07.02.2008 11:09:00

HINTERGRUND: Playmobil wächst mit 'Made in Europe' - Sprung nach China

        ZIRNDORF (dpa-AFX) - Spielzeugskandale können ihr ebenso wenig anhaben wie Geburtenrückgang und Konsumzurückhaltung: Die größte deutsche Spielzeugmarke Playmobil wächst und wächst. "Wir haben das achte Rekordjahr in Folge geschafft", verkündete Geschäftsführerin Andrea Schauer am Mittwochabend. Kein Horror, keine Gewalt, keine kurzfristigen Gags - so lautet das Konzept des fränkischen Unternehmens aus Zirndorf bei Nürnberg, das mit dieser Strategie im vergangenen Jahr in allen Märkten zugelegt hat. Nun will Playmobil auch den Schritt nach China wagen.

 

    Der weltweite Playmobil-Umsatz stieg 2007 um 12,5 Prozent und erreichte 427 Millionen Euro. In Deutschland, wo Playmobil einen Marktanteil von 8,8 Prozent hat, erhöhte sich der Verkauf an den Handel um 4 Prozent. Fast zwei Drittel der Erlöse kommen aber bereits aus dem Ausland. Erstmals legten alle elf ausländischen Vertriebsgesellschaften zu, teils im hohen zweistelligen Bereich wie Griechenland (plus 63 Prozent) oder Spanien/Portugal (plus 32 Prozent).

 

    Selbst auf dem schwierigen US-Markt verbesserten sich die Erlöse um 9 Prozent. Gerade bei den amerikanischen Verbrauchern, die durch die Skandale mit gesundheitsgefährdendem Spielzeug aus China verunsichert wurden, könnte den Franken zu Gute gekommen sein, dass sie - im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern - fast ausschließlich in Europa fertigen. "Das ist unser Joker", sagt Geschäftsführerin Schauer. Nur rund 2 Prozent der Produktion, vor allem elektronische Teile, bezieht Playmobil aus China. 60 Prozent dagegen kommen aus dem mittelfränkischen Dietenhofen, wo eine der größten europäischen Spielzeugfabriken steht; den Rest liefern eigene Werke auf Malta, in Tschechien und Spanien zu.

 

    Playmobil-Alleininhaber Horst Brandstätter schwört auf den Standort Deutschland und hat in den vergangenen fünf Jahren 300 Millionen Euro in seine Fabriken investiert, vor allem in Dietenhofen. "Bei den vielen Rückrufaktionen, die die Branche im vergangenen Jahr beherrscht haben, waren wir froh, direkt vor der Haustüre zu fertigen", sagt Geschäftsführerin Schauer. An Qualität und Sicherheit zu sparen, das werde sich auf lange Sicht rächen, so lautet Brandstätters Credo. Ein weiterer Vorteil: Lieferschwierigkeiten, wie die Branche sie aufgrund der verschärften Sicherheitsmaßnahmen in China in diesem Jahr erwartet, braucht Playmobil nicht zu fürchten. "Wir müssen keine Kompromisse machen", sagt Schauer.

 

    Im Gegenteil - die Franken wollen künftig ihr Spielzeug selbst aus Deutschland nach China liefern. Bis zum Jahresende soll Playmobil in 40 Verkaufsstellen in den chinesischen Zentren vertreten sein - ein bescheidener Anfang, wie Schauer einräumt. "Viele bürokratische Hemmnisse müssen überwunden werden", sagt sie. So kamen schon chinesische Kontrolleure nach Europa, um die Playmobil-Fabriken zu inspizieren - das ist Voraussetzung, um die notwendigen Zertifizierungen für den chinesischen Markt zu erhalten.

 

    Im laufenden Jahr strebt Playmobil erneut "ein gutes einstelliges Plus" an. Potenzial sieht Schauer im Ganzjahresgeschäft und bei der Zielgruppe der Mädchen. Die Zahl der Mitarbeiter soll um 100 auf rund 3000 steigen, davon mehr als 1600 in Deutschland. Unterdessen schreibt Firmenchef Brandstätter nahezu unbemerkt bereits an einer weiteren Erfolgsgeschichte: Mit Kunststoff-Pflanzgefäßen der Marke Lechuza baut sich die Brandstätter-Gruppe derzeit ein zweites Standbein auf. Erst vor wenigen Jahren gestartet, erwartet die Sparte für 2008 bereits Erlöse von 32 Millionen Euro. Der Export geht in 65 Länder weltweit./sm/DP/zb     --- Von Stephan Maurer, dpa ---

 

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