Neue OZ: Kommentar zu Einzelhandel / Tarife

Sieg auf ganzer Linie für Verdi: Die Gewerkschaft hat im Tarifkonflikt des Einzelhandels Eckpunkte erstritten, die weit über Baden-Württemberg hinaus Strahlkraft haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch andernorts der Widerstand der Arbeitgeber bröckelt.

Die Erfolgsmeldung aus dem Südwesten Deutschlands reiht sich ein in eine Serie positiver Nachrichten für Verdi. Erst kürzlich verkündete Vorsitzender Frank Bsirske, dass die Dienstleistungsgewerkschaft einen Mitgliederzuwachs verzeichnen konnte. Ähnliches gilt für den gesamten Deutschen Gewerkschaftsbund.

Ist das schon die Renaissance der Gewerkschaften, die in den vergangenen Jahrzehnten stark an Macht verloren haben? Zumindest ist ein Bedeutungsgewinn zu erkennen. Und das hat sich die Arbeitgeberseite selbst zuzuschreiben, wie das Beispiel Einzelhandel zeigt: Die sture Haltung im Tarifkonflikt hat die eigenen Belegschaften auf die Barrikaden gebracht. Als der Manteltarifvertrag gekündigt wurde, traten auf einen Schlag 28 000 Angestellte der Gewerkschaft bei.

Zugleich weiß Verdi die Öffentlichkeit auf ihrer Seite, wenn sie Niedriglöhne und unzumutbare Arbeitsbedingungen anprangert.

Sehenden Auges stolperten die Unternehmen eines nach dem anderen in die Skandalfalle. Trotzdem fechten sie nach wie vor den Wettbewerb auf dem Rücken der Angestellten aus. Solange diese Strategie fortgesetzt wird, dürfte Verdi weiter von Erfolg zu Erfolg eilen.

Dirk Fisser

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