03.07.2013 12:55:31

UPDATE: Börsengang von Wohnungsbaukonzern Deutsche Annington geplatzt

   --Nachfrage nach Aktien zu gering

   --Analyst sieht kurzfristig keinen neuen Anlauf

   --Deutsche Annington hält an Strategie fest

   (durchgehend neu)

   Von Natali Schwab und Benjamin Krieger

   Der Börsengang des Wohnimmobilienkonzerns Deutsche Annington ist fürs Erste geplatzt. Überraschend kommt die Absage kurz vor der Erstnotiz nicht - zuviel war im Vorfeld schief gelaufen. Bereits seit Wochen hat sich eine schwache Nachfrage nach den Papieren abgezeichnet. Wann es den nächsten Anlauf geben wird, ist unklar.

   Die Eigentümer - die Finanzinvestoren Terra Firma mit über 85 Prozent und CPI Capital Partners mit knapp 15 Prozent - hatten am Dienstagabend entschieden, den Börsengang zu verschieben. Am Mittwochmorgen sollten die Aktien im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse erstmals gehandelt werden. Doch die Nachfrage nach den Papieren, die zu 18 bis 21 Euro pro Stück verkauft werden sollten, war zu gering, das Orderbuch nur mäßig gefüllt.

   Analysten zufolge hat das Unternehmen das richtige Zeitfenster für das IPO schlicht verpasst. Das Umfeld für Börsengänge hat sich gerade in der für Deutsche Annington heißen Phase erheblich verschlechtert. Investoren zeichnen neue Aktien nämlich dann, wenn sich die Finanzmärkte in einem vergleichsweise ruhigen Fahrwasser bewegen. Starke Schwankungen dagegen sind Gift für Börsengänge, denn sie erhöhen das Risiko, dass der Aktienkäufer in den kommenden Monaten Kursverluste auf sein neues Engagement hinnehmen muss.

   Ablesen kann man dies an dem sogenannten VDAX, der als Gradmesser für die "Angst" der Anleger gilt. Vor sechs Wochen, als der Dax den höchsten Stand aller Zeiten erreichte, war die Volatilität sehr niedrig. Der VDAX dümpelte bei niedrigen 16 Prozent. Seitdem ist der VDAX jedoch auf 25 Prozent nach oben gesprungen, während der DAX in dieser Zeit fast 10 Prozent einbüßte. Derart ungünstig war das Verhältnis von Kursniveau zum Schwankungsrisiko letztmals im September vergangenen Jahres.

   Die Kurse von Wettbewerbern wie Deutsche Wohnen, Gagfah, GSW Immobilien, LEG und TAG Immobilien, die sämtlich mit dem Rekordhoch des DAX im Mai ebenfalls neue Höchststände meldeten, sind seitdem um 10 bis 17 Prozent gefallen. "In einem solchen Umfeld ist es schwierig bis unmöglich, einen Börsengang erfolgreich zu meistern", sagte Immobilienexperte Stefan Bongardt von Independent Research.

   Das Orderbuch der Deutschen Annington spiegelte dies wider: Lediglich zu 80 Prozent gefüllt war es nach Aussagen von mit dem Prozess vertrauten Personen. Vor allem deutsche Investoren dürften das Angebot mit spitzen Fingern angefasst haben. "Hier war die Nachfrage sehr schwach", sagte Bongardt. Schuld waren dabei auch die hohen Preisvorstellungen. Denn, so Bongardt, bei einem Preis von 16 bis 17 Euro je Aktie hätten vermutlich mehr Investoren gezeichnet. So weit habe die Deutsche Annington den potenziellen Käufern aber offensichtlich nicht entgegenkommen wollen. Auch angelsächsische Anleger hätten sich reserviert verhalten. "Es wurde einfach kein vernünftiger Abschlag geboten", sagte der Analyst.

   Für höhere Discounts bei Börsengängen deutscher Immobilienunternehmen macht Bongardt gute Gründe aus. Zum Einen seien viele Aktienkurse bereits sehr gut gelaufen und mithin hoch bewertet. "Bei der Deutschen Wohnen zum Beispiel liegt der Börsenwert schon über dem Wert des Immobilienportfolios. Das ist schon ambitioniert." Hinzu komme, dass die günstige Refinanzierung als wesentlicher Kurstreiber für die Branche allmählich ausläuft. "Die Kosten der Finanzierung könnten ihren Tiefpunkt gesehen haben", vermutet Bongardt.

   Auch die Deutsche Annington hatte die Absicht gehabt, sich durch den Börsengang in Zukunft günstiger zu refinanzieren als bisher. Die geplanten Einnahmen von 400 Millionen Euro, auf die das Unternehmen durch den Gang auf das Parkett spekulierte, sollten eigentlich in den Abbau von Schulden fließen. Durch einen niedrigeren Schuldenstand erhoffte sich das Unternehmen ein besseres Rating, mit dem es billiger an frisches Geld hätte kommen können. Geplant war etwa die Ausgabe von vorrangiger, unbesicherter Anleihen.

   Wie es nun mit diesen Plänen weitergeht, wollte eine Unternehmenssprecherin nicht kommentieren. Jedoch hat die Deutsche Annington bereits Anfang des Jahres Kredite im Volumen von 700 Millionen Euro refinanziert. Zusätzlich wurden weitere besicherte Darlehen von rund 940 Millionen und von 2,5 Milliarden Euro aufgenommen.

   Das Management sieht daher die Wachstumschancen trotz des Flops nicht in Gefahr. "Die Entscheidung hat keine Auswirkungen auf die Strategie", sagte Vorstandsvorsitzender Rolf Buch. "Wir verfügen über eine starke finanzielle Basis und werden unser operatives Geschäft weiter vorantreiben, einschließlich des von uns geplanten Investitionsprogramms."

   Die Deutsche Annington SE ist die größte private Wohnimmobiliengesellschaft Deutschlands, ihr gehören mehr als 180.000 Wohneinheiten mit einem Wert von 10,4 Milliarden Euro. Die in Bochum sitzende Gesellschaft will mehr als 800 Millionen Euro in ihren Wohnungsbestand stecken und vor allem in Energieeffiezienz und altersgerechtes Wohnen investieren.

   Wann der nächste Versuch für den Sprung aufs Parkett kommen könnte, dazu wollte sich die Unternehmenssprecherin nicht äußern. Immobilienexperte Bongardt kann sich nicht vorstellen, dass die Deutsche Annington in den kommenden Monaten nochmals den Gang aufs Parkett wagt.

   Als das Aus für jegliche Börsengänge in Deutschland in der nächsten Zeit will Bongardt die Absage der Deutschen Annington jedoch nicht werten. "Investoren werden stärker von Fall zu Fall entscheiden, ob sie einen IPO mitgehen oder nicht."

   Kontakt zum Autor: natali.schwab@dowjones.com; benjamin.krieger@dowjones.com

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   July 03, 2013 06:25 ET (10:25 GMT)

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