16.03.2023 14:55:41

MÄRKTE EUROPA/EZB liefert wie angekündigt großen Zinsschritt

FRANKFURT (Dow Jones)--Extreme Schwankungen begleiten die europäischen Aktienmärkte in dieser Woche. Nach dem massiven Abverkauf am Vortag ging es am Donnerstag zunächst deutlich nach oben. Jedoch sind die Indizes von den Tageshochs schon wieder deutlicher zurückgekommen. Die Nachricht, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) der angeschlagenen Credit Suisse finanziell unter die Arme greift, beruhigt die Nerven vieler Investoren. Doch nicht gänzlich, denn fällt die Aktie der CS in Richtung 2 Franken, was momentan der Risikoseismograph für die Finanzmärkte zu sein scheint, steigt sofort die Bereitschaft, den europäischen Bankenbasket zu verkaufen.

Am frühen Nachmittag hob die Europäische Zentralbank die Leitzinsen um 50 Basispunkte an und lieferte den damit angekündigten großen Zinsschritt. Während im Anleihe- und Devisenhandel relativ gelassen auf die Entscheidung reagiert wurde, kam der DAX kurz etwas unter Druck. "So positiv das EZB-Statement für die Rentenmärkte auch ist. Am Aktienmarkt verstärken die Worte der EZB die Angst vor einer weiteren Verschärfung der Bankenkrise", heißt es dazu von Thomas Altmann, Portfoliostratege bei QC Partners.

Der DAX gewinnt 0,6 Prozent auf 14.826 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt um 0,8 Prozent auf 4.067 Punkte zu. In Zürich zieht der SMI um 0,5 Prozent an, dort wird das Rettungspaket für die Credit Suisse gefeiert. Die Aktien der angeschlagenen Großbank erholen sich deutlich.

Credit Suisse will sich bis zu 50 Mrd Franken von der SNB leihen

Die Credit Suisse greift nach der von der Notenbank der Schweiz ausgeworfenen Rettungsleine. Die Bank kündigte in der Nacht zum Donnerstag an, sich bei der SNB bis zu 50 Milliarden Franken zu leihen. Die Credit-Suisse-Aktie, die am Mittwoch knapp ein Viertel ihres Wertes eingebüßt hatte, steigt um 21,8 Prozent. Die Credit Suisse kämpft schon länger mit Problemen und einem Vertrauensverlust. Nachdem die Bank am Dienstag Bilanzierungsschwächen eingeräumt hatte, schloss am Mittwoch der Großaktionär Saudi National Bank weitere Investitionen in die angeschlagene Bank aus, weil eine größere Beteiligung zusätzliche regulatorische Hürden mit sich bringen würde.

Am Vorabend stellten sowohl die SNB als auch die Finanzmarktaufsicht Finma klar, dass die Credit Suisse die für systemrelevante Banken geltenden Anforderungen an Kapital und Liquidität erfüllt. Berichten zufolge hatte die Bank die Behörden am Mittwoch um ein öffentliches Zeichen der Unterstützung ersucht. "Die Notenbanken wollen die aktuelle Krise offensichtlich beenden, bevor sie weitere Institute infizieren kann", sagt Vermögensverwalter Altmann.

EZB zieht Zinserhöhung voll durch

Dass die Europäische Zentralbank trotz der aktuellen Finanzmarktturbulenzen an der im Februar in Aussicht gestellten Zinserhöhung keine Abstriche macht, zeigt für Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, dass sie der Preisstabilität klare Priorität gibt und darin eine unabdingbare Voraussetzung für stetiges Wachstum und stabile Finanzmärkte sieht. Die Notwendigkeit eines solchen Zinsschritts zum jetzigen Zeitpunkt sei jedoch fraglich, denn die Rückschläge an den Finanzmärkten haben die Finanzierungsbedingungen in der Wirtschaft teils erheblich verschlechtert und sie werden - zusammen mit niedrigeren Ölpreisen - die Nachfrage und die Inflation kurzfristig dämpfen. Sehr wichtig sei die klare Botschaft der EZB an die Marktteilnehmer, dass sie über wirksame Politikinstrumente verfüge, um zusätzliche Liquidität bereitzustellen und eine Ausweitung der aktuellen Krise zu verhindern. Eine Ankündigung weiterer Zinsschritte wäre angesichts der Unsicherheit über die weitere Finanzmarktentwicklung und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Inflation nicht sinnvoll gewesen.

Immobilien-Aktien auf der Verliererseite

Für die Aktie von Eon geht es um 3,6 Prozent nach oben, nachdem einige Analysten sich nach den Zahlen am Vortag positiv geäußert haben. Auf der anderen Seite fallen Vonovia um 4,0 Prozent, hier wird an der Börse seit längerem gerätselt, wie hoch die Dividende in diesem Jahr ausfällt. Nun hat auch Konkurrent Grand City Properties die Dividende gestrichen, der Kurs bricht um 8,5 Prozent ein.

