12.08.2014 22:28:57
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Lausitzer Rundschau: Der 13. August 1961 und das heutige Wissen darum / Die Mauer in uns
Cottbus (ots) - Die meisten Menschen beschäftigen sich nicht mit
Politik und Zeitgeschichte, ehe sie die Ausläufer nicht selbst
ereilen. Für sehr viele Bundesbürger dürfte der Gewinn der
Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Sommer daher das deutsche
Ereignis schlechthin sein. Schon den Mauerfall haben ja längst nicht
alle bewusst erlebt. Erst recht nicht den Mauerbau, schon
altersbedingt nicht. Es ist also völlig normal, dass nur die Hälfte
der Deutschen etwas mit dem Datum 13. August 1961 anzufangen weiß,
und von den jungen Leuten noch weniger, wie eine Umfrage jetzt ergab.
Trotzdem muss man gegensteuern. In den Schulen, in den Medien.
Nicht, weil das eine patriotische Pflicht oder dergleichen wäre.
Sondern weil der Mauerbau ein einschneidendes Ereignis für das
Verständnis des heutigen Deutschland ist. Neben und nach dem
Nationalsozialismus und seinen Gräueln, der noch weit tiefere Wunden
geschlagen hat und deshalb länger nachwirkt. Der Mauerbau bedeutet
für das heutige Leben jedes einzelnen Deutschen konkret etwas, selbst
wenn er sich dessen nicht bewusst ist. Das fängt damit an, dass fast
ein Fünftel der Bundesbürger in dem untergegangenen zweiten deutschen
Staat gelebt hat. Oder ihre Eltern. Sie sind dort sozialisiert, mit
anderen Helden und anderen Legenden groß geworden. Das zu verstehen,
ist wichtig, um auch die Mauer in uns zu Fall zu bringen. Und es geht
weiter damit, dass es eine Naherfahrung von Diktatur und
Unterdrückung und allen ihren Nebenwirkungen sonst in Deutschland
nicht mehr gibt. Überlebende der Hitlerei gibt es kaum noch. Aus
dieser Erfahrung lässt sich im eigenen Land der besondere Wert von
Freiheit und Demokratie ableiten. Auch der Wert der Selbstbehauptung
und des Freiheitsdranges der Menschen. Da muss man nicht nach Kiew
gucken oder Peking. Das alles ist erst 25 Jahre her und in der
Erinnerung bei den Betroffenen höchst lebendig. Und drittens ist es
schon nützlich zu wissen, warum die eine Gegend in Deutschland
schlechter dasteht als die andere und einen Startnachteil hat. Warum
die Arbeitslosigkeit so viel höher und das Vermögen so viel geringer
ist. Dann diskutiert man zum Beispiel über den Länderfinanzausgleich
doch etwas anders. Die aktuellen Daten über das sehr lückenhafte
geschichtliche Wissen der Deutschen bezüglich der DDR sollten also
ein Ansporn für Kultuspolitiker und Pädagogen sein, sich dieses
Mankos anzunehmen. Vor allem an den Schulen, in den Lehrplänen. Denn
es wird mit jedem Jahr nicht besser.
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Pressekontakt: Lausitzer Rundschau
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