29.06.2017 20:50:40

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Börsen-Zeitung: Zahltag, Kommentar zu US-Banken von Stefan Paravicini

Frankfurt (ots) - Das war es jetzt wohl mit der Finanzkrise. Zehn

Jahre nach den ersten Turbulenzen auf dem US-Hypothekenmarkt ist die

Furcht vor einer Kernschmelze des Finanzsystems mit den eben

vorgestellten Ergebnissen des diesjährigen Bankenstresstests der

Federal Reserve ganz verflogen. Zum ersten Mal seit der Premiere im

Jahre 2011 konnten alle Institute die Anforderungen der Aufseher

erfüllen, auch wenn Capital One nur unter Auflagen durchschlüpfte.

Alle anderen 33 Banken erhielten von der Fed uneingeschränkt grünes

Licht für ihre Pläne zur Kapitalausstattung und kündigten nach

zuletzt mageren Jahren den großen Zahltag für die Aktionäre an.

Im Schnitt wollen die Spitzeninstitute in den nächsten vier

Quartalen fast den kompletten Profit ausschütten, nachdem die

Ausschüttungsquote im vergangenen Jahr bei 65% der Gewinne lag. An

der Spitze steht Citi, die in den Jahren 2012 und 2014 bei den

Stresstests durchgefallen war und deshalb den strengen Blick der

Aufseher spürte, wenn es an Dividenden und Aktienrückkäufe ging.

Jetzt ist Schluss mit Kleckern: Citi verdoppelt die Dividende und

legt ein Aktienrückkaufprogramm für 16 Mrd. Dollar auf. Insgesamt

fließen bei dem Institut in den nächsten vier Quartalen 132% des

Gewinns an die Aktionäre. In der Größenordnung des erwarteten

Ergebnisses wird man am Schalter von Morgan Stanley und J.P. Morgan

Chase bedient, während Goldman Sachs ihre Ausschüttungspläne zum

Redaktionsschluss noch nicht bekannt gegeben hatte. Bank of America

kommt auf eine Ausschüttungsquote von 80%, was für einen neuen

Großaktionär reichen könnte. Warren Buffett, der mit Berkshire

Hathaway Vorzugsaktien der zweitgrößten US-Bank hält, hat im Februar

angekündigt, sein Paket bei einer Dividendenerhöhung in der jetzt

vorgeschlagenen Größenordnung in Stammaktien zu tauschen, womit er

zum größten Eigentümer aufsteigen würde. Bei Wells Fargo, die es

trotz Vertriebsskandalen durch den Stresstest geschafft hat, ist

Buffett schon lange größter Aktionär.

An der Börse kamen nicht nur die Ausschüttungspläne gut an. Die

Ergebnisse des Stresstests dürften die US-Regierung nämlich in ihren

Plänen bestärken, die Regulierungsanforderungen zurückzuschrauben.

Das ist gerade dort vernünftig, wo die Regulierung im Übereifer nach

der Krise zu Komplexität und Mehrfachbelastungen für die Banken

geführt hat, ohne das Finanzsystem stabiler zu machen. Sollte das

Pendel jetzt aber wieder in die andere Richtung ausschlagen, ist der

nächste Zahltag auch für Investoren nicht weit.

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