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23.05.2014 18:39:58

Kölner Stadt-Anzeiger: Reaktionen vor dem Erdogan-Besuch in Köln

Köln (ots) - Mit Kritik reagieren Politik und Wissenschaft auf den Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Recent Erdogan am Samstag in Köln. "Nach einer solchen Katastrophe wie in Soma müsste der Premierminister eigentlich etwas Besseres zu tun haben", sagte Grünen-Parteichef Cem Özdemir dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe): "Wenn Premierminister Erdogan trotz der Toten von Soma Zeit für eine Wahlkampfrede in Deutschland hat, dann werden wir ihm dies nicht verbieten. Er und seine Anhänger müssen selbst wissen, was dies für die Angehörigen der Opfer bedeutet und welches Bild von der Türkei in Deutschland dadurch entsteht."

Nahost-Experte Udo Steinbach, lange Jahre Leiter des Orient-Instituts in Hamburg, sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe): "Das Land ist polarisiert wie eigentlich seit den 70er Jahren nicht mehr, was in den 80er Jahren schließlich zu einem Militärputsch führte. Das wird sich nicht wiederholen, aber die Situation wird sich weiter negativ auf die Türkei auswirken". "Es ist ein gespaltenes Land", glaubt auch die türkisch-stämmige Philosophin Seyla Benhabib, die Harvard-Professorin erhielt in Köln den Meiter-Eckhart-Preis. "Er soll zurücktreten. Die Tragödie von Soma mit 300 Toten würde jede anständige Regierung dazu veranlassen, die Verantwortung zu übernehmen", sagt Benhabib im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Für sie ist Erdogan (60) immer ein Rechtspopulist gewesen. "Ein Demokrat war er nie", sagt sie. "Erdogan weist Züge von Autoritarismus, Autokratie und eine Art von Putinismus auf", sagt Benhabib, "wobei der Putinismus eine neue Form politischer Herrschaft ist, die sich auf gewisse gesellschaftliche Schichten stützt und darauf die Macht aufbaut." Als Politiker hat der türkische Ministerpräsident seinen Höhepunkt überschritten, glaubt Steinbach. "Aus der Falle des Autokraten kommt er aber nicht mehr heraus, denn zurücktreten kann er nicht, weil er dann den Untersuchungen der Gerichte ausgesetzt wäre. Korruptionsvorwürfe stehen im Raum, an denen wirklich etwas dran ist."

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Pressekontakt: Kölner Stadt-Anzeiger Newsdesk Telefon: 0221 224 3149

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