03.07.2013 16:35:31
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ROUNDUP: Merkel: Jugendarbeitslosigkeit allein mit Geld nicht zu bewältigen
Bei der Konferenz im Kanzleramt stand der Erfahrungsaustausch über bereits erprobte Konzepte zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit im Mittelpunkt. Dafür hatte der EU-Gipfel in der vergangenen Woche sechs Milliarden Euro bis Ende 2015 zur Verfügung gestellt. In Europa sind derzeit rund 5,5 Millionen junge Menschen unter 25 Jahren ohne Arbeit, die meisten davon in den südlichen EU-Mitgliedsländern.
Merkel mahnte unter anderem Arbeitsmarktreformen in anderen EU-Ländern an. So sei es "nicht klug, wenn das Arbeitsrecht in manchen Ländern nur für junge Leute flexibilisiert ist, nicht aber für Ältere, die schon lange Arbeit haben". Nötig sei auch mehr Mobilität in Europa.
Kritik kam von Sozialdemokraten und Gewerkschaften: Für SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück ist der Einsatz der Kanzlerin gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Europa völlig unzureichend. "Wir brauchen mindestens 20, 21 Milliarden Euro". Merkel setze zu einseitig auf Sparen und Haushaltskonsolidierung. Nötig seien mehr Wachstumsimpulse.
Bei der hohen Zahl arbeitsloser Jugendlicher in Europa bedeuteten die sechs Milliarden Euro, dass jeder pro Monat mit rund 41 Euro gefördert werde. Das sei lächerlich, sagte Steinbrück. Notwendig seien konkrete Vereinbarungen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften. "Ich glaube, dass wir in Deutschland die großen Unternehmen zusammentrommeln müssen, die Standorte in Italien, Spanien, Griechenland und Portugal haben."
SPD-Chef Sigmar Gabriel machte Merkel mitverantwortlich für die Jugendarbeitslosigkeit im Süden Europas. "Sie ist eine Art Dieb, die der Jugend Europas die Zukunft stiehlt". Er nannte es "eine große Schande", dass weit mehr als eine Billion für die Rettung von Banken ausgegeben werde, aber nur ein paar Milliarden Euro für verbesserte Arbeitsmarktchancen.
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, sieht in der hohen Jugendarbeitslosigkeit einen Offenbarungseid für die Staats- und Regierungschefs in Europa. Er forderte sie zum Handeln auf: "Die Zeit wohlfeiler Worte und Absichtserklärungen ist vorbei."
Nötig seien Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Lohnkostenzuschüsse für junge Beschäftigte oder Maßnahmen gegen die Kreditklemme bei kleinen Unternehmen. Die Gewerkschaften hatten eine Gegenveranstaltung zum Spitzentreffen im Kanzleramt organisiert./vs/ir/DP/jsl
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