Von Thomas Leppert

   An den Aktien- und Anleihemärkten in Europa geht es zum Wochenauftakt nach oben. Die Staatsanleihen aus Deutschland, Italien und Portugal rentieren auf Rekordtief. Abermals ist es das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole, das den Börsen den Stempel aufdrückt. Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi werden dahingehend interpretiert, dass ein Anleihekaufprogramm durch die Europäische Zentralbank nun wahrscheinlicher wird. Der Verlierer des Tages ist damit der Euro. Ein leicht enttäuschender ifo-Geschäftsklimaindex kann in dieser Gemengelage kaum belasten.

   Der Dax legt im frühen Geschäft um 1,1 Prozent auf 9.446 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 gewinnt ebenfalls 1,1 Prozent auf 3.132 Punkte. Dagegen belastet die Regierungskrise in Frankreich den CAC-40 nur leicht. Der Index liegt mit gut einem Prozent im Plus. Offenbar im Streit um regierungskritische Aussagen von Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg hat Premierminister Manuel Valls den Rücktritt seiner Regierung eingereicht. Staatschef François Hollande beauftragte Valls am Montag umgehend damit, eine neue Regierung zu bilden, die am Dienstag vorgestellt werden soll.

   Deutsche Bundesanleihen könnten demnächst einen neuen Käufer finden - die EZB. Präsident Draghi betonte in Jackson Hole, dass alle marktbasierten Inflationserwartungen signifikant gefallen seien. Die Marktstrategen der Commerzbank interpretieren diese Äußerungen dahingehend, dass breit angelegte Wertpapierkäufe (QE) durch die EZB nun wahrscheinlicher seien. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen fällt auf 0,968 nach 0,987 Prozent am Freitag. Auch die Renditen gleichlaufender Staatsanleihen aus Italien (2,5 Prozent) und Portugal (3,07 Prozent) sinken auf Rekordtief.

   Der Euro fällt dagegen mit den Aussagen von Draghi auf den tiefsten Stand seit elf Monaten. Das stützt im Gegenzug weiter den Dollar, der ohnehin von der als eher "falkenhaft" bewerteten Rede von US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen profitiert. "Die Märkte dürften weiter die Yellen-Rede verdauen", so Herve Goulletquer vom Credit Agricole. Der Euro notiert bei 1,3190 Dollar. Der Goldpreis steht erneut unter Druck und fällt unter die Marke von 1.278 Dollar je Feinunze.

   Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im August bereits den vierten Monat in Folge gefallen. Der Rückgang war dabei stärker als erwartet. Der Index gab auf 106,3 von 108,0 Punkten im Vormonat nach. "Die deutsche Wirtschaft verliert weiter an Kraft", so ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Sowohl die Beurteilung der Geschäftslage als auch der -aussichten fielen schwächer aus. Deutlicher wird die VP-Bank: Die deutsche Wirtschaft hat vorerst ihren Zenit überschritten, heißt es aus Lichtenstein.

   Als "positiv" für die gesamte Branche wertet ein Händler die jüngste Übernahme im Biotechsektor. Der schweizerische Pharmakonzern Roche erwirbt für 8,3 Milliarden US-Dollar das US-Unternehmen InterMune und stärkt damit vor allem sein Produktportfolio für Atemwegserkrankungen. Die Aktionäre sollen 74 Dollar pro Aktie erhalten, ein Aufschlag von 38 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Seitdem vor wenigen Wochen erste Spekulationen über die Transaktion laut wurden, ist der Kurs um 63 Prozent gestiegen. Roche steigen um 0,3 Prozent auf 262,00 Franken, BB Biotech im TecDax um 1,9 Prozent auf 138,30 Euro.

   Die Aktie der Lufthansa läuft dem breiten Markt hinterher und notiert mit einem Abschlag von 1,0 Prozent als einziger DAX-Wert im Minus. Erneut droht der Airline ein Streik. Die Verhandlungen zwischen der Pilotenvereinigung Cockpit und der Fluggesellschaft zur sogenannten Übergangsversorgung sind am Wochenende gescheitert. Etwas entspannter dürfte bei der Lufthansa gen Island geschaut werden. Seit dem 16. August wurden dort verstärkte Aktivitäten beim Vulkan Bardarbunga beobachtet. Am Morgen haben die zuständigen isländischen Behörden die Gefahr als geringer eingestuft und die entsprechende Warnstufe auf Orange von zuvor Rot gesenkt.

   Im weiteren Tagesverlauf könnten die Schlagzeilen aus den Krisengebieten das Geschehen an der Börse wieder stärker bestimmen. Über das Wochenende hat sich die Ukraine-Krise erst einmal nicht weiter verschärft, sie war am Freitag Anlass für den Rückschlag an den europäischen Aktienmärkten. Wegen des für Dienstag angesetzten Treffens zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatspräsidenten Petro Poroschenko in Minsk wächst nun die Hoffnung auf eine Lösung des Konflikts.

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