Deutlich schneller wachsen |
24.06.2021 15:42:00
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Siemens bestätigt Jahresprognose jetzt inklusive Varian-Effekten - Siemens-Aktie gibt nach
Bei Vorlage der Halbjahreszahlen im Mai hatte Finanzvorstand Ralf Thomas in einer vorläufigen Einschätzung von möglichen Belastungen aus der Integration von Varian in der Größenordnung von 300 bis 500 Millionen Euro nach Steuern gesprochen, die den Gewinn beeinträchtigen könnten.
Ob sich die Geschäftsentwicklung von Siemens mittlerweile so gebessert hat, dass der Konzern diese Belastung nun wegsteckt, oder ob sich inzwischen herausgestellt hat, dass die Sonderbelastung geringer ausfällt, teilte Siemens nicht mit.
Siemens Healthineers hatte Varian im April übernommen. Es handelt sich um den größten Zukauf in der Firmengeschichte.
Siemens will mit Digitalisierung deutlich schneller wachsen
Nach der Trennung vom Energiegeschäft im vergangenen Jahr setzt der neue Siemens-Chef Roland Busch nun voll auf Wachstum. Um durchschnittlich 5 bis 7 Prozent jährlich werde der Umsatz ab dem neuen Geschäftsjahr vergleichbar wachsen, stellte er auf dem Kapitalmarkttag in Aussicht, deutlich stärker als der Wettbewerb. 4 bis 5 Prozent Wachstum über den Zyklus galten unter Buschs Vorgänger Joe Kaeser als Ziel. Zugleich verspricht Siemens, den Gewinn je Aktie vor Kaufpreisallokation prozentual hoch einstellig zu steigern, also stärker als den Umsatz.
Den Aktionären sichert Siemens zugleich durchweg steigende Dividenden zu - eine Kürzung wie zuletzt nach der Abspaltung von Siemens Energy soll sich also nicht wiederholen. Überdies wird es ab September ein neues Aktienrückkaufprogramm geben. Mit 3 Milliarden Euro wird es allerdings nur halb so groß ausfallen wie das aktuelle. Überdies ist es auf eine Laufzeit von fünf Jahren ausgelegt.
Busch will jene Potenziale heben, die Siemens vor Jahren mit seinen Investitionen in Software gelegt hat. "Unsere Wachstumsmotoren sind Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit. Dabei verstärken sich unser Kerngeschäft und unser Digitalgeschäft gegenseitig", sagte der Manager. "Mit dieser einzigartigen Fähigkeit unterstützt Siemens seine Kunden wie kein anderes Unternehmen."
Neue Kunden vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen will Siemens künftig auch dadurch erschließen, dass seine Softwareangebote nicht nur in Lizenz erhältlich sind, sondern auch gegen regelmäßige Gebühren in der Cloud zur Verfügung stehen. Ab dem Herbst soll ein erheblicher Teil des bisherigen Geschäfts schrittweise auf ein Software-as-a-Service-Modell umgestellt werden.
Weil das zunächst Kosten verursacht und weil Umsätze sich so zunächst verschieben, bleibt es in der renditestärksten Sparte Digital Industries (Fabrikautomatisierung) beim bisherigen Margenzielkorridor von 17 bis 23 Prozent. Dafür legt Siemens die Latte bei den Margenzielen von Smart Infrastructure und Mobility unten wie oben um jeweils einen Prozentpunkt höher. Die Gebäude- und Energietechnik soll künftig 11 bis 16 Prozent schaffen, die Bahntechnik 10 bis 13 Prozent.
Und auch bei zwei ESG-Zielen will Siemens besser werden. Zusätzlich zur Klimaneutralität des Konzerns für das Jahr 2030 - ein Ziel, das bereits 2015 ausgegeben wurde - soll bis 2050 auch die komplette Lieferkette CO2-frei werden. Überdies will Siemens in vier Jahren 30 Prozent Frauen in der Top-Führungsebene haben. Gegenwärtig liegt der Anteil wohl bei rund 22 Prozent.
Siemens-CEO: Bolt-on-Akquisitionen sind für uns das Richtige
Siemens wird auch in Zukunft nach Unternehmenszukäufen Ausschau halten, etwa im Bereich der Software für die Industrie, den der Konzern erheblich ausbauen will. Dabei wird es vor allem um ergänzende Übernahmen gehen, wie Vorstandschef Roland Busch in der Schlussrunde zum Kapitalmarkttag noch einmal deutlich machte. "Bolt-on-Akquisitionen sind für uns das Richtige", sagte Busch.
Zukäufe müssten vor allem zu Siemens passen, auf Innovationen abzielen - möglichst disruptiver Art, zu Synergien führen, die Nachhaltigkeitsziele des Konzerns unterstützen und verschiedene Vorgaben hinsichtlich der Ergebnisentwicklung erfüllen.
Busch sagte, auch für richtig große Zukäufe habe Siemens nach der 16,4 Milliarden Dollar schweren Übernahme des Krebsspezialisten Varian noch die nötige Finanzkraft. Die besten Erfahrungen habe man in der Vergangenheit aber mit kleineren, zielgerichteten Übernahmen gemacht.
Höhere Siemens-Ziele lassen Anleger kalt
Die angehobene mittelfristige Zielsetzung des Technologiekonzerns Siemens unter dem neuen Chef Roland Busch hat die Anleger am Donnerstag nicht vom Hocker gerissen. In einem festen Gesamtmarkt fielen die Papiere der Münchener zuletzt um 0,77 Prozent auf 135,80 Euro und bildeten damit das Schlusslicht im DAX.
Wie Siemens im Rahmen eines Kapitalmarkttages mitteilte, sollen die vergleichbaren Umsätze in den kommenden drei bis fünf Jahren durchschnittlich um 5 bis 7 Prozent pro Jahr wachsen. Zuvor hatte Siemens über den Geschäftszyklus ein Plus von 4 bis 5 Prozent angepeilt. Der Gewinn soll stärker zulegen als der Umsatz. Von den neuen Zielen sollen auch die Aktionäre in Form eines Aktienrückkaufprogramms von bis zu drei Milliarden Euro bis 2026 profitieren. Zudem kündigte der Konzern steigende Dividenden an.
Für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende September) bekräftigte Siemens seine Gewinnziele. Die derzeit "günstige Geschäftsentwicklung" des Konzerns setze sich auch im laufenden Quartal fort, hieß es.
Erste Reaktionen aus dem Markt waren durchaus positiv, wenn auch meist wenig überrascht. Sein erster Eindruck entspreche seinen bisherigen Erwartungen, schrieb Analyst Andreas Willi von der US-Bank JPMorgan. Das Umsatzziel des Industriekonzerns sei etwas ehrgeiziger als er erwartet habe. Die angehobenen Ziele für die Sparte Intelligente Infrastruktur sowie für das Zuggeschäft seien zwar positiv, entsprächen aber ebenfalls weitgehend seinen Annahmen.
Analyst Mark Fielding von der kanadischen Bank RBC lobte den neuen Konzernausblick und die angekündigten Aktienrückkäufe. Er werte all dies positiv für das Bestreben von Siemens, ein Unternehmen mit einem durchgängigen jährlichen Gewinnanstieg je Aktie im oberen einstelligen Prozentbereich zu werden.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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