FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben bereits den dritten Tag im Folge im Minus geschlossen. Richtiger Verkaufsdruck kam allerdings erst am Donnerstagnachmittag im Anschluss an die EZB-Sitzung auf. Nachdem sich die Europäischen Zentralbank (EZB) lange Zeit dagegen ausgesprochen hatte, die Inflation mit höheren Zinsen zu bekämpfen, folgte sie nun mit zeitlichem Abstand der US-Notenbank wie auch der Bank of England. Auch wenn der Fahrplan erst auf der Sitzung im März deutlicher skizziert werden dürfte, kamen Staatsanleihen europaweit unter Druck, die Zinsen stiegen. Davon profitierte der Euro, der lange Zeit das Nachsehen gegenüber Dollar und Pfund hatte, die von der Zinspolitik ihrer Notenbanken profitierten. Die Gemeinschaftswährung notierte zuletzt bei 1,1457 Dollar und damit rund 3 US-Cent über den Tiefs zu Wochenbeginn.

Der steigende Euro wurde an der Börse teils negativ gesehen, da Unternehmen auf dem Weltmarkt damit teurer ihre Waren und Dienstleistungen anbieten. So verlor der DAX am Freitag 1,7 Prozent auf 15.100 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es um 1,3 Prozent auf 4.087 nach unten. Von einem leicht im Plus notierenden S&P-500 an der Wall Street konnten die europäischen Pendants nicht profitieren.

Einlagesatz der EZB bereits Ende 2022 bei null erwartet

Eine Anhebung der Leitzinsen im laufenden Jahr war bis vor kurzem noch kein Thema. Nach der EZB-Sitzung am Vortag ist für die Zinsstrategen der DZ Bank ein erster Zinsschritt noch in diesem Jahr sehr viel wahrscheinlicher geworden. Die Währungshüter zeigten sich angesichts des jüngsten Teuerungsschubs von plus 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr einhellig besorgt. Im Nachgang hat die zehnjährige Bundrendite deutliches Aufwärtspotenzial entwickelt. Erstmals seit März 2019 lag die Zehnjahresrendite oberhalb von 20 Basispunkten, Anfang der Woche rentierten Bundesanleihen mit 0,02 Prozent noch im Minus. Die zweijährigen Bundrenditen stiegen sogar noch kräftiger auf minus 0,26 Prozent.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer rechnet damit, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen im September und Dezember um je 25 Basispunkte anheben wird. Dann läge der Einlagensatz bei null. "Am Anleihenmarkt erleben wir einen regelrechten Ausverkauf", so Vermögensverwalter Altmann. "Anleihen werden in hohem Bogen aus den Depots geworfen", sagte er.

Investoren verkaufen Verlierer steigender Zinsen und einem festen Euro

Ein Blick auf die Sektoren zeigt, dass Aktien der Automobilbranche (-3,2%) stark verkauft wurden, aber auch Titel der Versicherer (-2,1%). Die Autos von VW (-3,1%), BMW (-4,3%) und Co werden an den Weltmärkten mit einem steigenden Euro teurer, und das in einem aktuell schwierigen Umfeld. Und die Versicherer haben hohe Bestände an Anleihen in ihrem Portfolio, bei denen aktuell und wohl auch die kommenden Wochen die Bewertungen fallen werden. Hier ist klar zu erkennen, welche Auswirkung die Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde bis in den Aktienmarkt hinein hat.

Als einziger Sektor notierten die Öl- und Gaswerte mit 2 Prozent im Plus. Die Ölpreise kennen auf dem Weg nach oben derzeit kaum ein Halten. Brentöl kostete über 93 Dollar, das ist ein Plus von 2 Prozent. Brent ist damit so teuer wie seit sieben Jahren nicht mehr. Auslöser für den jüngsten Preisanstieg sei ein Kälteeinbruch in Texas, der Sorgen vor Produktionsausfällen im Permian Becken, dem größten US-Schieferölvorkommen, schüre, hieß es. Vor einem Jahr sei es aufgrund einer Kältewelle zu massiven Beeinträchtigungen der dortigen Ölproduktion gekommen.

