18.04.2019 15:37:41
|
ROUNDUP: Arbeiten bis zum Umfallen: Protest gegen Ausbeutung in China wächst
PEKING (dpa-AFX) - Die Ausbeutung in vielen Unternehmen in China stößt auf wachsenden Widerstand. Im Mittelpunkt der erhitzten Debatte steht die "996" genannte Arbeitszeitkultur: Von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends sechs Tage die Woche arbeiten, meist ohne zusätzlich oder ausreichend bezahlt zu werden. Die Protestbewegung hatte ihren Ursprung in der Informationstechnologie-Branche und breitet sich auch auf andere Sparten aus. Die Zensur hält sich aus der populären Diskussion heraus - und Staatsmedien signalisieren Unterstützung.
Auf der Entwicklerplattform Github startete schon im März eine Gruppe von Entwicklern den Protest unter dem Stichwort "996.ICU". ICU steht für Intensive Care Unit, weil überarbeitete Beschäftigte auf der Intensivstation des Krankenhauses landen können. "Viele Tech-Firmen haben Todesfälle von Angestellten, die auf lange Überstunden zurückzuführen sind", stellte die "China Daily" fest. "Kein Schlaf, kein Sex, kein Leben", titelte die "South China Morning Post".
Der Chef von Alibaba, Jack Ma, goss noch Öl ins Feuer, als er "996" einen "großen Segen" nannte. "Wer bei Alibaba anfängt, sollte bereit sein, zwölf Stunden am Tag zu arbeiten", forderte der Milliardär vollen Einsatz. "Wir brauchen diejenigen nicht, die bequem acht Stunden arbeiten." Sein Kollege Richard Liu vom Online-Händler JD.com blies ins gleiche Horn und kritisierte die "Faulenzer".
Die von der Kommunistischen Partei gelenkten Staatsmedien stehen hingegen eher hinter den überarbeiteten Beschäftigten. "996 hat nichts mit Strebsamkeit zu tun. Es geht um Profit", kritisierte das von der Partei herausgegebene Journal "Banyuetan".
Beschäftigte sollten auf ihre Gesundheit achten und sich ihrer Rechte bewusst sein, schrieb die vom Parteiorgan "Volkszeitung" herausgegebene "Global Times". "Sie sollten sich trauen "Nein" zu sagen gegenüber Unternehmen, die sich nicht an das Arbeitsrecht halten." So gilt in China eigentlich die 40-Stunden-Woche, während im Monat nur 36 Überstunden erlaubt sind und entschädigt werden müssen.
Bis Donnerstag erntete die Github-Seite 225 000 Sterne als Zustimmung, während andere populäre Themen höchstens auf 20 000 bis 50 000 kommen. Eine "schwarze Liste" mit mehr als 100 Unternehmen wurde erstellt, die gegen Arbeitszeitgesetze verstoßen. Darunter sind Alibaba, Huawei, Tencent, Baidu, Xiaomi oder JD.com. Auf einer Liste mit Positiv-Beispielen stehen hingegen meist ausländische Firmen.
Es gibt auch eine 996.ICU-Webseite, die aber nicht die Zensur, sondern die kritisierten Konzerne wie Tencent oder Xiaomi selber blocken. Ihre Browser zeigen sie mit dem Hinweis auf "illegale Informationen" gar nicht erst an. "So müssen diese 996-Entwickler der 996-Unternehmen jetzt 996 arbeiten, um eine Webseite über 996 zu blocken", kommentierte ein Internetnutzer./lw/DP/fba
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Alibabamehr Nachrichten
09.12.24 |
Alibaba Cloud Drives AI Enhancements Across Industries in Asia (EQS Group) | |
05.12.24 |
Alibaba Cloud Named a Leader in Public Cloud Platforms Report (EQS Group) | |
03.12.24 |
Alibaba Cloud Revamps Global Partnership Ecosystem to Fuel AI-driven Growth (EQS Group) | |
20.11.24 |
Q3 2024: Diese Aktien befinden sich im Depot von George Soros - Zukäufe bei Alibaba, Dropbox & Co. (finanzen.at) | |
14.11.24 |
Ausblick: Alibaba stellt Quartalsergebnis zum abgelaufenen Jahresviertel vor (finanzen.net) | |
14.10.24 |
Taobao and Tmall Group Kicks Off 11.11 Global Shopping Festival 2024 with RMB30 Billion of Consumer Benefits (EQS Group) | |
30.09.24 |
ADR-Aktien von Alibaba und JD.com steigen: Chinas Konjunkturprogramm treibt an (finanzen.at) | |
24.09.24 |
Chinas Konjunkturprogramm lässt Alibaba-, NIO-, JD.com-Aktien nach oben schnellen (finanzen.at) |