12.06.2014 22:03:47
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APA ots news: Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 13. Juni 2014; Leitartikel von Wolfgang Sablatnig: "Eine Hypo-Wette auf die Zukunft"
Innsbruck (APA-ots) - Utl: Der Aufschrei der Hypo-Gläubiger und des
Landes Bayern war zu erwarten, werden sie doch um Hunderte Millionen
Euro erleichtert. Es wird aber Jahre dauern, bis die Gerichte
entschieden haben, ob der Schuldenschnitt rechtlich hält.
Die Regierung hat sich redlich bemüht, das Abbaugesetz für die
Pleite-Hypo wasserdicht zu machen. Drei Ministerien waren
eingebunden, "führende Anwaltskanzleien", der Verfassungsdienst im
Bundeskanzleramt, die Nationalbank.
Dass die Gläubiger ebenso wie das Land Bayern und die Bayerische
Landesbank dennoch aufschreien, liegt auf der Hand. Niemand
verzichtet freiwillig auf Hunderte Millionen Euro. Und wenn ein
Manager das doch täte, käme er in Konflikt mit seinem Aufsichtsrat.
Im Gegensatz zu diesen Interessen steht der - begrüßenswerte -
Ansatz der Koalition, die Steuerzahler möglichst aus der Pflicht
nehmen zu wollen.
Wenn das aber so einfach wäre. Die Ratingagentur Standard &
Poors hat bereits mit negativen Ausblicken reagiert. Ob die
Finanzierung für Bund, Länder und betroffene Banken als Konsequenz
dieser Bewertung tatsächlich teurer wird, ist offen.
Und wie steht es wirklich um "die Nachranggläubiger", denen der
Finanzminister nun vorwirft, sie hätten zwar gerne die höheren Zinsen
genommen, würden sich jetzt aber beim höheren Risiko drücken wollen?
Diese Nachranggläubiger sind keineswegs nur anonyme Investoren,
Finanzhaie und Heuschrecken, sondern auch seriöse und namhafte
Konzerne wie die Uniqa oder die Vienna Insurance Group, besser
bekannt unter ihrem alten Namen Wiener Städtische.
Auch das Argument, die Investoren hätten wissen können, wie wenig
werthaltig eine milliardenschwere Haftung des Landes Kärnten ist,
stimmt so nicht ganz. Eine Landeshaftung galt automatisch als sicher
- nicht nur in Kärnten. Auch in anderen Ländern übersteigen die
Haftungen für die Landesbanken die Jahresbudgets, in Tirol um das
Eineinhalbfache.
Die Frage der Verantwortung für die Pleite lässt sich mit einigen
Paragrafen im Abbaugesetz jedenfalls nicht beantworten. Die Autoren
des Hypo-Gesetzes wussten um die Einwände. Sie wussten, wie
problematisch eine Enteignung durch den Staat ist - und nichts
anderes ist es, wenn Forderungen per Gesetz für erloschen erklärt
werden. Sie rechneten auch damit, dass ihr Gesetz vor dem Richter
landen wird.
Ob der Plan der Koalition aufgeht, liegt in der Hand der
Gerichte. Die Rechnung für diese Wette auf die Zukunft folgt daher
erst in einigen Jahren - wer auch immer dann in der Regierung das
Sagen hat. Die Steuerzahler müssen bei einem Verlust auf jeden Fall
zahlen.
Rückfragehinweis:
Tiroler Tageszeitung, Chefredaktion, Tel.: 05 04 03 DW 610
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/213/aom
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OTS0313 2014-06-12/22:00
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