19.04.2021 20:26:38

OTS: Börsen-Zeitung / Viel Arbeit für Sewing, Kommentar von Bernd Neubacher ...

Viel Arbeit für Sewing, Kommentar von Bernd Neubacher zum

Bankenverband

Frankfurt (ots) - "Ein Kaufmann macht durch allzu großes Rühmen die Ware, die

ihm feil ist, nur verdächtig", ist vom römischen Dichter Horaz überliefert. Als

der scheidende Bankenpräsident Hans-Walter Peters am Montag mit Blick auf seinen

Nachfolger feststellte, "Christian Sewing wird im Sommer ein bestens

aufgestelltes Haus übernehmen", dürfte die eine oder andere Augenbraue aufwärts

gezuckt haben. Den Bundesverband deutscher Banken prägte zuletzt ja Personalnot.

So musste der bereits ausgeschiedene Präsident Peters im vergangenen Jahr für

seinen Nachfolger Martin Zielke nach dessen Rücktritt als Commerzbank-Chef

wieder übernehmen. Und auch Sewing tritt erst Anfang Juli an, weil er sich

zunächst um den Umbau im Vorstand der Deutschen Bank kümmern will.

Schwerer noch wiegen die Probleme, die jenseits personeller Fragen zu wälzen

sind. Mit der EU-Bankenabgabe, der Kapitalmarktunion und den Baseler

Kapitalvorschriften hat Sewing gestern für seine Amtszeit bis 2024 drei

Handlungsfelder vorgegeben, auf denen es für die privaten Banken zuletzt nicht

wirklich rund lief. So besteht Europas oberste Bankenabwicklerin Elke König auf

den nach Einlagevolumen bemessenen Zahlungen in den Abwicklungsfonds, selbst

wenn diese in Zeiten starken Depositenwachstums höher ausfallen als erwartet -

dass man in Brüssel ihm zuliebe die Rechtslage ändert, sollte der Verband nicht

unbedingt erwarten. Über eine Kapitalmarktunion wiederum wird seit nunmehr

sieben Jahren ohne greifbare Konsequenzen geredet. Erfolg verspricht am ehesten

noch die Debatte um die Baseler Kapitalregeln, für deren Umsetzung bis Herbst

ein Vorschlag der Kommission zu erwarten ist. Dass die Banken in der Pandemie

vergeblich lobbyierten, um die Einführung ein weiteres Mal zu verschieben, muss

nicht bedeuten, dass sie anderweitig keine Zugeständnisse herausholen können.

Die Einlassungen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf dem 22.

Bankentag am Montag gingen jedenfalls deutlich über das zu solchen Anlässen

übliche Maß an warmen Worten hinaus.

Der größten Herausforderung allerdings sieht sich der Verband nicht mit Blick

auf die Außenwirkung, sondern im Binnenverhältnis gegenüber: Nach dem

Greensill-Zusammenbruch muss er die Einlagensicherung tragfähig reformieren, in

einer Zeit, in der die Geldpolitik Depositen entwertet, Mitglieder hohe Beiträge

zur Sicherung beklagen und manch neue Bank meint, komplett auf Einlagenschutz

verzichten zu können. Vor Sewing liegt viel Arbeit.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069-2732-0

www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4893157

OTS: Börsen-Zeitung

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!