Cottbus (ots) - Frank Richter ist ein besonnener Mann. Über Wochen
hat der Chef der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung
einen Draht zu den Drahtziehern der Pegida-Demos gespannt. Lange war
Richter der Einzige, mit dem Lutz Bachmann und Kathrin Oertel
überhaupt sprechen wollten. Mit der ihrer Meinung nach abgehobenen
Politik wollten sie nicht, schon gar nicht mit der "Lügenpresse".
Frank Richter erklärte in der überhitzten Studioluft der großen
Talkshows die Dresdner Verhältnisse - ruhig, empathisch, wie ein
Seelsorger eben. Doch an diesem Montag regten sich alle auf über
Frank Richter und die seltsame Art der politischen Bildung in
Sachsen. Denn dass die so störrischen Pegidas ausgerechnet in der
weißen Villa der Landeszentrale zum ersten Mal vor die Presse treten,
ist schon ein Vorkommnis. Und doch: Dass Richter Pegida für den
Brückenschlag zu den Medien quasi Asyl bot, war richtig. Denn es
liegt längst im öffentlichen Interesse, mit den Wortführern der
Bewegung ins Gespräch zu kommen. Wer von Bachmann und seinen Leuten
ein Einlenken fordert, wer sie auf den Weg den ordentlichen Dienstweg
zurückverweisen will, der sollte auch selbst einen Schritt nach vorn
wagen. Wenn eines deutlich wurde bei Pegidas Auftritt vor den
Kameras, dann das Amateurhafte. Hier sind keine Profis am Werk, keine
Polit-PR-Strategen, keine gewandten Spin-Doktoren. Stattdessen eine
Clique, der es ohne das alles gelungen ist, 25000 Leute
zusammenzutrommeln. Die "gegen Islamisierung" in ihren Namen schrieb,
sich nun aber wundert, dass man sie als Islamfeinde tituliert. Die
die Unzufriedenen um sich sammelte, und dann die organisierten
Rechtsextremen und die irren Verschwörungstheoretiker nicht mehr
abschütteln konnte. Die jetzt heillos überfordert dasteht. Und sich
obendrein im Fokus international agierender Terrorgruppen
wiederfindet.
Nein, sowas kannten wir bislang nicht. Politischer Protest auf den
Straßen kam sonst immer von links. Doch die Kategorien von früher
funktionieren nicht mehr. In Dresden, der Stadt der alljährlichen
Februar-Aufläufe, verschwimmen die Grenzen zwischen Pro und No. Jetzt
auf einmal protestieren da Lausitzer Omas, erzgebirgische
Familienväter und Dresdner Mittelständler zusammen mit einem
Halbwelt-King aus Coswig, der gerade wegen nicht gezahlter Alimente
vor Gericht steht. Gemeinsam haben sie eines: Sie halten Politik für
eine geschlossene Veranstaltung einiger weniger. Eben der
Privilegierten, die wissen, wie man Kontakte knüpft, öffentlich
Präsenz zeigt, Pressemitteilungen schreibt. Dass das nicht stimmt,
sollte ihnen schleunigst bewiesen werden. Auch das muss politische
Bildung leisten.
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