24.08.2014 14:25:47
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IG-Metall-Bezirksleiter: Kein Grund für Zurückhaltung in Tarifrunde
STUTTGART (dpa-AFX) - Die IG Metall Baden-Württemberg geht angesichts guter Konjunktur in der Metall-Branche mit großem Selbstbewusstsein in die Tarifrunde 2014/15. "Es gibt keinen Grund zur Zurückhaltung", sagte Bezirksleiter Roman Zitzelsberger der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. "Wir wollen, dass die Menschen von ihrem Beitrag zur Produktivität profitieren, einen Ausgleich für Preissteigerungen erhalten und teilhaben an der allgemeinen Entwicklung der betrieblichen Gewinne." Die Ertragslage der Unternehmen sei sehr gut bis gut. "Die Arbeitnehmer müssen den Gürtel nicht enger schnallen."
Im Gesamtjahr 2014 und in der Prognose für 2015 sei mit leichtem Beschäftigungsaufbau in der Branche zu rechnen. Die politischen Krisen würden nichts an der stabilen Entwicklung ändern. "Allen Unkenrufen zum Trotz steht Deutschland nach wie vor hervorragend da. Von Krise oder gar Rezession sind wir meilenweit entfernt." Die Befürchtungen der Arbeitgeber, dass sich bei steigenden Arbeitskosten die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verschlechtere, sei als "übliches Geplänkel" vor einer Tarifrunde zu verbuchen.
Allerdings werde es eine hochkomplexe Verhandlung für die Branche mit bundesweit 3,7 Millionen Beschäftigten, davon knapp 800 000 im Südwesten. Denn neben der Entgeltfrage will die IG Metall qualitative Themen verhandeln: die Verlängerung und Reform der 2016 auslaufenden Altersteilzeit und eine Weiterbildungsteilzeit. Das Thema Werkverträge stehe - anders als beim Abschluss für die Stahlindustrie
- gerade nicht auf der tarifpolitischen Agenda, sagte der Funktionär.
Über die Altersteilzeit sagte Zitzelsberger: "Wir wollen mehr Gestaltungsmöglichkeiten - etwa ein langsames Rausgleiten aus dem Berufsleben mit schrittweiser Verkürzung der Arbeitszeit, reduzierte Vollzeit- und echte Teilzeitarbeit." Die durch Fachkräftemangel geprägte Arbeitsmarktlage erleichterte solche Modelle. "Die Perspektive der 90er Jahre auf Altersteilzeit "Alte raus, Junge rein" ist nicht mehr zeitgemäß." Mit den Arbeitgebern sei man sich einig, die Altersteilzeit zu verlängern und als personalpolitisches Instrument zu nutzen. Im Detail, etwa bei der Frage eines Lohnausgleiches, sei man aber noch weit auseinander.
Die Beschäftigten sollen überdies einen Anspruch auf Weiterbildung erhalten. Im Vordergrund stehen nach Zitzelsbergers Worten drei Gruppen: die Jungen, die gleich nach beruflicher Erstausbildung ein Studium anhängen wollen, die Beschäftigten, die nach mehreren Arbeitsjahren einen "zweiten Start" durch Höherqualifizierung hinlegen wollen, sowie die An- und Ungelernten. Gerade diese letzte Gruppe, die immerhin 20 Prozent aller Metall-Beschäftigten stelle, profitiere noch am wenigsten von Weiterbildung. Der Anteil der Arbeitsplätze für nur gering Qualifizierte werde sich in den kommenden zehn Jahren halbieren; sie seien besonders von Rationalisierung und Abwanderung bedroht.
Die Frage einer Lohnfortzahlung während der Weiterbildung müsse in der Tarifrunde geklärt werden. Auch der Bund müsse mitziehen, um Weiterbildung attraktiv zu machen. "Die Bundesregierung muss wie bei der Altersteilzeit auch die Aufstockungsbeiträge von Steuer- und Beitragspflicht befreien. Den Sonntagsreden für mehr Weiterbildung müssen auch Taten folgen", forderte Zitzelsberger.
Er könne sich vorstellen, dass Baden-Württemberg in der aufziehenden Tarifrunde einmal mehr Pilotfunktion habe: "Ich würde gerne versuchen, das hier im Bezirk zu klären - aber diesen Anspruch hat ja jeder Bezirksleiter." Im Südwesten sind in der Vergangenheit etliche Tarifverträge zu qualitativen Themen geschmiedet worden; darunter ist
auch ein Weiterbildungstarifvertrag, über den die von der Gewerkschaft angestrebten neuen Regelungen aber hinausgehen sollen./jug/DP/he
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