18.07.2022 18:11:40

MÄRKTE EUROPA/Breiter Aufschwung - aber Haleon verpatzt Debüt

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen hat sich die Erholung zum Wochenauftakt fortgesetzt. Der DAX stieg um 0,7 Prozent auf 12.960 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 zog um 1 Prozent auf 3.512 Punkte an. "Die Erholung setzt sich damit auch im Vorfeld eines der wohl wichtigsten Termine des laufenden Börsenjahres für die Eurozone fort, das ist ein starkes Signal", so Jürgen Molnar von Robomarkets mit Blick auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Sie wird voraussichtlich erstmals seit mehreren Jahren die Leitzinsen erhöhen. Und bei der Bank of New York Mellon hieß es, noch gebe es Hoffnung, dass eine Rezession vermieden werden könne. "Die Geschichte lehrt uns, den Optimismus nicht zu verlieren", so Shamik Dhar, Chefvolkswirt der US-Bank. Andererseits bleibt der Markt nervös und anfällig für Gewinnmitnahmen, vor allem auch wegen der unklaren Aussichten zu den russischen Gaslieferungen. Die Tageshöchststände konnten so auch nicht verteidigt werden.

Bis auf den Pharma-Index und den Index des Nahrungsmittel-und Getränkebereichs legten aber noch alle großen Stoxx-Branchenindizes zu. An der Spitze der Gewinnerliste standen die rohstoffnahen Basic Resources und die Ölwerte, deren Branchenindizes bis zu 3 Prozent anzogen. Aber auch Autotitel, Banken und die Aktien der Finanzdienstleister stiegen deutlich um etwa 2 Prozent. Im DAX erholten sich Zalando um 5,1 Prozent. Deutsche Bank gewannen nach guten Zahlen der skandinavischen Nordea-Bank und der US-Bank Goldman Sachs 3,5 Prozent, und BASF zogen nach einer Kaufempfehlung der Bank of America um 3,1 Prozent an.

Eher negativ für die Aktionäre gestaltete sich der Börsengang von Haleon, der Konsumgütersparte des britischen Pharmariesen GSK. Während die GSK-Aktie 329,40 Pence verlor, schloss die neue Haleon-Aktie nur bei 308,35 Pence. Die GSK-Aktionäre bekamen für jede gehaltene Aktie einen Titel von Haleon in ihren Depots gutgeschrieben. Zum Portfolio von Haleon gehören auch in Deutschland bekannte Marken wie Sensodyne (Zahnpasta) und die rezeptfrei erhältliche Schmerzsalbe Voltaren. Die Analysten von AJ Bell zeigten sich vorsichtig, was das Wachstum von Haleon in Zeiten hoher Inflationsraten betrifft. Haleon habe zwar einige bekannte Marken im Portfolio, so Analyst Danni Hewson. Aber die Kunden entschieden sich in Zeiten schnell steigender Preise zunehmend für billigere Produkte, damit dürfte das Unternehmen in naher Zukunft nicht in der Lage sein, ein bedeutendes Gewinnwachstum zu erzielen.

Im DAX fielen Merck um 5,1 Prozent, auch Fresenius Medical Care und Sartorius gaben deutlich nach. Der Stoxx-Healthcare fiel um 0,65 Prozent. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen und Umschichtungen, nachdem die Parmatitel zuletzt deutlich besser gelaufen waren als der Gesamtmarkt.

VW und Porsche mit Renditezielen sehr fest

Porsche Automobil-Holding gewannen 2,4 Prozent und VW 2,8 Prozent. Händler verwiesen auf neue Renditeziele von Porsche. "Die Aussagen zeigen ganz deutlich: Luxus läuft", so ein Marktteilnehmer. Die Umsatzrendite der Sportwagen soll in diesem Jahr von 16 auf 17 bis 18 Prozent steigen und längerfristig auf mehr als 20 Prozent. "Das ist sehr stark und zudem gute Werbung für den Börsengang", so der Marktteilnehmer. Noch befindet sich der Sportwagenhersteller ganz im Besitz von VW.

Gespannt verfolgt wird die politische Entwicklung in Italien. In der politischen Krise dort appellierten am Wochenende mehr als tausend Bürgermeister an Regierungschef Mario Draghi, im Amt zu bleiben. Am Mittwoch wird eine Erklärung von Mario Draghi im Parlament erwartet. Es ist unklar, ob Draghi dann auf seinem angebotenen Rücktritt bestehen oder einen Plan für das Fortführen der Regierungsgeschäfte präsentieren wird. Der italienische Börsenindex legte 1,1 Prozent zu. Neue Impulse besonders für die italienischen Anleihen dürften am Donnerstag kommen. Dann dürfte die Europäische Zentralbank ihr Instrument vorstellen, mit dem sie ein zu starkes Auseinanderdriften der Renditen in der Eurozone verhindern will.

Der Euro wertete etwas auf und notierte zur Schlussglocke an den Aktienmärkten bei 1,0160 Dollar. Auch für ihn wird es am Donnerstag spannend, wenn die EZB wie erwartet ihre erste Zinserhöhung seit mehreren Jahren vornimmt, vermutlich um 25 Basispunkte. Viele Marktakteure halten das angesichts der hohen Inflation allerdings für zu vorsichtig.

