05.03.2015 20:20:47

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Börsen-Zeitung: Gefährliches Experiment, Kommentar zur EZB von Mark

Schrörs

Frankfurt (ots) - Jetzt geht es also los: Ab Montag kauft die

Europäische Zentralbank (EZB) in großem Stil Wertpapiere, vor allem

Staatsanleihen. Monat für Monat will sie so 60 Mrd. Euro ins

Finanzsystem pumpen. Da das Programm bis mindestens September 2016

laufen soll, ergibt sich die astronomische Summe von 1,14 Bill. Euro.

Die EZB wagt damit ein gigantisches geldpolitisches Experiment. Man

kann nur inständig hoffen, dass sich die schlimmsten Befürchtungen

nicht bewahrheiten, und beten, dass das Ganze schnellstmöglich endet

- auch schon vor September 2016.

Die Not, zu diesem letzten Mittel des Quantitative Easing (QE) zu

greifen, ist aktuell nicht gegeben: Die Wirtschaft nimmt dank des

billigeren Öls und des schwächeren Euro an Fahrt auf, eine Deflation

droht nicht. Nun argumentiert so mancher, dass nach Jahren des

Stop-and-go-Wachstums eine Überdosis Stimulus nicht schlecht sein

muss. Aber auch ein Zuviel kann mächtig schaden. Nicht zuletzt steigt

durch eine zu aktivistische, prozyklische Geldpolitik die Gefahr

finanzieller Boom-Bust-Zyklen. Welcher Schaden da droht, hat die

Finanzkrise bewiesen.

Vor allem aber sind Staatsanleihekäufe kein geldpolitisches

Instrument wie jedes andere, zumal in einer Währungsunion. Sie

verändern vor allem auch die Spielregeln: Die EZB droht immer mehr

zum Kreditgeber der letzten Instanz für die Euro-Staaten zu mutieren

- eine Rolle, die sie nicht einnehmen darf. Der laxe Umgang der

EU-Kommission mit dem notorischen Defizitsünder Frankreich muss für

die EZB ein Alarmsignal sein.

Auch deshalb ist es nicht nur irrsinnig, sondern auch fahrlässig,

wenn jetzt gar schon über eine Ausweitung der Käufe - Stichwort: QE2

- spekuliert wird. Die EZB muss sich auch hüten, zum Spielball der

Märkte zu werden. Und schon jetzt gibt es Zweifel, ob sie überhaupt

halten kann, was sie verspricht: Viele Investoren werden nicht

verkaufen können oder wollen. Vielleicht nicht anfangs, aber mit der

Dauer kann das zum großen Problem werden. Sicher, letztlich ist alles

eine Frage des Preises. Aber die EZB kann und darf kein Interesse

haben, Mondpreise zu zahlen.

Jetzt, da die EZB die rote QE-Linie überschreitet, ist die einzige

Hoffnung, dass sich der positive Trend der Wirtschaft festigt. Ist

das der Fall, sollte EZB-Chef Mario Draghi nachdenken, wie lange er

dieses Spiel spielen will. Im Oktober hat er selbst gesagt, die

Ausweitung der Notenbankbilanz sei kein Selbstzweck. Sie sei nur ein

Instrument - und entscheidend sei stets der Ausblick für die

Inflation. Wenn sich dieser früher aufhellt, sollte die EZB nicht

apodiktisch am QE-Ziel festhalten. Dann muss sich Draghi seiner

eigenen Worte erinnern.

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