30.03.2015 20:56:39

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Börsen-Zeitung: Energiewende konfus, Kommentar zu Irsching von Andreas

Heitker

Frankfurt (ots) - Das Gaskraftwerk Irsching wird immer mehr zum

Symbol dafür, dass mit der Energiewende irgendetwas schiefgelaufen

ist. Die Betreiber - Eon als Haupteigner sowie die Regionalversorger

HSE, Mainova und N-Ergie - haben jetzt angekündigt, die Blöcke 4 und

5 in einem Jahr vom Netz zu nehmen, - obwohl sie zu den modernsten

und effizientesten Gaskraftwerken weltweit gehören und obwohl in

Bayern in den nächsten Jahren Kraftwerkskapazitäten zum Ausgleich von

Sonnen- und Windeinspeisung dringend benötigt werden.

Irsching hat aber im gesamten Jahr 2014 keine einzige Stunde Strom

für den Markt produziert. Die niedrigen Strombörsenpreise auf der

einen und die niedrigen CO2-Preise auf der anderen Seite führen

nämlich dazu, dass Kohlekraftwerke bei Bedarf noch billiger sind. Nur

zur Stabilisierung des Netzes wurde das Vorzeigekraftwerk noch

genutzt. Denn die Unternehmen hatten mit dem Netzbetreiber Tennet

bilaterale Vereinbarungen getroffen, die eine gesonderte Entlohnung

für den Stand-by-Betrieb und den Einsatz vorsehen. Diese Vereinbarung

läuft in einem Jahr aus, daher mussten Eon & Co jetzt handeln.

Dass Irsching aber am 1. April 2016 für immer vom Netz geht, ist

dennoch kaum zu erwarten. Dazu ist die Anlage viel zu wichtig für die

Stabilität des süddeutschen Stromsystems. Tennet könnte die Blöcke

daher nun für systemrelevant erklären. Dann fielen sie unter die

Reservekraftwerksverordnung und müssten doch am Netz bleiben.

In dem Fall bekämen die Unternehmen zwar Geld dafür. Die

Verordnung berücksichtigt aber weder Abschreibungen noch

Kapitalkosten. Nur wenn dies geändert würde, könnten sich wohl auch

die Irsching-Betreiber mit einer solchen Lösung abfinden. Nicht ohne

Grund haben sie andernfalls schon einmal rechtliche Schritte

angedroht.

Die Situation ist verworren. Im Endeffekt geht es um die

Ausgestaltung von Kapazitätsmärkten, also eine außerhalb des Marktes

stattfindende Entlohnung des Kraftwerkssektors. Auch wenn es im

Bundeswirtschaftsministerium schon Vorschläge für die Einführung

eines kleinen Kapazitätsmarktes mit einer Leistung von 4 Gigawatt

gibt - die konkrete Einführung steht in den Sternen. Für Eon, HSE,

Mainova und N-Ergie wäre es jetzt eigentlich das Beste, Irsching

einzumotten und in fünf Jahren wieder zu reaktivieren. Technisch wäre

dies machbar. Vielleicht ist bis dahin das Schwarzer-Peter-Spiel

unter den Beteiligten ja beendet und die Rahmenbedingungen auf dem

Strommarkt sind neu gesetzt.

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