28.11.2014 11:04:34
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MÄRKTE EUROPA/Einbruch des Ölpreises belastet
Von Manuel Priego Thimmel
Der Einbruch des Ölpreises führt am Freitagvormittag zu Abgaben an Europas Börsen. Die OPEC-Länder konnten sich auf ihrer Sitzung am Vortag nicht auf eine Drosselung der Förderquoten einigen. Der Erdölpreis brach daraufhin um mehr als 6 Prozent ein und zog auch den Gaspreis mit in den Keller. Grundsätzlich stellen fallende Rohstoffpreise zwar positive Nachrichten für die Konjunktur und die zukünftigen Unternehmensgewinne. Für die betroffenen Sektor bedeuten die nachgebenden Preise aber einen schweren Belastungsfaktor.
Der Dax gibt 0,5 Prozent auf 9.922 Punkte nach. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 Prozent auf 3.226 nach unten. Der Öl- und Gassektor gibt gleich um 4,3 Prozent nach. Nach Einschätzung der Commerzbank droht ein erhebliches Überangebot an den Ölmärkten. Die OPEC habe mit der Bestätigung ihres Produktionsziels klar gezeigt, dass sie noch nicht bereit sei, ihre Marktanteile zu opfern, um das Angebot an die Nachfrage anzupassen, so Analystin Barbara Lambrecht. Barclays schließt einen kurzfristigen Rückgang bei Brent auf 64 Dollar das Barrel nicht aus. Aktuell notiert Brent bei knapp 72 Dollar.
Die Anleger warten nun auf die Bekanntgabe der europäischen Verbraucherpreise für die Eurozone. Analysten erwarten im November einen Preisanstieg von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach zuvor 0,4 Prozent. Am Vortag fielen die Preisdaten aus Deutschland und Spanien enttäuschend aus. Sollten die Daten erneut auf niedrigem Niveau enttäuschen, dürfte die Spekulationen befeuert werden, dass die EZB demnächst ein breit angelegtes Wertpapierkaufprogramm auflegen wird. Die nächste EZB-Sitzung findet in der kommenden Woche statt.
Auch der Chemiesektor kann sich dem fallenden Ölpreis nicht entziehen und gibt 1,2 Prozent nach. Im DAX verlieren BASF-Aktien 3,3 Prozent. "Der Kursrutsch begann gestern Nachmittag absolut zeitgleich mit dem Preisverfall bei Öl", sagt ein Händler. Die Societe Generale merkt hierzu an: "BASF ist der einzige große Chemiekonzern, der noch immer ein bedeutendes Öl- und Gasgeschäft hat". Dies mache etwa ein Fünftel der Gewinne aus. "Ein niedriger Ölpreis ist negativ", lautet das Fazit der Analysten. LANXESS geben 1,9 Prozent nach.
Gewinner des Ölpreiseinbruchs sind die Fluggesellschaften. Treibstoffkosten stellen für die Airlines einen der größten Kostenpunkte überhaupt dar. Der Reisesektor steigt europaweit 2,1 Prozent und ist damit mit großem Abstand der Gewinner an den Börsen. Im DAX zieht das Lufthansa-Papier 4,5 Prozent an. Hier stützt neben dem Ölpreis auch eine Kaufempfehlung der UBS. Aber auch TUI-Aktionäre dürfen sich freuen - für die Aktie geht es 1,6 Prozent nach oben.
Rio Tinto scheren aus der Reihe und legen gegen den Trend schwacher Rohstoffwerte zu. Vor dem Investorentag hat der CEO Sam Walsh gesagt, man wolle trotz fallender Eisenerzpreise im kommenden Jahr mehr an die Aktionäre ausschütten. "Das will man am Markt natürlich hören in operativ schwierigen Zeiten", sagt ein Händler. Rio Tinto steigen 0,6 Prozent. Dagegen werden Ölwerte abverkauft: Royal Dutch Shell verlieren 2,6 Prozent, BP 3,2 Prozent, ENI 2,8 Prozent und TOTAL 4,2 Prozent.
Der gegenwärtig alles dominierende Ölpreisverfall hinterlässt auch bei E.ON seine Spuren, wie ein Händler sagt: "RWE trennt sich ja gerade vom künftig unlukrativen Ölgeschäft. Aber bei E.ON dürften hier die Erträge stark nachgeben". Die Societe Generale schätzt, dass bei einem Ölpreis von 70 US-Dollar je Barrel der Gewinn je Aktie von E.ON im kommenden Jahr um 7 Prozent belastet wird, 2016 um 12 Prozent und 2017 um 9 Prozent. Für 2015 sei E.ON im Fördergeschäft zu 50 Prozent gehedgt. E.ON verlieren 1,1 Prozent. RWE geben dagegen nur 0,1 Prozent.
Leicht positiv für Deutsche Telekom und Orange sieht ein Händler eine Meldung, wonach Hutchison Whampoa entweder für Everything Everywhere (EE) oder für O2 noch in diesem Jahr ein Angebot unterbreiten will. Derzeit verhandelt die BT Group mit EE und O2 über eine Übernahme. "Wer von BT am Ende nicht übernommen wird, für den will dann Hutchison bieten", erläutert ein Händler die Sachlage. Sollte dies EE sein, wäre dies positiv für Deutsche Telekom und Orange, denen EE gemeinsam gehöre. Deutsche Telekom liegen 0,2 Prozent vorn, Orange 0,6 Prozent.
Am Devisenmarkt rückt das Goldreferendum in der Schweiz am kommenden Wochenende in den Blick. Sollten die Eidgenossen für die Initiative stimmen, müsste die Schweizer Notenbank (SNB) den Goldanteil in der Bilanz massiv ausbauen. Beobachter sind sich uneins, ob die SNB dann noch willens wäre, den Euro-Mindestwechselkurs von 1,20 Franken zu verteidigen. Am Morgen notiert der Euro bei 1,2017. Bei der jüngsten Umfrage lag das "Nein"-Lager vorn. Der Vorsprung ist aber nicht gerade komfortabel, so die Commerzbank, zumal der Anteil derer, die noch unentschieden sind, mit 15 Prozent noch recht hoch war.
=== DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Do, 17.55 Uhr EUR/USD 1,2436 -0,2% 1,2463 1,2475 EUR/JPY 146,99 +0,1% 146,91 146,92 EUR/CHF 1,2019 +0,0% 1,2018 1,2020 USD/JPY 118,18 +0,2% 117,89 117,78 GBP/USD 1,5705 -0,1% 1,5721 1,5724 === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.comDJG/mpt/flf
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November 28, 2014 04:34 ET (09:34 GMT)
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