Zudem gab es einige Quartalszahlen, die in dem Makromarkt allerdings nahezu untergingen. Nach besser als erwartet ausgefallenen Geschäftszahlen hielten sich Talanx mit einem Minus von 1,4 Prozent einigermaßen wacker. Bei den Bruttoprämien wie auch beim Gewinn wurden die Marktschätzungen übertroffen. Mit dem Erreichen der Milliardengrenze beim Gewinn wurde dieses Ziel ein Jahr früher übertroffen als im mittelfristigen Strategieplan vorgesehen.

Wie viele andere Banken zuvor hat auch die italienische Intesa Sanpaolo die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Nach Aufschlägen zur Eröffnung fielen Intesa aber um 2,2 Prozent zurück, auch weil die Renditeaufschläge italienischer Anleihen gegenüber Bundesanleihen erneut zunahmen. Weil Italien hoch verschuldet ist, gilt es als das größte Risiko für die Stabilität der Eurozone. Es sei aber sicherlich zu früh von einer Krise am dortigen Anleihemarkt zu sprechen, so ein Teilnehmer.

Die Geschäftszahlen von Vinci fielen ebenfalls über den Erwartungen aus. Während der Umsatz nur leicht über den Schätzungen lag, war die Ergebnisseite deutlicher über den Prognosen berichtet worden. Der Kurs gewann 0,6 Prozent.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 4.086,58 -54,44 -1,3% -4,9%

Stoxx-50 3.694,12 -42,92 -1,1% -3,3%

Stoxx-600 462,15 -6,48 -1,4% -5,3%

XETRA-DAX 15.099,56 -268,91 -1,7% -4,9%

FTSE-100 London 7.516,40 -12,44 -0,2% +2,0%

CAC-40 Paris 6.951,38 -54,25 -0,8% -2,8%

AEX Amsterdam 747,17 -1,64 -0,2% -6,4%

ATHEX-20 Athen 2.296,01 -2,56 -0,1% +7,2%

BEL-20 Brüssel 4.010,43 -56,49 -1,4% -7,0%

BUX Budapest 51.806,40 -478,24 -0,9% +2,1%

OMXH-25 Helsinki 5.217,15 -71,69 -1,4% -5,1%

ISE NAT. 30 Istanbul 2.136,92 -17,04 -0,8% +5,5%

OMXC-20 Kopenhagen 1.632,37 -55,51 -3,3% -12,4%

PSI 20 Lissabon 5.579,15 +26,73 +0,5% +0,7%

IBEX-35 Madrid 8.589,30 -100,10 -1,2% -1,4%

FTSE-MIB Mailand 26.603,59 -485,37 -1,8% -0,9%

RTS Moskau 1.436,00 +4,01 +0,3% -10,0%

OBX Oslo 1.070,54 +8,14 +0,8% +0,2%

PX Prag 1.442,72 +4,37 +0,3% +1,2%

OMXS-30 Stockholm 2.254,30 -23,37 -1,0% -6,8%

WIG-20 Warschau 2.174,57 -60,58 -2,7% -4,1%

ATX Wien 3.893,57 -23,30 -0,6% +1,4%

SMI Zürich 12.140,25 -93,90 -0,8% -5,7%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 0,21 +0,06 +0,39

US-Zehnjahresrendite 1,91 +0,08 +0,40

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:50 Do, 17:32 % YTD

EUR/USD 1,1455 +0,1% 1,1465 1,1447 +0,7%

EUR/JPY 131,96 +0,3% 131,86 131,48 +0,8%

EUR/CHF 1,0592 +0,6% 1,0557 1,0512 +2,1%

EUR/GBP 0,8461 +0,6% 0,8440 0,8407 +0,7%

USD/JPY 115,19 +0,2% 115,01 114,83 +0,1%

GBP/USD 1,3536 -0,5% 1,3586 1,3617 +0,0%

USD/CNH (Offshore) 6,3635 +0,2% 6,3574 6,3540 +0,1%

Bitcoin

BTC/USD 40.359,73 +9,3% 37.882,86 36.863,60 -12,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 92,61 90,27 +2,6% 2,34 +23,7%

Brent/ICE 93,25 91,11 +2,3% 2,14 +20,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.807,66 1.805,36 +0,1% +2,30 -1,2%

Silber (Spot) 22,48 22,44 +0,2% +0,04 -3,6%

Platin (Spot) 1.027,40 1.036,31 -0,9% -8,91 +5,9%

Kupfer-Future 4,47 4,47 +0,0% +0,00 +0,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/flf

(END) Dow Jones Newswires

February 04, 2022 12:18 ET (17:18 GMT)

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