23.10.2018 23:03:42
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum OECD-Bericht
Bielefeld (ots) - Wenn die soziale Herkunft noch immer in
erheblichem Maße den Bildungserfolg bestimmt, dann ist das für
eine soziale Demokratie wie Deutschland ein Armutszeugnis. Daran gibt
es angesichts des jüngsten OECD-Berichts nichts zu deuteln, auch wenn
der nur Daten aus dem Jahr 2015 neu auswertet. Wahr ist aber auch: Es
ist schon vieles besser geworden. Die soziale Schere im
Bildungssystem hat sich so stark geschlossen wie in keinem anderen
von der OECD untersuchten Industrieland. Die massiven Anstrengungen
vom Kita-Ausbau bis hin zum vermehrten Ganztagsunterricht waren also
nicht vergebens. Und: Vergleiche mit besonders gut benoteten Ländern
wie Estland und Finnland sind eben nur bedingt zulässig, weil dort
der Anteil zugewanderter Kinder und damit der Integrationsbedarf an
Schulen deutlich geringer ist. Wie Deutschland noch besser werden
kann, darüber sind sich die Fachleute längst einig. Brennpunktschulen
benötigen eine bessere personelle Ausstattung nicht nur an
Lehrkräften, sondern auch an Sozialpädagogen und Familienhelfern.
Auch für die Integration von Flüchtlingskindern müssten weitaus mehr
Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Viele Schulen fühlen sich
da im Stich gelassen. Doch nicht nur an den Schulen gibt es noch
einiges zu tun. Das System zur Studienunterstützung muss dringend
reformiert werden. Derzeit sind die Bafög-Zahlungen an oftmals
unrealistisch kalkulierte Regelstudienzeiten gebunden. Das führt
dazu, dass Absolventen aus weniger begüterten Familien gerade in der
entscheidenden Studienphase in Geldnot geraten. Bestenfalls verzögert
sich dadurch nur der Abschluss, weil mehr Zeit für Jobs zur Sicherung
des Lebensunterhalts aufgewendet werden muss. Schlimmstenfalls wird
das Studium aus finanziellen Gründen abgebrochen. Das ist nicht nur
bitter für die Betroffenen, sondern auch volkswirtschaftlicher
Unsinn. Die Mängel sind benannt, mögliche Auswege ebenfalls. Nun
müssen Schulen und Politik auf diesem Weg auch gemeinsam vorangehen.
Doch wollen sie das auch? Angesichts der seltsam leise gewordenen
Bildungsdebatte in Deutschland muss man daran Zweifel haben.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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