05.02.2016 19:41:10

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Börsen-Zeitung: Die Zuversicht schwindet, Marktkommentar von

Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Wohl dem, der zum Jahreswechsel gegen den Strom

geschwommen ist und stärker auf Staatsanleihen als auf die hoch

favorisierten Aktien gesetzt hat. Denn gemessen an den in den meisten

Investmentausblicken auf das laufende Jahr getroffenen Aussagen über

die relative Attraktivität von Aktien und Anleihen haben die Märkte

in den ersten fünf Wochen für eine faustdicke Überraschung gesorgt.

Wird der entsprechende GRex-Anleihenindex zugrunde gelegt, konnten

Investoren mit zehnjährigen Bundestiteln einen Ertrag von 3,2%

einfahren. Ähnlich gut sind die Ergebnisse, die mit anderen

vermeintlich sicheren Anlagen wie Gold, das in US-Währung um 8,8%

gestiegen ist, gearbeitet haben. Sogar der Yen profitierte mit einer

Aufwertung zum Dollar um 2,7% von der Flucht in Sicherheit, und das,

obwohl die japanische Zentralbank die Einführung von Negativzinsen

angekündigt hat.

Dagegen haben Risiko-Assets wie Credits, Rohstoffe wie

insbesondere Öl und Industriemetalle sowie nicht zuletzt Aktien

bislang das Nachsehen. Einen negativen Ertrag von 13,6% haben Anleger

mit dem Dax, der am Freitag bei 9286 schloss, seit Jahresbeginn

erwirtschaftet. Zuletzt sorgte hier die Befestigung des Euro für

zusätzlichen Druck. Ferner haben in den zurückliegenden Tagen

zunehmende Befürchtungen über eine deutliche Abkühlung der

Weltwirtschaft belastet. Schon seit längerem grassiert die Sorge,

dass die US-Wirtschaft, deren Konjunkturzyklus sich in einem sehr

fortgeschrittenen Stadium befindet, auf eine Rezession zusteuern

könnte. Enttäuschende Daten wie deutlich fallende Auftragseingänge

haben diese Ängste zuletzt zusätzlich geschürt. Der amerikanische

Arbeitsmarktbericht vom Januar hat in dieser Hinsicht am Freitag

keine neuen Erkenntnisse gebracht, sondern bot ein gemischtes Bild.

Die Zahl der neu geschaffenen Stellen blieb hinter den Erwartungen

zurück; hinzu kam eine Abwärtsrevision der Dezember-Zahl.

Andererseits ist die Arbeitslosenrate auf 4,9% gesunken, anstatt wie

erwartet bei 5% zu verharren, und die Löhne sind deutlich stärker

gestiegen als zuvor angenommen.

Unterdessen schwindet bei den Bankenstrategen zunehmend die

Zuversicht für die Aktienmärkte. Am Freitag erklärte die Commerzbank,

dass sie ihr Ultimo-Ziel für den Dax von 12.600 auf 11.200 Punkte

gesenkt hat. "Seit unserem Dax-Ausblick Anfang Dezember haben sich

einige Faktoren ungünstiger entwickelt als damals erwartet", so das

Institut. So setze der Einbruch des Ölpreises den US-Markt für

Hochzinsanleihen und den globalen Bankensektor unter Druck. Zudem

belaste die Aufwertung des Euro insbesondere gegenüber dem britischen

Pfund, dem Renminbi und anderen Emerging-Markets-Währungen die

Dax-Exportunternehmen.

Und auch das Wachstum in den USA, ein wichtiger Exportmarkt für

die Dax-Werte, habe sich abgeschwächt. Das neue Indexziel ergibt sich

aus einer Senkung der Prognose für die Dax-Unternehmensgewinne für

dieses Jahr um 5% und einer Reduktion der KGV-Prognose

(Kurs-Gewinn-Verhältnis). Sie wurde unter Hinweis auf das schwächere

weltweite Wachstum von 14 auf 13 gesenkt. "Kurzfristig könnte der Dax

in einem turbulenten ersten Quartal zwischen 8.800 und 10.000

schwanken. Doch mittelfristig halten wir ein negatives Dax-Szenario

wie im Jahr 2008 für unwahrscheinlich, da einige Faktoren weiter

positiv sind", so das Institut unter Hinweis auf ein starkes Wachstum

der Geldmenge M1 und niedrige Energiepreise. "Im aktuellen

Niedrigzinsumfeld erwarten wir wieder einen steigenden Dax, sobald

sichtbar wird, dass sich der Ölpreis stabilisiert und es in China

keinen Crash der Wirtschaft gibt."

Auch die BayernLB äußerte sich skeptischer. Alles in allem könnten

die Konjunkturdaten derzeit nicht den nötigen Katalysator für eine

nachhaltigere Erholung liefern. Unterstützende Einflüsse auf die

Aktienmärkte seien am ehesten von den Notenbanken zu erwarten. Zudem

hätten sich die Bewertungen wieder normalisiert, und Investoren seien

nicht mehr so offensiv positioniert wie zuvor. "Entwickelt sich die

Weltwirtschaft weiter stabil, was unserem Basisszenario entspricht,

eröffnet dies auf Jahressicht Erholungspotenzial. Auf Sicht der

nächsten Wochen bleiben wir vor dem Hintergrund der noch rückläufigen

Entwicklung der konjunkturellen Frühindikatoren jedoch noch defensiv

positioniert. Aufgrund der zahlreichen bestehenden Risikofaktoren

sehen wir auch die Risiken für unsere Aktienmarktprognosen derzeit

nach unten gerichtet." Noch erwartet das Institut den Index in sechs

Monaten bei 10.800 und in zwölf Monaten bei 11.600 Punkten.

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