oder umgerechnet 8 Billionen Dollar Marktkapitalisierung - oder, um in der maßgeblich betroffenen Industrie zu bleiben, dem kumulierten Marktwert aller rund 150 existierenden Automobil- und Nutzfahrzeughersteller weltweit. Wirklich Sinn ergibt das nicht.
Beim nächsten runden Geburtstag des DAX wird der aktuelle Handelskonflikt vermutlich nicht mehr als eine Randnotiz sein. Wie die Commerzbank anmerkt, zeigt die fast 130-jährige Historie des Dow Jones Industrial Average, dass etablierte Aktienindizes noch über weit längere Zeiträume als 30 Jahre eine sehr bedeutende Rolle für einen Finanzmarkt und den langfristigen Vermögensaufbau mit Aktieninvestments spielen.
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/cln
(END) Dow Jones Newswires
July 01, 2018 06:00 ET (10:00 GMT)
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