Positiv wurden die Ertragszahlen von Nordea bewertet. Der Gewinn vor Steuern sei rund 10 Prozent über der Markterwartung ausgefallen, hieß es im Handel. Die in Helsinki ansässige Bank erzielte einen Nettogewinn von 1,06 Milliarden Euro, während die Markterwartung bei 928 Millionen lag. Daneben stützte ein Aktienrückkauf. Der Kurs stieg kräftig um 6 Prozent.

Solvay legten um 4,5 Prozent zu, nachdem die Ergebnisse des zweiten Quartals deutlich über den Erwartungen ausgefallen waren. Das belgische Chemieunternehmen kündigte zudem eine Erhöhung der Jahresprognose für den 28. Juli an.

Deliveroo halbiert Wachstumsprognose - aber Kurs legt stark zu

Als "ziemlich deutlich" bezeichnete ein Händler die nahezu halbierte Wachstumsprognose bei Deliveroo. Das scheint aber mehr als eingepreist, denn der Kurs zog um 6,9 Prozent an. Just Eat und Delivery Hero gewannen beide etwa 8 Prozent.

Für Nel ging es um gut 19 Prozent nach oben. Das norwegische Unternehmen hat einen Rekordauftrag für die Lieferung von Elektrolyseuren zur Wasserstoffproduktion mit einem Volumen von 45 Millionen Euro erhalten. Der durchschnittliche Verkaufspreis liegt nach Aussage der RBC-Analysten im unteren Bereich, was für einen solchen Großauftrag nicht untypisch sei. Die Produktion soll auf Herøya erfolgen, wobei die Lieferung von Februar 2023 bis Mitte 2024 geplant ist. Nach Angaben von Nel könnte der Vertrag auch um zusätzliche Anlagenkomponenten für das Projekt erweitert werden. Der Auftrag kommt von einem ungenannten US-Kunden für eine industrielle Anwendung.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 3.511,86 +34,66 +1,0% -18,3%

Stoxx-50 3.517,59 +21,78 +0,6% -7,9%

Stoxx-600 417,63 +3,85 +0,9% -14,4%

XETRA-DAX 12.959,81 +95,09 +0,7% -18,4%

FTSE-100 London 7.223,24 +64,23 +0,9% -3,1%

CAC-40 Paris 6.091,91 +55,91 +0,9% -14,8%

AEX Amsterdam 681,10 +9,18 +1,4% -14,6%

ATHEX-20 Athen 1.917,52 +21,41 +1,1% -10,5%

BEL-20 Bruessel 3.750,69 +46,93 +1,3% -13,0%

BUX Budapest 40.355,51 +696,28 +1,8% -20,4%

OMXH-25 Helsinki 4.579,01 +46,06 +1,0% -18,6%

ISE NAT. 30 Istanbul 2.614,17 +87,30 +3,5% +29,1%

OMXC-20 Kopenhagen 1.750,87 +27,65 +1,6% -6,1%

PSI 20 Lissabon 5.914,67 +52,96 +0,9% +7,2%

IBEX-35 Madrid 7.963,10 +17,20 +0,2% -8,6%

FTSE-MIB Mailand 21.169,12 +235,86 +1,1% -23,5%

RTS Moskau 1.168,73 +7,20 +0,6% -26,8%

OBX Oslo 1.091,85 +32,95 +3,1% +2,2%

PX Prag 1.248,72 +24,96 +2,0% -12,4%

OMXS-30 Stockholm 1.930,50 +26,68 +1,4% -20,2%

WIG-20 Warschau 1.669,48 +49,35 +3,0% -26,4%

ATX Wien 2.898,81 +36,36 +1,3% -25,1%

SMI Zuerich 11.010,18 +28,09 +0,3% -14,5%

* zu Vortagsschluss

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 1,21 +0,08 +1,39

US-Zehnjahresrendite 3,00 +0,08 +1,49

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:30 Fr, 17:34 % YTD

EUR/USD 1,0164 +0,8% 1,0089 1,0091 -10,6%

EUR/JPY 140,46 +0,5% 139,48 139,81 +7,3%

EUR/CHF 0,9923 +0,7% 0,9846 0,9869 -4,4%

EUR/GBP 0,8476 -0,3% 0,8489 0,8507 +0,9%

USD/JPY 138,20 -0,3% 138,25 138,53 +20,1%

GBP/USD 1,1991 +1,0% 1,1887 1,1865 -11,4%

USD/CNH (Offshore) 6,7514 -0,2% 6,7549 6,7666 +6,3%

Bitcoin

BTC/USD 22.464,50 +6,9% 21.954,74 20.855,24 -51,4%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 101,88 97,59 +4,4% 4,29 +41,2%

Brent/ICE 105,87 101,16 +4,7% 4,71 +41,3%

GAS VT-Schluss +/- EUR

Dutch TTF 159,41 160,80 -0,1% -0,16 +35,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.711,29 1.707,70 +0,2% +3,59 -6,5%

Silber (Spot) 18,88 18,70 +1,0% +0,18 -19,0%

Platin (Spot) 871,55 848,75 +2,7% +22,80 -10,2%

Kupfer-Future 3,35 3,23 +3,6% +0,12 -24,6%

YTD zu Vortagsschluss

===

DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

July 18, 2022 12:11 ET (16:11 GMT)

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