02.07.2014 20:45:48

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Börsen-Zeitung: Defensivbündnis, Kommentar zur geplanten

Rüstungsfusion von Stefan Kroneck

Frankfurt (ots) - Aus Frust über die gescheiterte Fusion von BAE

Systems und EADS sprach Tom Enders vor einem Jahr davon, dass es ein

"Europa der Verteidigung" nicht gebe. Widerspricht der geplante

Zusammenschluss der Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann und Nexter

nicht der These des Chefs der Airbus Group, die bis Ende 2013 noch

als EADS firmierte? Schließlich wollen doch die Münchner mit ihrem

französischen Wettbewerber eine Panzerschmiede nach dem Vorbild von

Airbus formen.

Allerdings liegen die Dimensionen beider Vorhaben weit

auseinander: Während der von Deutschen und Franzosen dominierte

Luftfahrt- und Rüstungskonzern zusammen mit seinem britischen Rivalen

einen Industriegiganten mit 70 Mrd. Euro Jahresumsatz bilden wollte,

kämen beide Panzerbauer auf nur 2 Mrd. Euro. Ein großer europäischer

Wurf im Verteidigungsbereich sieht anders aus.

Dennoch folgen Krauss-Maffei und Nexter der gleichen ökonomischen

Logik wie EADS und BAE Systems: In Westeuropa bricht das

Rüstungsneugeschäft wegen umfangreicher Budgetkürzungen der Staaten

im Verteidigungssektor weg. Um dies zu kompensieren, setzen die

europäischen Waffenhersteller vor allem auf die aufstrebenden

asiatischen Schwellenländer und die reichen arabischen Staaten.

Allerdings treffen sie im Exportgeschäft auf die starke Konkurrenz

aus den USA, aus Russland und China. Das fördert den

Konsolidierungsdruck in Europa. Daher wäre auch die Panzerallianz ein

Defensivbündnis.

Die finale Entscheidung, ob der Plan umgesetzt werden kann, wird

aber nicht in den Konzernzentralen getroffen, sondern hängt von

Paris, Berlin und Brüssel ab. Das bisherige jahrelange Tauziehen

zwischen beiden Hauptstädten in dieser Sache ist mit der von den

Unternehmen unterzeichneten Absichtserklärung nicht beendet,

wenngleich beide Regierungen signalisierten zuzustimmen. Wie so oft

geht es um Industriepolitik in einem Schlüsselsektor mit hoher

nationaler Sicherheitsrelevanz. Das birgt politischen Sprengstoff.

Aufgrund sich überlappender Geschäfte wären Einschnitte in beiden

Firmen unumgänglich. Das hochsensible Thema Standortpolitik brachte

bereits Enders' Vorhaben mit BAE Systems zum Scheitern, als

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Herbst 2012 ihr Veto einlegte.

Zugleich könnte die Absicht von Paris, sich wegen der bislang vom

Staat dominierten Nexter-Gruppe bei einem neuen Gebilde eine Goldene

Aktie einrichten zu lassen, die EU-Kommission auf den Plan rufen. Die

Fusion hat daher noch einige Risiken.

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