15.11.2015 10:22:40
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Bandenmäßiger Betrug und Milliardenschaden: Infinus-Prozess beginnt
DRESDEN (dpa-AFX) - Es geht um Zehntausende geprellte Anleger und viele Hundert Millionen Euro Schaden: Gut zwei Jahre nach ihrer Festnahme beginnt an diesem Montag in Dresden der Prozess gegen sechs Manager der größtenteils insolventen Infinus-Finanzgruppe. Dem Gründer des Mutterkonzerns Future Business (Fubus) und vier weiteren Ex-Führungskräften werden gewerbsmäßiger Bandenbetrug im besonders schweren Fall und Kapitalanlagebetrug vorgeworfen.
Ein sechster Angeklagter steht wegen Beihilfe vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts. Er war bereits drei Monate nach seiner Festnahme freigekommen. Die übrigen Beschuldigten sitzen schon seit November 2013 in Untersuchungshaft.
Ein Dutzend Strafverteidiger bieten die Angeklagten auf. Drei Staatsanwälte wollen beweisen, dass die Beschuldigten als Hauptverantwortliche ein sogenanntes Schneeballsystem betrieben und etwa 22 000 Anleger um rund 312 Millionen Euro betrogen haben.
Im Kern geht es darum, dass nach Ansicht der Anklage Orderschuldverschreibungen und Nachrangdarlehen mit zu hohen Renditeversprechen gehandelt wurden, die dann nur mit dem Geld von zusätzlich eingeworbenen Anlegern bedient werden konnten. Um den Schein zu wahren, hätten die zuletzt 22 Gesellschaften des Firmengeflechts untereinander Luftgeschäfte abgeschlossen, die Gewinne erwirtschafteten, aber nur auf dem Papier existierten.
Spätestens seit Januar 2011 müsse den Beschuldigten dieser Schneeball-Charakter bewusst gewesen sein, heißt es in der Anklage. Beim Weiterbetrieb des Systems hätten sie dann in betrügerischer Absicht gehandelt. Die Akte der Staatsanwaltschaft umfasst mehr als 600 Ordner.
Die Anklage bezieht sich nur auf einen Teil der Geschädigten. Tatsächlich vermutet die Staatsanwaltschaft, dass seit 2001 etwa 54 000 Anleger rund 2,1 Milliarden Euro bei Infinus investierten.
Ein Hinweis der Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hatte die Ermittlungen Mitte 2012 ins Rollen gebracht. Als Ende 2013 die Handschellen klickten und die Vorwürfe bekanntwurden, musste ein Unternehmen nach dem anderen Insolvenz anmelden. Die Forderungen der Gläubiger belaufen sich nach Angaben von Insolvenzverwalter Bruno Kübler allein bei der Fubus auf knapp zwei Milliarden Euro.
Bis Ende des Jahres sind zunächst 13 Verhandlungstage terminiert. Der Prozess dürfte aber bis weit ins nächste Jahr hinneinreichen./fi/DP/zb
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