10.05.2016 22:57:39
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Börsen-Zeitung: Skandal gesucht, Kommentar zur BaFin von Bernd Wittkowski
Das Problem der Vorverurteiler: Die Substanz der Vorwürfe hinkt der öffentlichen Debatte über angebliche Verfehlungen doch weit, weit hinterher. Cum-ex-Geschäfte etwa haben ganze elf der 1800 von der BaFin befragten Kreditinstitute betrieben. Doch bis auf ein, zwei Einzelfälle von "Cum-ex", in denen auch Staatsanwälte bereits ermitteln, ist zurzeit völlig unklar, ob überhaupt gegen Steuer- oder gar Strafgesetze verstoßen wurde. Selbst in dem einen angeblich offenkundigen Fall mutmaßlich krimineller Verschleierungsstrukturen müssen am Ende Gerichte entscheiden, was legal war und was nicht. In Sachen Panama haben die Aufseher neun deutsche Banken respektive deren Auslandstöchter im Visier. Doch hier gibt es überhaupt noch nichts Handfestes.
Gemessen an diesen bisherigen Erkenntnissen wirkt die Aufregung in Medien und im Publikum, die hier und da der Auflage oder der Einschaltquote zugutekommt, Stand heute doch arg übertrieben - ein klassischer Fall von Skandalisierung. Der zugehörige Skandal wird noch gesucht. Dabei kann einem eingedenk des Lageberichts der BaFin aus anderen Gründen schwummerig werden. Das "schleichende Gift" (Präsident Felix Hufeld) der Folgen der Zinspolitik frisst sich immer weiter in Wirtschaft und Gesellschaft hinein. Aktuell stellt die Aufsicht die besonders EZB-geschädigten Pensionskassen heraus, von denen manche ihre Leistung womöglich bald nicht mehr aus eigener Kraft in voller Höhe wird erbringen können. In letzter Konsequenz drohen den Betriebsrentnern Kürzungen. Das ist ein Skandal.
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