19.08.2016 20:57:37
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Schwäbische Zeitung: Vom ehrbaren Kaufmann - Leitartikel zu VW
Kritiker werfen VW nun vor, wie fahrlässig und riskant es war, sich bei entscheidenden Bauteilen auf nur einen Lieferanten verlassen zu haben. Die Kritik greift zu kurz: Denn auch wenn Beschaffungsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz bei den Getriebedeckeln mehrere Lieferanten gehabt hätte, hätte keines dieser Unternehmen seine Produktion so rasant ausweiten können, wie es nötig gewesen wäre. Kein noch so treuer Lieferant kann für den Fall Kapazitäten vorhalten, dass sich VW mit einer anderen Firma zerstreitet. Nein, die nach der Abgas-Affäre für VW so gefährliche Krise lässt nur einen Schluss zu: Der zweitgrößte Autobauer der Welt muss auch mit seinen Zuliefererfirmen fair umgehen. Der Konzern ist auf die Unternehmen, die ihm 75Prozent der Teile für Golf, Passat, Tiguan und Touran liefern, angewiesen.
Das Verhältnis zwischen den Autobauern und ihren Zulieferern muss sich wieder auf das Leitbild vom ehrbaren Kaufmann gründen - darauf dass immer beide Seiten von einem Geschäft profitieren müssen. In Sonntagsreden beschwören Topmanager das Prinzip immer wieder. Die Realität sieht anders aus: Am längeren Hebel sitzen die Chefs der Autobauer, die ihre Macht ausnutzen und ihre Zulieferer gnadenlos auspressen. Wenn die Autobranche, die wie keine zweite so eng vernetzt ist, den Umgang miteinander nicht ändert, wird sie Herausforderungen wie Elektromobilität und Autonomes Fahren niemals bewältigen können.
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