14.07.2015 23:02:40
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Atomabkommen
Das Abkommen ist, wenn alle Seiten es einhalten, eine Chance für die Welt. Zum einen, weil es gelingen könnte, die Weiterverbreitung von Atomwaffen friedlich zu stoppen und zudem eine nukleare Rüstungsspirale im Nahen Osten im Ansatz zu verhindern. Denn Saudi-Arabien und auch die Türkei hätten nicht mehr lange gewartet mit ihren Atomplänen. Zum anderen aber, weil der Abschluss zeigt, dass aus Erzfeinden Partner werden können. Die Besetzung der US-Botschaft ist ebenso Geschichte wie der Hassprediger-Präsident Ahmadinedschad.
Darauf hat, auch in Iran, eine neue Generation sehnlich gewartet, die vom Fortschritt profitieren und ihre Zukunft und die ihrer Kinder nicht unter sinnlosen ideologischen Konfrontationen begraben sehen will. Mit dem Fortfall der Sanktionen wird dieses stolze Land, dessen Bürger, Männer wie Frauen, extrem gut gebildet und organisiert sind, ökonomisch regelrecht explodieren. Die Mullahs werden nun unter Druck geraten, dem Ende des Atomstreits auch eine gesellschaftliche Öffnung folgen zu lassen. Es wird ein Kampf werden. Im Kriegsfall freilich wäre dieser Kampf schon entschieden. Gegen die Moderne.
Man kann, ja muss die israelische Angst verstehen. Das Land ist so klein und so dicht besiedelt, dass schon eine einzige Atomrakete ausreichen würde, es de facto auszulöschen. Und es gibt keinen Zweifel daran, dass Iran sich zumindest die Option dazu beschaffen wollte. Israel kann eine atomare Bedrohung gegen sich nicht dulden, sondern muss sie im Ansatz verhindern. Israel kann auf Dauer nur sicher leben, wenn es friedlich mit seinen Nachbarn lebt. Tel Aviv sollte diese Chancen erkennen. Natürlich, Iran bekommt nun das verbriefte Recht, die Atomkraft zu nutzen. Das ist der Preis. Aber die fünf Atommächte plus Deutschland garantieren die Kontrolle der Anlagen. Das ist keine hundertprozentige Sicherheit. Aber eine ausreichende.
US-Präsident Barack Obama hat auf den letzten Metern seiner Amtszeit die Aussöhnung mit Kuba geschafft und einen Ausweg aus dem Atomstreit mit Iran gefunden. Er hat die USA von zwei Uraltkonflikten befreit, in die sie sich bis zur Bewegungslosigkeit verstrickt hatten. Allein dafür hat er den Friedensnobelpreis verdient, den er 2009 viel zu früh bekam. Seinen Nachfolgern bleiben Aufgaben ähnlicher Größe. Nordkorea. Der Nahe Osten. Russland. Hoffentlich haben sie eine ähnliche Weitsicht.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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