FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben am Dienstag deutliche Kursgewinne verzeichnet. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future stieg bis zum Abend um 0,78 Prozent auf 134,14 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf 2,38 Prozent. Auch in anderen Euroländern gingen die Kapitalmarktzinsen zurück.

Als Auslöser wurden am Markt Äußerungen des niederländischen Notenbankchefs und EZB-Ratsmitglieds Klaas Knot genannt. Mit Blick auf künftige Zinsanhebungen sagte er dem Sender Bloomberg TV: "Für Juli halte ich es für eine Notwendigkeit - für alles darüber hinaus wäre es höchstens eine Möglichkeit, aber keineswegs eine Gewissheit." Ab Juli müsse der über die Geldpolitik entscheidende EZB-Rat, dem Knot angehört, die konjunkturelle Entwicklung besonders sorgfältig beobachten.

Fachleute und Marktteilnehmer stellen sich gegenwärtig die Frage, wie deutlich die EZB ihre Leitzinsen noch anheben wird. Aktuell werden an den Märkten zwei weitere Anhebungen, vermutlich auf den nächsten beiden Zinssitzungen im Juli und September, erwartet. Äußerungen wie die von Knot lassen es aber fragwürdig erscheinen, ob die EZB ihre Zinsen nach dem Sommer weiter anheben wird.

Schon seit einigen Tagen erhalten Bundeswertpapiere Auftrieb. Auch hier liegt der Grund in der Geldpolitik, allerdings nicht in Europa: Treiber ist vielmehr die Aussicht auf ein Ende der Zinsanhebungen durch die US-Zentralbank. Hintergrund sind fallende Inflationsraten, die den Kampf der Fed gegen die hohe Teuerung weniger dringlich erscheinen lassen. Nach kräftigen Zinsanhebungen seit März 2022 wird an den Märkten für kommende Woche mit nur noch einer weiteren Zinsanhebung in den USA gerechnet.

Weil die konjunkturelle Entwicklung für die US-Geldpolitik eine große Rolle spielt, beäugten Marktteilnehmer zudem neue Wirtschaftszahlen aus den Vereinigten Staaten genau. Am Nachmittag wurden unter anderem Umsatzzahlen aus dem Einzelhandel veröffentlicht, die als Richtschnur für den wichtigen Privatkonsum gelten. Diese enttäuschten eher und wurden so als Zeichen gewertet, dass die anstehende Zinserhöhung der US-Notenbank tatsächlich die letzte im laufenden Straffungszyklus sein könnte./la/he