10.09.2017 23:33:56
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zur türkischen "Reisewarnung"
Bielefeld (ots) - Wenn's nicht so traurig wäre, man würde am
liebsten lauthals auflachen: Ausgerechnet die lupenrein
demokratiefeindliche Regierung der Türkei spricht eine »Reisewarnung«
für Deutschland aus. Das ist an Dreistigkeit kaum mehr zu
überbieten und folgt dem Handlungsmuster eines Diebes, der »Haltet
den Dieb, da läuft er!« ruft und so von sich abzulenken versucht. Das
Papier liest sich wie eine boshafte Persiflage auf die ja leider mehr
als begründeten Reisehinweise für die Türkei, die das deutsche
Außenministerium gerade erst verschärft hat. Man schüttelt den Kopf,
wenn in der »Reisewarnung« zu lesen ist, der Wahlkampf in
Deutschland sei von einem »rechtsextremen, gar rassistischen
Diskurs« geprägt. Denn diese Äußerung ist ja nicht auf tatsächlich
rechtsextreme Parteien gemünzt, sondern vor allem auf CDU und SPD,
die nicht müde werden, die türkische Regierung zu kritisieren. Die
empörten Reaktionen in der deutschen Politik ließen nicht lange auf
sich warten. Doch wenn SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz mahnt,
Deutschland sei kein Land, »das jede Demütigung aus der Türkei
akzeptieren kann«, dann stellt sich die Frage der Konsequenzen. Schon
sein Vorstoß, die Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der EU zu
beenden, lässt sich angesichts der mangelnden Unterstützung vieler
EU-Mitglieder nicht umsetzen. Was also schwebt Schulz vor, womit er
die Flegelhaftigkeiten aus Ankara kontern will? Auch wenn es
schwerfällt: Deutschland darf nicht den Fehler machen, die türkischen
Provokationen in gleicher Münze heimzahlen zu wollen. Notwendig ist
vielmehr ein unablässiger Einsatz für jene Menschen, die in der
Türkei kujoniert werden. Da geht es natürlich um die inhaftieren
Deutschen, allen voran um den »Welt«-Korrespondenten Deniz Yücel.
Aber es geht auch um jene Menschen, die von der Türkei pauschal zu
»Terroristen« erklärt werden, nur weil sie - ob zu Recht oder zu
Unrecht - mit der Gülen-Bewegung in Verbindung gebracht werden. Und
nicht zuletzt: Deutschland muss stets auch der Gefahr
entgegentreten, dass »die Türken« pauschal mit der Regierung Erdogan
gleichgesetzt werden. Ob in der Türkei oder in Deutschland: Jeder
politische Diskurs, der diesen Namen verdient, ist fördernswert.
Politische Willensbildung aber hintertreibt die türkische Regierung,
wenn sie dazu rät, »sich von Wahlkampfveranstaltungen politischer
Parteien und von Plätzen« fernzuhalten. Und wie soll Deutschland nun
auf die »Reisewarnung« antworten? Die beste Lösung wäre es, den
türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu für den »Orden wider den
tierischen Ernst« vorzuschlagen. Denn ernst nehmen kann man das
inszenierte Polit-Gepolter schon lange nicht mehr.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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