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07.05.2023 09:04:38

Scholz für stärkere Nutzung von Geothermie in Deutschland

NAIROBI (dpa-AFX) - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich für eine stärkere Nutzung der Geothermie als Energiequelle in Deutschland ausgesprochen. Beim Besuch der größten Erdwärme-Anlage Afrikas in Kenia sagte er am Samstag: "Das ist auch etwas, das wir in Deutschland nutzen können, und wir werden das tun." In dieser klimafreundlichen Energiegewinnung liege ein großes Potenzial. "Geothermie ist an viel mehr Stellen in Deutschland möglich, als viele heute denken", sagte Scholz.

Die insgesamt fünf Kraftwerke in Olkaria am Rande des kenianischen Nationalparks Hell's Gate rund 120 Kilometer nordwestlich von Nairobi verfügen über eine installierte Leistung von rund 800 Megawatt. Geothermie spielt in der kenianischen Energiegewinnung eine entscheidende Rolle. Kenias Lage entlang des ostafrikanischen Grabenbruchs, der durch die Abspaltung der Arabischen Erdplatte von der Afrikanischen Platte entstand, und die vulkanische Aktivität der Region bieten beste Bedingungen dafür. Das Potenzial der Geothermie in Kenia wird auf 10 Gigawatt geschätzt, unklar ist allerdings noch, ob dieses auch in Gänze genutzt werden kann.

Deutschland könne dabei von Kenia lernen, wenn es darum gehe, seine natürlichen Gegebenheiten zu nutzen, sagte Scholz: "Wir haben in Deutschland keine vulkanischen Regionen wie diese hier, aber wir haben viele Gegenden und Landschaften, in denen Geothermie gute Voraussetzungen hat." Daher sollten die Potenziale der Technologie in Deutschland noch einmal neu bewertet werden, sagte Scholz: "Die Potenziale werden hoch eingeschätzt. Mit moderner Technologie haben wir auch die Möglichkeit, dass wir besser feststellen können, ob Bohrungen erfolgreich sein werden." Aus Geothermie kann sowohl Wärme als auch Strom gewonnen werden.

Beeindruckt zeigte sich der Kanzler, dass Kenia - schneller als geplant - bereits bis 2030 seine gesamte Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen beziehen dürfte. "Wir haben jetzt auch überall die Entscheidungen getroffen, die notwendig sind, damit wir ein Tempo erreichen, um unsere ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen", sagte Scholz in Bezug auf die Bundesrepublik. Bis 2030 werde Deutschland 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen herstellen können. Kenias Vorreiterrolle muss zudem im Kontext gesehen werden. Das Land produziert laut der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien lediglich rund 12 Gigawattstunden (GWh) Strom, das deutlich stärker industrialisierte Deutschland fast 50 Mal so viel.

Deutschlands Engagement bei grünen Energieprojekten in Kenia - insbesondere im Bereich der Geothermie - haben eine lange Tradition. Bereits seit mehr als 20 Jahren investiert Deutschland unter anderem durch die staatliche Förderbank KfW sowie der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in entsprechende Projekte. Auch an dem Aufbau der Geothermie-Anlage Olkaria war Deutschland mit Millionen-Investitionen beteiligt.

Künftig will Deutschland zudem einen Fokus auf den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Kenia legen. Ob Deutschland mittelfristig von Wasserstoffimporten aus Kenia profitieren kann, ist aktuell zwar noch fraglich. Für Kenia bietet der grüne Wasserstoff, der mit erneuerbarem Strom produziert wird, jedoch große Potenziale. Dazu gehört vor allem die Produktion von klimafreundlichen Düngemitteln für die Landwirtschaft. Noch wird hierfür Erdgas für die Wasserstoffproduktion benötigt. Die Landwirtschaft ist ein zentraler Wirtschaftszweig des ostafrikanischen Landes.

Bereits am Freitag würdigte Kenias Präsident William Ruto Deutschlands Unterstützung in die grüne Energiewirtschaft: "Dass 92 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen durch unser Netz fließt, liegt an den substanziellen Beiträgen durch deutsche Technologie und deutsche Investitionen." Gleichzeitig forderte Ruto von der deutschen Politik, sich international stärker dafür einzusetzen, dass die Industriestaaten mehr Investitionen in grüne Energieprojekte im globalen Süden bereitstellen./mfi/DP/mis

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