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07.04.2014 06:47:31

Weltgrößte Zementhersteller Lafarge und Holcim wollen Fusion durchboxen

   Von Inti Landauro, Dana Cimilluca und Tom Fairless

   Die beiden weltgrößten Zementhersteller erwarten bei ihrem geplanten Zusammenschluss keine größeren Schwierigkeiten mit den Kartellwächtern.

   Sollte die französische Lafarge mit der schweizerischen Holcim fusionieren, würde ein Konzernriese mit einem kombinierten Marktwert von mehr als 50 Milliarden US-Dollar entstehen. Aber die beiden Unternehmen planen nach Angaben einer gut informierten Person bereits, weltweites Konzernvermögen im Wert von 8 Milliarden Dollar zu verkaufen, um die nötige kartellrechtliche Zustimmung für ihren Mega-Deal zu bekommen.

   Die Verwaltungsräte beider Unternehmen hätten sich unabhängig voneinander am Wochenende getroffen und die Fusionspläne gebilligt, sagt eine weitere informierte Person. Top-Manager von Holcim werden am Montag in Paris erwartet, wo der Zusammenschluss offiziell verkündet werden soll.

   Am Freitag hatten die beiden Konzerne mitgeteilt, dass sie fortgeschrittene Verhandlungen führten. Eine Übereinkunft sei jedoch nicht sicher, hieß es. Nun aber sind beide Unternehmen mit ihren Fusionsplänen rasch vorangekommen - ein Signal dafür, dass die beiden Zementhersteller überzeugt sind, die vermutlich hohen Kartellhürden überspringen zu können.

   Es ist unklar, von welchen Fabriken oder sonstigen Vermögenswerten sich die beiden Konzerne trennen würden, um eine Fusion genehmigt zu bekommen. Auch ist nicht klar, ob ein Verkauf von Konzernvermögen die vermutlichen Bedenken der Kartellwächter an einem Zusammenschluss überhaupt aushebeln könnte.

   Lafarge und Holcim sind führende Hersteller von Baustoffen wie Zement, Kies und Asphalt, die zum Straßenbau verwendet werden. Weil der Zementmarkt überwiegend ortsgebunden ist - Zement lässt sich zwar billig herstellen, aber nur teuer transportieren -, sind beide Unternehmen weltweit in vielen Märkten gleichzeitig expandiert.

   Bei einer Fusion hätte ein neuer Großkonzern aus Lafarge und Holcim allein in Frankreich, Kanada und Marokko in der Branche der Zementhersteller jeweils einen Marktanteil von fast 60 Prozent. In den USA käme ein fusionierter Konzern auf einen Anteil von 30 Prozent.

   Der jährliche Umsatz des neuen Zementriesen läge bei fast 43 Milliarden Dollar, was das Geschäft von Rivalen wie dem deutschen Konzern HeidelbergCement mit einem Jahresumsatz von 18 Milliarden Dollar oder Mexikos Cemex mit einem Jahresumsatz von 15 Milliarden Dollar völlig in den Schatten stellen würde.

   Ein Cemex-Sprecher lehnte einen Kommentar ab. Ein Sprecher von HeidelbergCement war für einen Kommentar nicht zu erreichen.

   Die schiere Größe der beiden Unternehmen dürfte die kartellrechtliche Prüfung vor allem in den USA und in Europa zu einer Herausforderung machen, sagt Ian Osburn, Analyst beim Finanzdienstleister Cator Fitzgerald in London.

   Marco Slotboom, ein Kartellanwalt in der Kanzlei VVGB in Brüssel, verweist auf andere Zusammenschlüsse in der Zementbranche, die ebenfalls schon streng geprüft werden. Eine Konzernehe zwischen Lafarge und Holcim dürfte seiner Ansicht deshalb mit noch höherer Wachsamkeit unter die Lupe genommen werden.

   So prüft die Europäische Kommission Holcims Kauf von Zementfabriken in Westdeutschland, die Cemex gehören. Brüssel warnte bereits im Oktober, dass der Deal den Wettbewerb in Teilen von Deutschland und Belgien einschränken würde, wo die beiden Unternehmen konkurrieren.

   Außerdem untersucht die EU-Kommission einen geplanten Zusammenschluss von Holcim- und Cemex-Werken in Spanien, bei dem sich Holcim einen Anteil von 25 Prozent sichern würde.

   Schließlich ermittelt die Europäische Kommission im Verdacht, dass Holcim, Lafarge und sechs weitere Unternehmen seit Dezember 2010 ein Kartell für Zement und zementbasierte Produkte betreiben.

   Lafarge und Holcim haben nach Auskunft einer mit der Sache vertrauten Person bereits angefangen, darüber zu diskutieren, dass sie wohl Konzernvermögen in verschiedenen Ländern verkaufen müssen, um die nötige Fusionserlaubnis von den Aufsehern zu bekommen. Sie könnten Zementwerke und Fabriken für Zuschlagstoffe, die für die Betonherstellung gebraucht werden, verkaufen.

   Analyst Osburn schätzt, dass die Unternehmen Vermögen im Wert von bis zu 4 Milliarden Euro verkaufen müssten, um die Bedenken der Wettbewerbshüter zu zerstreuen. "Es wird wohl einige ziemlich ernsthafte kartellrechtliche Probleme geben, die ernsthafte Vermögensverkäufe erfordern werden, aber es könnte sein, dass Aktionäre diesen Preis durchaus zu zahlen bereit sind", sagt er.

   Holcim und Lafarge kämpfen gegen Überkapazitäten und eine Wachstumsschwäche in der europäischen Baubranche, die sich von ihrer Schuldenkrise und dem Kollaps des spanischen Immobilienmarktes noch immer nicht erholt hat. Auch in einigen Entwicklungsländern, in denen Lafarge und Holcim heftig investiert haben, leiden die beiden Unternehmen unter einer nachlassenden Bautätigkeit.

   Lafarge und Holcim begründeten die geplante Fusion am Freitag mit der "starken Komplementarität ihres Portfolios und der kulturellen Nähe zwischen den beiden Unternehmen".

   Aktionäre von Lafarge werden die Gelegenheit erhalten, ihre Aktien im Verhältnis eins zu eins gegen Holcim-Aktien zu tauschen. Der Unternehmenswert, der Lafarge mit diesem Angebot zugeschrieben wird, liegt bei mehr als 25 Milliarden Dollar.

   Sollte die Fusion gelingen, würde der neue Großkonzern in der Schweiz angesiedelt und von Lafarges CEO und Verwaltungsratschef Bruno Lafont geführt werden, berichten Sachkenner. Das Unternehmen würde operative Konzernzentralen in Paris und in der Schweiz unterhalten.

   Ein Zusammenschluss der beiden Zementhersteller würde dem europäischen Markt für Fusionen und Zukäufe, der längst nicht so stark ist wie in anderen Ländern, neuen Schwung verleihen. Im ersten Quartal 2014 lag der Wert solcher Geschäft, bei denen es um europäische Firmen ging, bei rund 199 Milliarden Dollar. Das waren elf Prozent mehr als im Vorjahr, belegen Daten des Marktforschungsunternehmens Dealogic. Weltweit wuchs das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen im selben Zeitraum laut Dealogic um 23 Prozent.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   April 07, 2014 00:14 ET (04:14 GMT)

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