28.03.2013 19:25:31
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KONJUNKTUR IM BLICK/Die EZB kann wenig tun
Von Hans Bentzien
Ein Mischung wiedererwachter Euro-Krise, lauer Weltwirtschaft und hartem Winter hat die Wirtschaft der Eurozone vom Erholungspfad abgebracht. Der Rat der Europäischen Zentralbank kann wenig dagegen tun, wenn er am Donnerstag in Frankfurt seinen monatlichen geldpolitischen Beratungen zusammenkommt. Das äußerste wird wohl eine "Diskussion" über niedrigere Leitzinsen sein.
Die seit Anfang März veröffentlichten Konjunkturindikatoren haben durchweg enttäuscht: Die europäischen Einkaufsmanagerindizes fielen unerwartet, und auch die deutschen Indikatoren enttäuschten. Wie es aussieht, haben die schwachen Produktions- und Auftragsdaten für Januar die Konjunkturlage zutreffender beschrieben als Einkaufsmanagerindizes oder ifo-Index.
Und das ist auch die Datenlage, mit der sich der EZB-Rat auseinandersetzen muss, denn Daten zum deutschen Auftragseingang kommen erst am Freitag und Produktionsdaten am Montag der Folgewoche. Inflationsseitig spricht nichts gegen eine Zinssenkung. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarte, dass die Verbraucherpreisteuerung im März auf 1,8 von 1,9 Prozent gesunken ist, und für die Erzeugerpreisteuerung wird ein Rückgang auf 1,4 von 1,9 Prozent prognostiziert.
Zudem ist das Geldmengenwachstum im Februar weiter zurückgegangen und die Vergabe von Unternehmenskrediten blieb unter Vorjahresniveau. Wird die EZB die Zinsen senken? Dagegen spricht vor allem, dass sie dann den derzeit bei Null liegenden Einlagensatz negativ machen müsste. Und das, so haben verschiedene EZB-Offizielle betont, wäre unbekanntes Territorium.
Außerdem bewirkt der bei Null liegende Einlagensatz zusammen mit der Vollversorgung der Banken mit Liquidität, dass der Marktzins tatsächlich schon nahe Null liegt. Eine Leitzinssenkung würde also nichts bringen. Gleichwohl dürfte der Rat dieses Thema erneut diskutieren, denn das hat er schon im März getan, als die Frühindikatoren noch gut aussahen.
Auch andere Instrumente stehen der Zentralbank derzeit nicht zu Gebot. Staatsanleihen kann sie nicht kaufen, denn bisher hat sich kein Land für das Kaufprogramm OMT qualifiziert. Eine weitere Ausweitung der Liste an Sicherheiten, die Banken in Repo-Geschäften mit der EZB einreichen können, dürfte ebenfalls nichts nützen. Offenbar haben die Banken genug Liquidität, da sie Mittel aus den eigentlich für drei Jahre gedachten Langfristgeschäften der EZB vorfristig zurück zahlen.
Die kommende EZB-Ratssitzung nebst anschließender Pressekonferenz könnte also durchaus ereignisarm ausfallen. Sicher wird Präsident Mario Draghi Fragen zur Rolle der EZB bei der Rettung Zyperns vor einer Staatspleite gestellt bekommen. Aber das dürfte es auch schon gewesen sein.
Einen Tag später wird es dann noch mal in Deutschland spannend, wenn das Bundeswirtschaftsministerium Daten zur Entwicklung der Auftragseingänge im Februar veröffentlicht. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten einen Anstieg um 1,2 Prozent. Sollte es dazu kommen, stünde die Chancen für ein kräftiges Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal nicht so schlecht.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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March 28, 2013 13:54 ET (17:54 GMT)
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