15.09.2014 20:50:47

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Börsen-Zeitung: Überstürzt und unbesonnen, Kommentar zur Braubranche

von Martin Dunzendorfer

Frankfurt (ots) - Anheuser Busch Inbev, der weltgrößte

Brauereikonzern, scheint ernst zu machen. Dem Wall Street Journal

zufolge arbeiten die für ihre aggressiven Zukäufe bekannten Belgier

an einer 75 Mrd. Pfund (94,25 Mrd. Euro) schweren Übernahme des

Branchenzweiten SABMiller. Das entspräche - trotz der gestrigen

Hausse des FTSE 100-Wertes um 9,8% -immer noch einer Prämie von 20%

auf den Marktwert. Die Briten müssen von der sich anbahnenden Offerte

Wind bekommen haben, denn ausgerechnet jetzt machte SABMiller für die

als unverkäuflich geltende Heineken ein Übernahmeangebot.

Inbev, Produkt der Übernahme der brasilianischen Ambev durch die

belgische Interbrew (2004), hatte 2008 für 52 Mrd. Dollar die

amerikanische Anheuser-Busch, damals die Nummer 3 im Biermarkt,

gekauft; dadurch war die heutige Firma entstanden. Weitere Zukäufe

folgten, etwa der mexikanischen Modelo 2013 für 20 Mrd. Dollar

("Corona"), so dass AB Inbev heute der bei weitem größte

Brauereikonzern der Welt ist.

Auch SABMiller war nicht untätig: Der Konzern, entstanden 2002

durch die Verschmelzung von SAB (ehemals: South African Breweries)

mit dem US-Konzern Miller Brewing, verleibte sich u.a. 2011 Foster's

in Australien für rund 10 Mrd. Dollar ein.

Dass eine Fusion mit Heineken irgendwann auf der Agenda stehen

würde, war spätestens nach der Bildung von AB Inbev klar. Auch die

freundlichen Worte, die das SABMiller-Management am Rande von

Konferenzen für den niederländischen Rivalen fand, waren da sehr

aufschlussreich. Die Anfrage, die nun an Heineken gerichtet wurde,

hat aber etwas Überstürztes an sich. Denn so lange sich SABMiller

nicht mit der Familie Heineken, die den Getränkeproduzenten

kontrolliert, auf eine Akquisition einigt, ist diese - so sinnvoll

sie auch wäre - ausgeschlossen.

Andererseits erscheint die Einverleibung von SABMiller durch AB

Inbev aus kartellrechtlicher Sicht fraglich und aus unternehmerischer

riskant. Es ist ausgeschlossen, dass etwa die US-Wettbewerbshüter den

Deal ohne große, Synergien auffressende Auflagen durchwinken. Denn

der Marktanteil von AB Inbev (Budweiser) liegt in den USA bei knapp

50%, der von SABMiller, die dort Mitte 2008 ein Joint Venture mit

Molson Coors Brewing (MillerCoors) einging, bei 30%. Hinzu kommt,

dass SABMiller bis heute stark von ihren südafrikanischen Wurzeln

geprägt ist. Eine Integration bei AB Inbev würde ungleich schwieriger

als etwa die von Anheuser-Busch, zumal die jüngsten Zukäufe noch

nicht verdaut sind.

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