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27.07.2015 12:50:45

Griechenlands Tourismusindustrie erholt sich schnell

   Von Costas Paris

ATHEN (Dow Jones)-- Die Touristen kehren wieder in Scharen nach Griechenland zurück - ein Anzeichen dafür, dass auch die Kapitalverkehrskontrollen und die Proteste der Bevölkerung gegen die Sparpolitik Europas der erfolgreichen griechischen Branche mitten in der Hochsaison nichts anhaben können.

   Noch im Frühsommer litt die Zahl der Hotelbuchungen unter der Sorge vor einem Staatsbankrott Griechenlands. Inzwischen hat sich die Zahl der Buchungen wieder erholt, seit die Regierung am 13. Juli eine vorläufige Einigung mit den Gläubigern erreicht hat. Reiseveranstalter und Fluggesellschaften berichten ebenfalls, dass sich ihre Reservierungen normalisieren.

   "Wir meistern die Krise recht gut", sagt Aris Ikkos, Analysechef beim griechischen Tourismusverband SETE, bei dem sich Hoteliers, Reisebüros und unabhängige Firmen organisieren. Ende Juni und Anfang Juli lagen Hotelbuchungen 20 Prozent unter Vorjahresniveau, sagt er, doch seitdem habe sich der Trend umgekehrt. Man schätze, dass die Branche sich wieder auf Vorjahresniveau oder etwas darüber befinde.

   Ähnlich sieht man es beim Touristikkonzern TUI, der bislang keinerlei Nachfragerückgang als Folge der Griechenland-Krise verspürt. "Normalerweise beeinflussen solche Unsicherheiten das Verhalten unserer Kunden. Bei der Griechenland-Krise ist das nicht der Fall", sagte TUI-Vorstandschef Friedrich Joussen einem Magazin. Eine Buchungszurückhaltung könne das Unternehmen aktuell nicht feststellen.

Tourismus ist wichtige Einnahmequelle Der Tourismus ist eine der wenigen stetigen Einnahmequellen in dem krisengeschüttelten Land. Vergangenes Jahr steuerte er 17 Milliarden Euro oder 9,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zur Wirtschaft bei. Weitere 45 Milliarden Euro könnten indirekt durch den Tourismus entstanden sein, etwa durch Geschäfte, Restaurants und Sehenswürdigkeiten, berichtet SETE.

   Die Hoffnung, dass Griechenland ein neues Rekordjahr im Tourismus erleben würde, wurde zerstört, als die Schuldenkrise im Juni eskalierte. Nach Wochen der angespannten Verhandlungen mit den Gläubigern organisierte die Regierung ein Referendum über die geforderten Reformen, die Bedingung für weitere Finanzhilfen sein sollten.

   Mit dem Referendum wurden die Gläubigerverhandlungen vorübergehend auf Eis gelegt. Die Regierung musste wegen der Bargeldflucht der Griechen Kapitalverkehrskontrollen umsetzen, die seit dem 29. Juni gelten. Touristen leiden zwar kaum unter den aktuellen Regeln: Für die Besitzer ausländischer Bankkarten gilt das Limit von 60 Euro pro Tag, die Griechen maximal von ihrem Konto abheben dürfen, jedoch nicht.

   Dennoch regierte die Sorge unter den Griechenland-Urlaubern. Ende Juni hielten sich Touristen noch zurück, als nicht sicher war, ob sie Zugang zu Bargeld haben würden. Seit der Einigung mit den Gläubigern scheinen ihre Sorgen wie weggeblasen. "Wir hoffen, dass wir während des Rests der Sommersaison kein weiteres politisches Drama durchleben müssen", sagt Ikkos. "Während des gesamten vergangenen Jahres kamen 22 Millionen Personen an. Hält die ruhige Stimmung an, könnten wir das noch übertreffen." Offizielle Daten zum Juli veröffentlicht SETE Ende des Monats.

Am Ende sorgten die niedrigen Preise für Buchungsplus Während die Krise den meisten Griechen das Leben schwer macht, profitieren tausende Touristen davon, die in Athen oder auf beliebten Inseln einen komfortablen Urlaub verleben wollen: Die Preise für Luxus-Unterkünfte sind zum Vorjahr um etwa 15 Prozent gefallen, berichten internationale Reiseveranstalter.

   Die billigen Preise lockten dann am Ende doch mehr Touristen an. "Im Juni lag die Zahl der Buchungen von Luxusunterkünfte in Griechenland um 22,4 Prozent höher als im Vorjahr", sagt Daniel Farrar, CEO der amerikanischen Firma Switchfly, die Airlines und Hotels weltweit über Buchungsplattformen anbietet. "Eine ähnliche Steigerung erwarten wir für den Juli."

   "Jedes Jahr beeinflussen wirtschaftliche, soziale und politische Ereignisse die Reisetrends. Dieses Jahr haben wir eine Zunahme der Reisen nach Griechenland erlebt, weil die Wirtschaftskrise des Landes diese Reisen erschwinglicher gemacht hat", sagt Farrar. "Diesen Sommer ist Griechenland das einzige Land mit drei Zielen unter den 15 besten Luxus-Reisezielen der Welt."

   Luxushotels in Athen, Mykonos und Kreta sind bis Ende September komplett ausgebucht. Aegean Airlines, die größte Fluglinie des Landes, hat die Zahl der Flüge vom Rest Europas nach Athen in den Sommermonaten um 30 Prozent erhöht. Zehn weltweit operierende Airlines fliegen Athen dieses Jahr außerdem erstmals täglich an.

Der schwache Euro befeuert die Nachfrage zusätzlich "Alles verlief sehr gut", sagt Susan Millford, eine 32-jährige Anwältin aus dem amerikanischen Denver, die mit ihrem Mann und den drei Kindern zehn Tage im Luxushotel Grande Bretagne in Athen verbrachte. "Vor der Abreise machten wir uns etwas Sorgen, aber es gab keine Probleme. Unsere Kreditkarten funktionierten und die Gastfreundlichkeit war hervorragend. Ich wünschte nur, wir hätten mehr Zeit gehabt."

   Der größte britische Reiseverband ABTA, der 90 Prozent der britischen Reiseveranstalter und 80 Prozent der Reisebüros vertritt, berichtet, dass Buchungen in Griechenland zum Vorjahr um zwei Prozent gestiegen seien.

   Griechenlandreisen lohnten sich derzeit besonders, sagt Sean Tipton, Sprecher von ABTA. "Die Preise sind aufgrund der Krise gefallen und das Pfund ist zum Euro sehr stark. Kunden fragten uns um Rat, aber niemand sagte seinen Urlaub ab."

   Hotelbetreiber haben jedoch mit den Kapitalverkehrskontrollen zu kämpfen. "Ich frage Gäste höflich, ob sie einen größtmöglichen Anteil ihrer Rechnung bar bezahlen können", sagt Manolis Kraounakis, der sechs Villen auf Kreta verwaltet. "Die, die Bargeld haben, sind sehr verständnisvoll, da sie von der 60-Euro-Grenze für Griechen gehört haben. Wir hatten schon Probleme mit Anbietern von Bettbezügen und Lebensmitteln, da sie das Geld für Bestellungen im Voraus kassieren wollen, doch die Kapitalverkehrskontrollen machen das sehr schwer."

   Als Teil eines neuen Finanzierungsabkommens mit internationalen Gläubigern will Griechenland die Mehrwertsteuer für Hotels ab September auf 16 Prozent verdoppeln. Bei Restaurants ist der Satz bereits um zehn Prozentpunkte angehoben worden.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   July 27, 2015 06:45 ET (10:45 GMT)

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