21.08.2016 14:18:46
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UPDATE/Volkswagen setzt auf Verhandlungslösung in Lieferstreit - Zeitung
-- VW setzt auf gütliche Einigung
-- Prevent-Unternehmen fordern angeblich 58 Millionen Euro
-- VW soll 500-Millionen-Euro-Auftrag gekündigt haben
-- Daimler seit 2013 in Rechtsstreit mit Prevent
(NEU: Details zum Lieferstreit laut Bild Am Sonntag)
FRANKFURT (Dow Jones)--Im Streit mit zwei Zulieferern will Volkswagen (VW) einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) zufolge ungeachtet seiner Erfolge vor Gericht auf eine gütliche Einigung setzen. "Wir sind mit den Lieferanten weiter im Kontakt und suchen eine Einigung auf dem Verhandlungsweg", sagte ein Sprecher der FAS. "Zugleich halten wir uns aber auch den Rechtsweg weiter offen." Aus dem Umfeld der Zulieferfirmen hieß es dem Blatt zufolge jedoch, dass VW die Gespräche erst am Montag fortsetzen wolle und ein Treffen am Wochenende abgelehnt habe.
Von diesem Montag an wird VW für mindestens eine Woche die Produktion seines wichtigsten Modells Golf in Wolfsburg und Zwickau komplett stoppen. Bereits seit Freitag liegt in Emden die Herstellung des Passats still. Das liegt in beiden Fällen an einem Streit mit den Zulieferern Car Trim und ES Automobilguss, die zur Unternehmensgruppe Prevent gehören. Beim Passat geht es dabei um Sitzbezüge, beim Golf um Getriebeteile. Laut der Zeitung entzündete sich der Streit an einem Auftrag für die Entwicklung neuer Sitzbezüge, den VW kurzfristig abgesagt habe.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (SZ) (Online-Ausgabe) fordern die Prevent-Unternehmen 58 Millionen Euro und Verzicht auf Schadenersatz für Produktionsausfälle. Zwischen VW und der Unternehmensgruppe Prevent ist demnach ein Verhandlungspoker im Gange. Ziel sei es, den Lieferstreik zu beenden und weitere Produktionsausfälle bei VW zu verhindern. Bei Gesprächen am Freitag in Wolfsburg sei es aber nicht zu einer Lösung gekommen. Die Verhandlungen sollen am Montag fortgesetzt werden. Der VW-Vorstand wolle anschließend entscheiden, wie man weiter vorgehe.
Streitwert angeblich 58 Millionen Euro Auslöser des Streits sei eine von VW und Porsche gekündigte Entwicklungskooperation mit Car Trim aus dem sächsischen Plauen. Car Trim mache Ausfälle und Schäden in Höhe von 55 Millionen Euro geltend. 30 Millionen bei VW, 25 Millionen Euro bei der VW-Tochter Porsche. Inzwischen soll sich die Forderung auf insgesamt 58 Millionen Euro belaufen, berichte die SZ. Der VW-Konzern lehne es aber ab, zu zahlen, weil diese Summe "nicht plausibel" begründet werde.
Die Bild am Sonntag schreibt dazu, VW habe den Vertrag mit der Tochterfirma des Autoausrüsters Prevent am 28. Juni 2016 wegen angeblicher Qualitätsmängel ohne Vorwarnung per Telefax gekündigt. Die Kündigungsfrist habe zwei Tage betragen. Bei dem Auftrag mit einem Volumen von insgesamt 500 Millionen Euro gehe es laut Prevent-Unternehmenskreisen um hochwertige Lederbezüge für den VW Touareg und den Porsche Cayenne. Geplanter Produktionsstart sei 2017 gewesen.
Nach VW-Angaben handele es sich hingegen lediglich um einen kleineren Entwicklungsauftrag für Sitzgestänge von Autositzen. Der Zulieferer fordere wegen der "frist- und grundlosen Kündigung von Aufträgen" 50 Millionen Euro für entstandene Kosten. VW verweigere die Zahlung, da Prevent nicht nachgewiesen habe, wofür diese Kosten angefallen seien.
VW habe auch die Juli-Rechnung von Prevent an VW China über rund 385.000 Euro nicht bezahlt, weil diese angeblich um 76,35 Euro zu hoch sei. Nach Informationen der Bild am Sonntag habe VW zahlreiche Zulieferfirmen für nächste Woche zu Gesprächen nach Wolfsburg eingeladen. Worum es bei den Gesprächen gehen soll, sei nicht bekannt.
Forderungen abgetreten, um Druck zu erhöhen Dem Bericht zufolge hat auch Daimler einen Rechtsstreit mit Prevent. Ein Konzernsprecher sagte demnach der Zeitung: "Wir haben eine Lieferbeziehung in sehr geringem Umfang mit der Prevent-Gruppe. Es ist ein Rechtsstreit anhängig." Dabei soll es wie bei VW unter anderem um Sitzbezüge gehen. Daimler habe die Stückzahlen reduziert und sei deshalb von dem Zulieferer auf Schadenersatz verklagt worden. Der Fall liege seit 2013 beim Landgericht Stuttgart.
Wie die SZ weiter berichtet, hat Car Trim einen Teil der Forderungen an die Prevent-Schwesterfirma ES Guss abgetreten, so dass diese nun auch Ansprüche gegen VW geltend machen könne. Bei VW glaube man zu wissen, warum ES Guss auf diese Weise ins Spiel gebracht worden sei: Weil der Getriebeteile-Hersteller aus dem sächsischen Schönheide sonst keinen formalen Grund für einen Lieferstopp bei VW gehabt hätte und somit keinen Druck ausüben könne. Dass VW die Produktion teilweise einstellen müsse, liege nach Angaben aus Konzernkreisen vor allem an den fehlenden Getriebeteilen von ES Guss und weniger an den ausbleibenden Sitzbezügen von Car Trim.
"VW zwingt uns zu diesem Vorgehen", hatte Alexander Gerstung, Geschäftsführer von ES Automobil Guss, am Freitag erklärt. Man müsse die eigenen Mitarbeiter schützen. Der Autokonzern habe die Entwicklungskooperation "frist- und grundlos" gekündigt und eine Kompensation abgelehnt. Deshalb seien Car Trim und ES Guss zu dem Lieferstopp gezwungen gewesen, um ihre Interessen zu wahren.
Nach Angaben aus Verhandlungskreisen wird über mehrere Punkte gestritten. Dazu gehöre auch die Forderung der Prevent-Firmen Car Trim und ES Guss, VW solle auf Schadenersatzforderungen wegen des Lieferstopps und des dadurch bedingten Produktionsausfalls verzichten. Bislang deute wenig auf eine Einigung hin. Aus den Chefetagen von VW heiße es, manche Ansinnen von Prevent seien "dubios", manche sogar "sittenwidrig". VW tue alles, um den Streit und den Streik auf dem "Vergleichswege" beizulegen. Auf überzogene Forderungen werde man aber nicht eingehen.
Ein Sprecher von VW bestätigte auf Nachfrage von Dow Jones Newswires, dass das Unternehmen an einer einvernehmlichen Lösung interessiert sei und arbeite. "Zu Details äußern wir uns nicht", die genannten Summen seien "reine Spekulation", ergänzte er. Bei ES Automobil, Car Trim und Prevent war zunächst niemand zu erreichen.
DJG/gos
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August 21, 2016 07:47 ET (11:47 GMT)
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