07.05.2012 09:25:15

Offene Immobilienfonds: Entscheidung über Zukunft der Fondskategorie steht unmittelbar bevor

Hamburg (www.fondscheck.de) - In der kommenden Woche entscheidet sich, ob die beiden offenen Immobilienfonds CS Euroreal (CS Euroreal A EUR) und SEB ImmoInvest (SEB ImmoInvest P) wieder geöffnet oder abgewickelt werden, so die Börse Hamburg.

Dann sei bei beiden Fonds die Anteilsrückgabe bei den Fondsgesellschaften zwei Jahre ohne Unterbrechung ausgesetzt. Per Gesetz sei geregelt, dass mit Ablauf dieser Frist über eine Wiederöffnung oder Liquidierung entschieden werden müsse. Am 7. Mai wolle die SEB den SEB ImmoInvest für einen Tag öffnen und die Anleger über die Zukunft des Fonds entscheiden lassen. Für den 8. Mai habe die Credit Suisse eine Pressekonferenz zum CS Euroreal angekündigt.

"Wie es mit dem CS Euroreal und dem SEB ImmoInvest weitergeht, wird wegweisend für die gesamte Fondskategorie der offenen Immobilienfonds sein", sage Dr. Thomas Ledermann, Geschäftsführer der Börse Hamburg. "Sollten beide Fonds aufgelöst werden, wäre das ein schlechtes Signal für andere Immobilienfonds." Die immense Bedeutung der beiden Fonds würden bereits deren Fondsvolumina verdeutlichen: Der SEB ImmoInvest habe ein Fondsvermögen von derzeit 6,36 Milliarden Euro, der CS Euroreal von 6,0 Milliarden Euro - damit würden sie zu den größten Immobilienfonds überhaupt gehören.

Diesen Stellenwert würden auch die Umsätze im Handel an der Börse Hamburg widerspiegeln: In den vergangenen zwölf Monaten seien allein im CS Euroreal Anteile im Volumen von 303,7 Millionen Euro gehandelt worden, im SEB ImmoInvest seien es 195,1 Millionen Euro gewesen. Auf dem dritten Platz der umsatzstärksten Immobilienfonds folge der AXA Immoselect mit 79,9 Millionen Euro Umsatz. Die Top-5 der Umsatzspitzenreiter auf Jahressicht vervollständigen der KanAm grundinvest (KanAm grundinvest Fonds) mit 79,6 Millionen Euro Umsatz und der DEGI Europa mit einem Umsatz von 44,8 Millionen Euro.

"Der Handel mit offenen Immobilienfonds über die Börse erfüllt zwei Funktionen auf einmal: Er ist bei den eingefrorenen oder in der Abwicklung befindlichen Fonds die einzige Möglichkeit, weiterhin Fondsanteile zu kaufen oder zu verkaufen", sage Ledermann. "Und er ist ein Indikator für die Einschätzung der Anleger, wie es mit einem Fonds weitergeht."

Dass die Entscheidung über den CS Euroreal und den SEB ImmoInvest direkt bevorstehe, zeige sich entsprechend auch in den Umsätzen im Fondshandel an der Börse Hamburg: Der Umsatz im CS Euroreal habe im April bei 26,3 Millionen Euro gelegen. Damit habe der Handel in diesem Fonds im Monatsvergleich nochmals angezogen - im März seien es 22,0 Millionen Euro gewesen. Noch deutlicher sei das Interesse der Anleger beim SEB ImmoInvest gestiegen: Der Fonds habe seinen Wert im April um 4,8 Prozent gesteigert, der Umsatz sei von 13,6 Millionen Euro im März auf 23,4 Millionen Euro gestiegen - also um fast 10,0 Millionen Euro.

Die Umsatzzahlen der vergangenen zwölf Monate würden zeigen, dass selbst in vor der Liquidierung stehenden Fonds ein reger Handel stattfinde und sogar Gewinne möglich seien: "Ein Paradebeispiel ist der DEGI International : Bereits im Oktober 2010 wurde die Auflösung des Fonds angekündigt", sage Ledermann. "Der DEGI International erzielt aber nach wie vor Umsätze auf einem hohen Niveau und hat auf Jahressicht eine Wertsteigerung von 14,7 Prozent verzeichnet." Die meisten Fonds, die sich in der Abwicklung befänden, könnten mittelfristig weiterhin an der Börse gehandelt werden.

"Langfristig gesehen bleiben offene Immobilienfonds allen Turbulenzen zum Trotz ein Muss für den Vermögensaufbau von Privatanlegern", sage Niklas Breckling, Makler bei der Schnigge Wertpapierhandelsbank AG. "Die großen Immobilienfonds, die einem Konzern zugehörig sind und über ein starkes Vertriebsnetz verfügen, werden weiter bestehen." Gesetzliche Neuregelungen, die in Zukunft Liquiditätsengpässe bei offenen Immobilienfonds verhindern sollten, seien bereits erarbeitet worden.

Einen weiteren Lösungsansatz sehe Ledermann im so genannten Schweizer Modell, das den Handel mit Immobilienfonds ausschließlich über Börsenplätze erlaube: "Die bisher erarbeiteten gesetzlichen Regelungen für offene Immobilienfonds gehen noch nicht weit genug. Eine sinnvolle Lösung wäre der Handel dieser Fondskategorie über die Börsenplätze, wie er sich in der Schweiz bewährt hat", sage Ledermann. "Der Handel über die Börse könnte zwar zu einer höheren Volatilität führen. Es wäre aber stets genügend Liquidität vorhanden, um alle Anlegerwünsche zu bedienen. Eine Mindesthaltefrist wäre damit überflüssig und einer der wichtigsten Vorzüge von Fonds - deren tägliche Verfügbarkeit - bliebe erhalten." (07.05.2012/fc/a/f)

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