Im MDAX fallen TAG Immobilien um 5,0 Prozent. Das Unternehmen streicht ebenfalls die Dividende. Der FFO I sowie die Netto-Ist-Mieten haben die Erwartungen nicht ganz erreicht, dafür ist das bereinigte EBITDA etwas besser ausgefallen. Der Ausblick für das Jahr 2023 wurde bestätigt. Aroundtown (-9,6%) werden mitverkauft, auch Deutsche Wohnen (-2%) fallen zurück.

Siemens Energy steigen um 2,7 Prozent. Das Unternehmen hat sich knapp 1,3 Milliarden Euro besorgt, die Kapitalerhöhung war erwartet worden und dient der Refinanzierung der Komplettübernahme von Siemens Gamesa.

Deliveroo fallen nach Veröffentlichung der Geschäftszahlen um 2,7 Prozent. Die Viertquartalszahlen sind im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Der Ausblick ist hingegen durchwachsen. Während das Ziel für das bereinigte EBITDA den Schätzungen entspreche, sieht die Citigroup bei der Bruttomarge leichten Revisionsbedarf nach unten bei den Marktschätzungen.

Morphosys steigen - aber Monjuvi-Ausblick bleibt zurück

Morphosys klettern um 3,6 Prozent. Die Erlöse im vergangenen Jahr beliefen sich auf 278,3 Millionen Euro und lagen damit über der Schätzung von Morgan Stanley von 258 Millionen Euro aus einer Studie vom Januar. Der operative Verlust lag bei 220,7 Millionen Euro, die Analysten hatten mit 233 Millionen gerechnet. In der Finanzprognose 2023 erwartet Morphosys einen Monjuvi-Netto-Produktumsatz in den USA von 80 bis 95 Millionen Dollar - der Konsens erwartet aber laut Morgan Stanley 109 Millionen Dollar.

Für Vossloh geht es im 2,0 Prozent nach unten. Das Unternehmen hat laut Jefferies starke Viertquartalszahlen vorgelegt. Die EBIT-Marge von 8 Prozent liege klar über den Schätzungen der Analysten wie auch der Markterwartung. Belastend wirkt indes der Ausblick. Diesen stufen die Analysten als enttäuschend ein.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.066,94 +0,8% 32,02 +7,2%

Stoxx-50 3.735,32 +0,1% 3,33 +2,3%

DAX 14.826,34 +0,6% 91,08 +6,5%

MDAX 26.738,69 -0,2% -52,03 +6,5%

TecDAX 3.196,82 +0,6% 19,73 +9,4%

SDAX 12.871,54 +0,2% 24,06 +7,9%

FTSE 7.366,41 +0,3% 21,96 -1,4%

CAC 6.944,18 +0,8% 58,47 +7,3%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,18 +0,06 -0,39

US-Zehnjahresrendite 3,42 -0,04 -0,46

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:05 Uhr Mi, 17:19 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0618 +0,4% 1,0598 1,0531 -0,8%

EUR/JPY 140,36 -0,5% 140,90 139,76 0%

EUR/CHF 0,9836 -0,2% 0,9853 0,9739 -0,6%

EUR/GBP 0,8783 +0,1% 0,8785 0,8759 -0,8%

USD/JPY 132,21 -0,9% 132,92 132,68 +0,8%

GBP/USD 1,2090 +0,3% 1,2072 1,2024 -0,0%

USD/CNH (Offshore) 6,9002 +0,1% 6,8997 6,9081 -0,4%

Bitcoin

BTC/USD 24.885,91 +1,6% 24.542,81 24.268,46 +49,9%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 66,86 67,61 -1,1% -0,75 -17,0%

Brent/ICE 72,92 73,69 -1,0% -0,77 -14,6%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 42,12 42,91 -1,8% -0,79 -42,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.925,66 1.920,42 +0,3% +5,24 +5,6%

Silber (Spot) 21,82 21,80 +0,1% +0,02 -9,0%

Platin (Spot) 966,83 964,45 +0,2% +2,38 -9,5%

Kupfer-Future 3,88 3,86 +0,6% +0,02 +1,8%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

March 16, 2023 09:55 ET (13:55 GMT)

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Aktien in diesem Artikel

Aroundtown SA 3,13 0,61% Aroundtown SA
Deliveroo 1,78 0,68% Deliveroo
E.ON SE 12,16 0,62% E.ON SE
E.ON sp. ADRs 11,90 -1,65% E.ON sp. ADRs
Grand City Properties S.A. 12,45 0,32% Grand City Properties S.A.
Morphosys AG (spons. ADRs) 16,70 3,73% Morphosys AG (spons. ADRs)
MorphoSys 67,80 -0,95% MorphoSys
Siemens Energy AG 50,92 1,19% Siemens Energy AG
TAG Immobilien AG 15,73 -1,38% TAG Immobilien AG
Vonovia SE (ex Deutsche Annington) 31,33 0,42% Vonovia SE (ex Deutsche Annington)
Vossloh AG 42,25 1,32% Vossloh AG

Indizes in diesem Artikel

DAX 19 626,45 1,03%