08.07.2014 19:00:31

MÄRKTE EUROPA/Konjunkturskepsis vor Alcoa - Bankenwerte belasten

   Von Michael Denzin

   Kräftig im Minus sind Europas Börsen am Dienstag aus dem Handel gegangen. Die Konjunkturfreude der vergangenen Woche hat sich in Luft aufgelöst. Vor allem der Beginn der US-Berichtssaison sorgte für Zurückhaltung. Nach Handelsende wird sie an Wall Street traditionell mit dem US-Aluminiumkonzern Alcoa eingeläutet. Zudem belasteten negative Nachrichten von Air France-KLM und der Commerzbank. Der Dax fiel um 1,4 Prozent auf 9.773 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gab ebenfalls 1,4 Prozent nach auf 3.184 Zähler.

   Vor allem bei europäischen Aktien sind Anleger derzeit vorsichtig. Die zuletzt Mut machenden Konjunkturdaten aus den USA und China fanden bislang kaum Widerhall in Europa. Eher sprachen die Stimmungsindikatoren dafür, dass Europas Wirtschaft schon ihren Höhepunkt erreicht hat. So war der deutsche ifo-Geschäftsklimaindex im Juni unlängst erneut gefallen und Auftragseingänge sowie Industrieproduktion schwächelten ebenfalls. Auch der starke Euro dürfte sich weiterhin als Problem erweisen.

   Konjunkturzyklische Titel gaben daher überproportional ab. Im DAX zählten Siemens mit 2 Prozent, Deutsche Post mit 1,9 Prozent, HeidelbergCement mit 2 Prozent und K+S mit 2,4 Prozent zu den klaren Verlierern. Unter den Automobilwerten fielen VW 2 Prozent, Peugeot-Citroen gaben mit fast 4 Prozent am stärksten nach; der Branchenindex fiel um 1,9 Prozent - der Bausektor um 2 Prozent, Saint-Gobain sogar 3,4 Prozent.

   Commerzbank fielen um 5,6 Prozent und damit den niedrigsten Stand seit sieben Wochen. Der Rechtsstreit mit den US-Behörden wegen Geschäften mit dem Iran und dem Sudan könnte die Bank mehr als 500 Millionen Dollar kosten. An der Börse weckte dies Erinnerungen an die Milliardenstrafe gegen die BNP Paribas. Die Analysten von Morgan Stanley befürchteten, dass sich die Strafzahlungen der Banken in den USA und Europa in den kommenden drei Jahren auf bis zu 75 Milliarden Dollar belaufen könnten. Dies zog den ganzen Sektor in Europa um 2,2 Prozent nach unten. Deutsche Bank fielen um 2,1 Prozent.

   Unter den Fluglinienwerten brachen Air France-KLM nach einer Gewinnwarnung zeitweise um 10 Prozent ein und rissen den entsprechenden Sektor nach unten. Zum Börsenschluss standen noch 8,7 Prozent Minus zu Buche. Auch IAG, die Mutter von British Airways und Iberia, fielen um 7 Prozent. Lufthansa gaben 3,8 Prozent nach, Air Berlin um 3,9 Prozent.

   Air France-KLM hatte ihren Gewinnausblick für 2014 um rund 10 Prozent gesenkt. Das Unternehmen verwies auf die schwache Nachfrage und einen Umsatzeinbruch im Geschäft in Venezuela. Der Verkauf von Flugscheinen in dem Land zahle sich wegen der gefallenen Landeswährung Bolivar nicht mehr aus. Zudem kommt die Airline wegen strikter Kapitalverkehrskontrollen nicht an ihr Geld.

   "Die Gewinnwarnung der Lufthansa war noch als Einzelfall gesehen worden, jetzt sieht es wieder nach einem Sektorproblem aus", sagte ein Händler. Der Sektor der Reiseunternehmen und Fluglinien war mit einem Minus von 2,6 Prozent das Schlusslicht unter Europas Branchen.

   Im MDAX standen Bilfinger mit 3,5 Prozent und SGL Carbon, DMG Mori Seiki und Leoni mit je rund 3 Prozent auf der Verkaufsliste. Sky Deutschland fielen 4,3 Prozent. Hier belastete weiterhin die Sorge, mit Constantin Medien künftig einen Wettbewerber um die Bundesligarechte zu erhalten.

   Philips standen in Europa trotz eines schlechten Zwischenberichts der Medizintechniksparte an der Spitze der Kursgewinner. "Der Konzern zieht die Konsequenzen und tauscht den Bereichsvorstand aus", sagte ein Marktteilnehmer. Nach der jüngsten Ankündigung, die Lichtsparte auszulagern, werte der Markt dies als Zeichen für eine neue und härtere Gangart im Konzern. Die Aktien stiegen zeitweise 3,5 Prozent und schlossen gegen den Trend 1,4 Prozent höher.

   Die eigentlich konjunktursensible Branche der Rohstoffwerte gab nur 0,8 Prozent nach. Hier stützten die Hochstufung des Sektors durch Barclays und die erhöhten Kursziele diverser Minenwerte durch Morgan Stanley.

   Europäische Schlussstände von Dienstag, den 8. Juli 2014:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.184,38 -46,54 -1,4% +2,4% Stoxx-50 3.013,09 -35,74 -1,2% +3,2% Stoxx-600 339,99 -4,81 -1,4% +3,6% XETRA-DAX 9.772,67 -133,40 -1,3% +2,3% FTSE-100 London 6.738,45 -85,06 -1,2% -0,2% CAC-40 Paris 4.342,53 -63,23 -1,4% +1,1% AEX Amsterdam 409,76 -4,36 -1,1% +2,0% ATHEX-20 Athen 384,86 -17,15 -4,3% +0,0% BEL-20 Bruessel 3.125,06 -34,66 -1,1% +6,9% BUX Budapest 18.329,79 -211,46 -1,1% -1,3% OMXH-25 Helsinki 2.906,01 -41,76 -1,4% +2,5% ISE NAT. 30 Istanbul 95.262,68 -156,72 -0,2% +15,5% OMXC-20 Kopenhagen 734,65 -8,88 -1,2% +19,4% PSI 20 Lissabon 6.714,35 -204,03 -3,0% -0,7% IBEX-35 Madrid 10.689,10 -199,40 -1,8% +7,8% FTSE-MIB Mailand 20.700,53 -572,69 -2,7% +9,1% RTS Moskau 1.393,59 +8,35 +0,6% -3,4% OBX Oslo 567,32 -8,35 -1,5% +12,7% PX Prag 933,64 -18,28 -1,9% -5,6% OMXS-30 Stockholm 1.381,59 -15,52 -1,1% +3,6% WIG-20 Warschau 2.360,91 -17,97 -0,8% -1,7% ATX Wien 2.383,25 -44,54 -1,8% -6,4% SMI Zuerich 8.554,51 -58,26 -0,7% +4,3%

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.25 Uhr Mo, 17.45 Uhr EUR/USD 1,3611 0,08% 1,3600 1,3604 EUR/JPY 138,23 -0,18% 138,48 138,55 EUR/CHF 1,2151 -0,02% 1,2154 1,2156 USD/JPY 101,55 -0,27% 101,83 101,85 GBP/USD 1,7133 0,01% 1,7131 1,7128 === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/mod/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   July 08, 2014 12:31 ET (16:31 GMT)

   Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 31 PM EDT 07-08-14

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