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10.03.2017 20:46:41

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Börsen-Zeitung: Angst vor Le Pen, Marktkommentar von Christopher

Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Gemessen an den potenziellen Risiken, die von

den anstehenden Wahlen in Europa ausgehen, schlagen sich die

Aktienmärkte der Region recht wacker. So haben der Euro Stoxx 50 und

der Dax seit Jahresbeginn um 3,8% und 4,2% zugelegt. Allerdings

hinken sie nach wie vor der Entwicklung des US-Aktienmarktes

hinterher, dessen Hauptindex S&P500 mit 5,7% im Plus liegt. Gehemmt

werden die europäischen Aktienmärkte von der Angst vor einem Wahlsieg

von Marine Le Pen bei den französischen Präsidentschaftswahlen. Kein

Wunder, dass der Rückstand des französischen Index CAC40 noch ein

Stück größer ist. Er erreichte am Freitag bei 5022 Punkten zwar den

höchsten Stand seit dem August 2015, sein Plus im Vergleich zu Ende

2016 beträgt jedoch lediglich 2,7%.

Daraus könnten sich in den kommenden Wochen Chancen ergeben. Denn

die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs von Le Pen scheint gering. Das

wurde zwar auch vom Pro-Brexit-Votum und einem Wahlerfolg von Donald

Trump angenommen. Strategen verweisen jedoch darauf, dass die

Ausgangslage in Frankreich ganz anders aussieht. Le Pen hat in den

Umfragen einen deutlich größeren Rückstand als die Brexit-Befürworter

und Donald Trump. Damit Le Pen Präsidentin werden kann, müssten die

Abweichung des Wahlergebnisses von den Umfragen mehr als dreimal so

hoch ausfallen wie beim Brexit-Referendum, wie Credit Suisse betont.

Die Deutsche Bank schätzt die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs der

Front-National-Kandidatin auf weniger als 30%, und UBS zitiert eine

Umfrage, nach der sich Emmanuel Macron in der entscheidenden zweiten

Wahlrunde mit 59% klar vor Le Pen durchsetzen würde.

Wenig Macht

Hinzu kommt, dass Le Pen, wenn sie sich überraschend doch

durchsetzen würde, mit wenig Macht ausgestattet wäre. Denn der Front

National hat keine Parlamentsmehrheit. Credit Suisse zufolge wird die

Partei bei den Parlamentswahlen nur rund 10% der Sitze gewinnen, im

Senat noch weniger. Das hat gravierende Folgen. So müsste sie sich

mit einem von einer Mehrheit getragenen Premierminister einer anderen

Partei abfinden, und dieser kann nur durch das Parlament entlassen

werden. Auch kann kein Gesetz ohne Zustimmung des Parlaments und/oder

des Premierministers erlassen werden. Deren Gesetzesentwürfe wiederum

muss der Präsident nach spätestens 15 Tage unterzeichnen. Mehrfache

Versuche, Gesetzesentwürfe zu blockieren, können ein

Amtsenthebungsverfahren zur Folge haben. Auch die Chancen, ein

Referendum über den EU-Verbleib durchzusetzen, sind gering, abgesehen

davon, dass es in der französischen Bevölkerung keine Mehrheit für

den Austritt gibt.

Doch was folgt daraus für die Finanzmärkte und die Investoren?

Anders als in Bezug auf den Wahlausgang gehen die Meinungen hier

auseinander. Credit Suisse hat kürzlich die Gewichtung europäischer

Banken erhöht, da sie davon ausgeht, dass das politische Risiko zu

steigenden Bundesanleiherenditen führen wird. Vor allem französische

Banken sind ihrer Einschätzung nach billig. Zudem würden auch

Lebensversicherer der Bank zufolge von einer steileren Zinskurve

profitieren. Daneben hat das Institut den französischen Aktienmarkt

von neutral auf leichte Übergewichtung hochgestuft. Der Euro Stoxx50

(aktuell bei 3416) wird der Bank zufolge ein Gewinner einer

Niederlage Le Pens sein; als Ziel für die Jahresmitte werden 3500

Punkte genannt.

Skeptisch ist dagegen die Deutsche Bank. Mit einem gleitenden

Zwölfmonats-KGV von 15 habe die Zunahme der politischen Sorgen im

zurückliegenden Monat nicht zu einem signifikanten Bewertungsabschlag

geführt. Das Institut glaubt, das eine Niederlage Le Pens zu einer

Aufwertung des Euro und steigenden Realzinsen führen könnte. Beides

wäre für Aktien negativ. Zudem sei die robuste ökonomische

Wachstumsdynamik, die sich wahrscheinlich nicht auf dem aktuellen

Niveau halten werde, bereits eingepreist. Dies und weitere Gründe

bedeuten nach Meinung der Deutschen Bank, dass das Aufwärtspotenzial

überschaubar ist.

Im Unterschied zum Abwärtspotenzial im Fall eines

Le-Pen-Wahlsiegs. Hierin besteht unter den Strategen wieder

Einigkeit. Die Deutsche Bank glaubt, dass die europäischen

Aktienmärkte um 15% sinken würden. Die Verluste würden sich auf 20%

bzw. 25% erhöhen, wenn es Le Pen gelänge, ein Referendum abzuhalten

bzw. wenn diesem auch noch eine Mehrheit zustimmt. Credit Suisse geht

von Einbußen von rund 25% aus, sollte Le Pen gewinnen und ihre Agenda

vollständig umsetzen können.

OTS: Börsen-Zeitung

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