15.09.2015 20:57:46
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INTERVIEW/Elektro-Porsche wäre Entscheidung für Milliarden-Investitionen
Von Ilka Kopplin und Hendrik Varnholt
FRANKFURT (Dow Jones)--Porsche wird mit der Entscheidung über den Bau eines rein elektrischen Sportwagens auch Investitionen im Umfang von etwa einer Milliarde Euro beschließen. Das sagte der Vertriebsvorstand des Sportwagenherstellers, Bernhard Maier, im Interview mit Dow Jones Newswires. Porsche stellte auf der am Dienstag begonnenen Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt das Konzept eines Elektroautos mit rund 500 Kilometern Reichweite vor. Die benötigten Investitionen fielen zusätzlich zu den bereits im Sommer beschlossenen Ausgaben zur Standortsicherung an, sagte Maier.
Die Entscheidung darüber, ob Porsche die eigene Angebotspalette mit einer Serienversion des Konzepts "Mission E" um eine siebte Modellreihe erweitert, wird nach den Worten von Maier "in den nächsten Monaten" fallen. Im Zuge dessen würden die zusätzlichen Investitionen benötigt, unter anderem für den Ausbau der Kapazitäten in Zuffenhausen. "Wir sind infrastrukturell darauf vorbereitet", sagte Maier.
Das nun auf der IAA vorgestellte Konzeptmodell verfügt über 600 PS Leistung. Die Batterie des Autos lässt sich laut Porsche in weniger als 15 Minuten auf rund 80 Prozent ihrer Kapazität aufladen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Porsche ein solches E-Auto auf den Markt bringt, schätzte Maier im Interview als sehr hoch ein. "In der 67-jährigen Unternehmensgeschichte hat es kein Konzeptfahrzeug gegeben, das nicht später auch in Serie gegangen ist", sagte der Manager.
Mit der Entscheidung für das Fahrzeug würde Porsche auch über einen Teil der künftigen Unternehmensstrategie beschließen. "Wenn wir davon sprechen, ein solches Produkt in den nächsten fünf Jahren serienreif zu bekommen, dann sind wir bereits in dem Zeitraum der nächsten Strategieperiode, und die würde bis 2025 reichen", sagte Maier.
Eine Realisierung des Konzepts "Mission E" wäre nach den Worten von Maier allerdings nicht das Ende von Porsches Bemühungen um eine stärkere Elektrifizierung. "Irgendwann wird es vielleicht so sein, dass man den Hybridantrieb wie eine Sonderausstattung wählen kann", sagte er. Porsche könne sich vorstellen, eine Hybridvariante in jeder Modellreihe zu offerieren. In Serie gibt es derzeit die Limousine Panamera, den SUV Cayenne sowie den limitierten Supersportwagen 918 Spyder als Plug-In-Hybride. Die Weiterentwicklung zum reinen Elektroauto bezeichnete Maier deshalb als konsequenten Schritt - auch um für Millionen-Metropolen ein Angebot im Portfolio zu haben und die Vorgaben zur CO2-Reduzierung erfüllen zu können.
Den neuen Konkurrenten Tesla aus den USA scheut Maier dabei nicht. "Tesla ist ein Wettbewerber, vor dem wir durchaus Respekt haben, weil er einen mutigen Schritt als First Mover gegangen ist", sagte der Vertriebsvorstand. Dennoch sei Tesla nur einer unter vielen Wettbewerbern. Porsche habe Tesla nie unterschätzt, sondern mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.
Auf einen autonomen Porsche müssen Fahrer aber wohl länger warten. "Sicherlich werden wir nicht die ersten sein, die vollautomatisiertes Fahren anbieten", sagte Maier - zumal es derzeit rechtliche Faktoren gebe, die erst gelöst werden müssten. Gleichwohl verschließe sich Porsche der Technologie nicht.
Einer Zusammenarbeit mit Google und Apple blickt Maier dagegen optimistisch entgegen. Porsche führe mit beiden Unternehmen "intensive Gespräche". Im neuen 911er gebe es beispielsweise serienmäßig das System Apple Car Play, so dass das Handy nahtlos mit dem Auto verbunden werden könne.
Mit Blick auf die globalen Automärkte zeigte sich Maier trotz des Abschwungs in China zufrieden. Der chinesische Markt pendle sich derzeit nach Jahren extremer Wachstumsraten ein, sagte er. China werde in den nächsten Jahren weiter wachsen, "aber die Wachstumsdynamik der letzten Jahre hat ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht", sagte der Manager. Vor allem dank des SUV Macan werde Porsche das Jahr in dem Land "mit einem deutlichen Plus" abschließen. Auch für das nächste Jahr sieht Maier Chancen, dass Porsche in China weiter wächst.
Auch in den USA sei seit der Finanzkrise eine hervorragende Wachstumsstory zu beobachten gewesen, fügte Maier hinzu. Die Entscheidung der amerikanischen Notenbank Fed über eine Anhebung des Zinssatzes werde jedoch großen Einfluss haben, nicht nur auf die amerikanische Wirtschaft. "Die Welt hat eine Normalität, die Volatilität heißt", sagte der Vertriebsvorstand. In Westeuropa werde der Markt vermutlich auch im nächsten Jahr weiter wachsen, vor allem auch wegen der niedrigen Ausgangsbasis vieler Märkte. Darauf allein will Porsche sich jedoch nicht verlassen und greift auch in neuen Märkten an. Bisher sei Porsche bereits in 127 Ländern aktiv. Erst kürzlich habe man beschlossen, auch die Märkte Jamaika und Nicaragua zu erschließen.
Kontakt zum Autor ilka.kopplin@wsj.com und hendrik.varnholt@wsj.com
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September 15, 2015 14:27 ET (18:27 GMT)
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