07.10.2008 17:41:25
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Fondshandel-Umsätze in die Höhe geschnellt
Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Die Umsätze im Fondshandel sind erneut in die Höhe geschnellt, so die Deutsche Börse AG.
Wie Christoph Schmidt von N. M. Fleischhacker berichte, liege der Grund dafür vor allem in einer überstürzten Flucht der Anleger aus Geldmarkt-Produkten. "Die fünf meistgehandelten Geldmarktfonds brachten bei uns in der vergangenen Woche so viel Umsatz auf die Waage, wie der gesamte restliche Fondsbereich zusammen. Das ist immens", wisse der Experte der Frankfurter Wertpapierhandelsbank.
Größter Abgeber sei dabei aktuell der UniOpti4 (ISIN LU0262776809/ WKN A0KEBS), der die Marktbeobachter mit 13 Millionen Euro Umsatz in einer Woche zum Staunen bringe. Für einen Geldmarktfonds würden sonst schon 2 bis 3 Millionen Euro als viel gelten. Aber auch der DWS Rendite Optima Four Seasons (ISIN LU0225880524/ WKN A0F426) sowie der DWS Geldmarkt Plus (ISIN DE0008474230/ WKN 847423), die ebenfalls zu den eigentlich sichereren und konservativer aufgestellten Geldmarktfonds gehören würden, stünden stark unter Druck.
Wie Christoph Schmidt vermutet, scheinen die Anleger mittlerweile so verängstigt zu sein, dass sie keinem Produkt mehr trauen, so die Deutsche Börse AG. Das gelte auch für Fonds, obwohl diese als Sondervermögen nicht vom Emittentenrisiko betroffen seien. "Der gesamte Handel ist von Emotionen getrieben", fasse Schmidt die Situation zusammen und betone, dass derart exzessive Verkäufe bei Geldmarktfonds bisher noch nicht vorgekommen seien. Vielmehr hätten diese Produkte in vergangenen Krisenphasen immer als sicherer Hafen gegolten. "Es passiert auch, dass Geldmarktfonds Produkte von Banken halten, die nun in finanziellen Schwierigkeiten sind, was den Fondspreis belastet. Das ist aber aktuell gar nicht der Fall."
Intensive Handelsaktivitäten beobachte Schmidt auch bei den Immobilienfonds. Während die meisten Produkte dieses Bereichs ähnlich wie Geldmarktfonds zunehmend verkauft würden, gebe es hier aber auch Ausnahmen: Beim KanAm grundinvest (ISIN DE0006791809/ WKN 679180) und dem TMW Immobilien Weltfonds (ISIN DE000A0DJ328/ WKN A0DJ32) seien die Käufer deutlich in der Überzahl. "Der KanAm grundinvest kann sich durch gewisse Vorschusslorbeeren immer ganz gut durch Krisenzeiten retten. Anleger schauen hier vor allem auf die Performance der Vergangenheit."
Nach Ansicht von Christoph Schmidt sei dies in der aktuellen Situation aber trotzdem verwunderlich, da die Immobilienkrise Anleger im Allgemeinen eher von Immobilienfonds abschrecke. "Mit Irland, England und Spanien sind die Auswirkungen nun ja auch deutlich auf dem europäischen Markt zu spüren. Fonds wie der SEB ImmoInvest (ISIN DE0009802306/ WKN 980230) und der CS Euroreal (ISIN DE0009805002/ WKN 980500) gehören daher zu den größten Verlierern der Woche."
Deutsche Aktienfonds würden zwar wieder stärker gehandelt als in den Vorwochen, die Aktivität bleibe aber weiter unterdurchschnittlich. "Es gibt bestimmt einige Anleger, die im Hinblick auf die Abgeltungssteuer im kommenden Jahr bereits gekauft haben und die Krise jetzt aussitzen", schätze Spezialist Schmidt. Verkauft würden der cominvest Fondak (ISIN DE0008471012/ WKN 847101) und der Klassiker DWS Deutsche Aktien Typ O (ISIN DE0008474289/ WKN 847428). Einzig beim DWS Aktienstrategie Deutschland (ISIN DE0009769869/ WKN 976986) beobachte Christoph Schmidt überwiegend Käufe.
Während Fonds mit Schwellenländer-Titeln in den vergangenen Wochen teilweise noch sehr begehrt gewesen seien, würden jetzt die Investoren aussteigen. Sowohl der DWS India (ISIN LU0068770873/ WKN 974879) als auch der DWS China (ISIN LU0146865505/ WKN 565129) und der DWS Russia (ISIN LU0146864797/ WKN 939855) würden stark verkauft. "Bei dem Russlandfonds ist mittlerweile so viel Volatilität im Markt, da kann selbst so manche Aktie nicht mithalten. Das ist wirklich nur noch etwas für Trader." Osteuropa-Produkte fänden sich unterdessen gar nicht mehr unter den meistgehandelten Fonds. Risikoanlagen würden im Allgemeinen gemieden.
Dirk Schröder von DBM bestätige diese Entwicklung und berichte von starken Verkäufen beim Baring Hong Kong China Fund (ISIN IE0000829238/ WKN 972840 und ISIN IE0004866889/ WKN 933583) und dem China Focus Fund von Fidelity (ISIN LU0173614495/ WKN A0CA6V). "Die Umsätze sind enorm hoch und werden durch Stop-loss-Orders noch weiter angetrieben. In solchen Zeiten können sich die Handelszahlen schon mal verdoppeln und liegen mittlerweile im Milliardenbereich."
Die stärksten Abgaben verzeichne der Spezialist von DBM jedoch bei Goldminen- und Rohstofffonds. Ganz oben auf den Umsatzlisten stünden dabei der BlackRock World Mining Fund (ISIN LU0075056555/ WKN 986932) und sein in Euro notierter Zwillingsbruder World Mining Fund A2 EUR (ISIN LU0172157280/ WKN A0BMAR). Bei den Rohstoffen seien vor allem der Allianz-dit Energiefonds (ISIN DE0008481854/ WKN 848185) und der Allianz-dit Rohstofffonds (ISIN DE0008475096/ WKN 847509) unter Druck.
"Aktuell trennen sich die Anleger scheinbar von allem. Man fragt sich wirklich, was mit dem ganzen Geld passiert", rätsle Dirk Schröder und vermute die abgezogenen Milliarden auf Sparbüchern und in den Strümpfen der verunsicherten Investoren. (07.10.2008/fc/a/f)
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