MÄRKTE EUROPA/Günstige Datenlage stützt Risikobereitschaft

Von Herbert Rude Gute Wirtschaftsdaten aus China und schwache Daten aus den USA haben die Stimmung an den europäischen Finanzmärkten am Montag gestützt. Gold und Euro machten die Dellen vom Mittag wieder wett. Dax und Euro-Stoxx-50 bauten die Kursgewinne der vergangenen Woche aus. Der deutsche Leitindex gewann 0,3 Prozent auf 8.234 Punkte, der Euro-Stoxx-50 kletterte um 0,4 Prozent auf 2.687 Punkte. Der unerwartet schwache Anstieg der US-Einzelhandelsumsätze gilt als weiteres Indiz gegen ein schnelles Zurückfahren der Anleihenkäufe durch die US-Notenbank. Ein Ausstieg der Notenbank aus der "ultralockeren" Geldpolitik gilt derzeit als größtes Risiko an den Märkten.

   Am frühen Nachmittag hatte bereits ein günstiger Zwischenbericht der Citigroup die Aktienkurse gestützt. Die Zahlen der Bank sind etwas besser ausgefallen als erwartet, der Kurs gewann zeitweise fast 3 Prozent. Schon am Freitag hatten die Ergebnisse von J.P.Morgan und Wells Fargo die Erwartungen übertroffen. Von den Citigroup-Zahlen profitieren besonders die europäischen Bankaktien, deren Branchenindex um 0,8 Prozent anzog.

   Die mit Spannung erwartete Veröffentlichung des Wirtschaftswachstums in China im zweiten Quartal kam ohne große Überraschung. Das Plus von 7,5 Prozent deckte sich mit der Markterwartung. Auf annualisierter Basis hat sich das Quartalswachstum leicht von 6,6 Prozent im ersten auf 6,9 Prozent im zweiten Quartal beschleunigt. Positiv allerdings die Prognosen: Nachdem Finanzminister Lou Jiwei am Freitag noch ein Wachstumsziel von 7 Prozent in den Raum gestellt hatte, wurde nun klargestellt: Das diesjährige Wachstumsziel der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt bleibt bei 7,5 Prozent.

   Erleichtert reagierten Marktteilnehmer auch auf Frankreich. Die Herunterstufung durch Fitch am Freitagabend drückte die Stimmung für französische Aktien nicht. Der französische Leitindex CAC-40 zog um 0,6 Prozent an. Die Kurse für zehnjährige französische Staatsanleihen geben lediglich leicht nach. Die Rendite stieg umgekehrt um 3 Basispunkte auf 2,22 Prozent. Nach S&P und Moody's ist Fitch bereits die dritte Ratingagentur, die Frankreich die Topnote entzogen hat.

   Nun wartet der Markt auf eine Anhörung von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke im Repräsentantenhaus am Mittwoch. "Bis dahin ist Däumchendrehen angesagt", so Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Auch die langsam anlaufende Berichtssaison dürfte nun zunehmend neue Impulse liefern.

   Am deutschen Aktienmarkt stiegen Commerzbank-Aktien um weitere 4,7 Prozent auf 6,25 Euro. Dem Magazin Focus zufolge hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit der Schweizer Großbank UBS über eine mögliche Übernahme der restlichen staatlichen Anteile an der Commerzbank gesprochen. Gestützt wurde der Kurs auch vom Verkauf eines Immobilienkreditportfolios, den die Bank bekannt gab.

   In Europa waren auch Technologie-Aktien mit einem Index-Plus von 0,4 Prozent gefragt. Der TecDax näherte sich mit einem Plus von 0,3 Prozent erstmals seit Ende 2007 der Marke von 1.000 Punkten an. Dagegen litten Autowerte unter Gewinnmitnahmen, allen voran Daimler, die nach dem Aufwärtsschub vom Freitag um 1,8 Prozent abgaben. Im SDAX stiegen Praktiker um 34 Prozent, Händler wollten aber lediglich von einer Gegenbewegung auf den starken Kurseinbruch der vergangenen Tage im Umfeld des Insolvenzantrags sprechen.

=== Europäische Schlussindizes am Montag, 15. Juli:

. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2.686,69 11,82 +0,4% 1,9 . Stoxx-50 2.698,37 8,66 +0,3% 4,7 . Stoxx-600 297,38 1,18 +0,4% 6,3 Frankfurt XETRA-DAX 8.234,81 22,04 +0,3% 8,2 London FTSE-100 6.586,11 41,17 +0,6% 11,7 Paris CAC-40 3.878,58 23,49 +0,6% 6,5 Amsterdam AEX 366,77 1,82 +0,5% 7,0 Athen ATHEX-20 273,67 -3,97 -1,4% -11,6 Brüssel BEL-20 2.644,97 14,87 +0,6% 6,8 Budapest BUX 19.716,70 184,90 +0,9% 8,5 Helsinki OMXH-25 2.356,72 -7,53 -0,3% 6,6 Istanbul ISE NAT. 30 92.777,56 2983,59 +3,3% -5,1 Kopenhagen OMXC-20 539,11 -1,52 -0,3% 8,7 Lissabon PSI 20 5.364,40 41,78 +0,8% -4,4 Madrid IBEX-35 7.844,70 10,40 +0,1% -3,8 Mailand FTSE-MIB 15.597,34 166,77 +1,1% -4,2 Moskau RTS 1.354,54 5,73 +0,4% -11,3 Oslo OBX 456,48 2,48 +0,5% 11,3 Prag PX 896,34 -3,07 -0,3% -13,7 Stockholm OMXS-30 1.215,23 4,51 +0,4% 10,0 Warschau WIG-20 2.305,78 2,97 +0,1% -10,9 Wien ATX 2.312,55 10,01 +0,4% -3,7 Zürich SMI 7.999,15 15,97 +0,2% 17,2

DEVISEN zuletzt '+/- % Mo, 8.30 Uhr Fr, 17.36 Uhr EUR/USD 1,3042 -0,20% 1,3069 1,3047 EUR/JPY 130,4496 0,54% 129,7509 129,6309 EUR/CHF 1,2398 0,18% 1,2376 1,2361 USD/JPY 100,0030 0,74% 99,2640 99,3380 GBP/USD 1,5090 -0,11% 1,5107 1,5114 === Kontakt zum Autor: herbert.rude@dowjones.com

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   July 15, 2013 12:07 ET (16:07 GMT)

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