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08.04.2015 17:06:55

MÄRKTE EUROPA/Übernahme im Ölsektor treibt Stoxx-600 auf Rekordhoch

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Eine Übernahme im Ölsektor treibt am Mittwoch den Stoxx-600 auf Rekordhoch. Royal Dutch Shell, einer der weltweit größten Ölproduzenten, kauft die BG Group und rückt damit näher an den US-Konkurrenten Exxon Mobil heran. Dieser Deal ist Royal Dutch Shell sehr wichtig, was sich in der hohen Prämie zeigt, die das britisch-niederländische Unternehmen zu zahlen bereit ist. Die Aktie von BG (British Gas) haussiert um 32 Prozent, der Sektor der europäischen Öl- und Gaswerte steigt um knapp 4 Prozent. Der breite europäische Index, der Stoxx-600-Index, erreichte am Vormittag mit 405,78 Punkte knapp ein neues Rekordhoch. Das alte Hoch stammt aus dem Jahr 2000 und damit aus den Zeiten der Telekom- und Dotcom-Blase.

   Die Analysten der Citigroup sind extrem optimistisch für den Index. Bis Ende kommenden Jahres prognostizieren sie den Stoxx-600-Index bei 550 Punkten. Dieses Ziel bezieht sich auf die Entwicklung der Dividenden und stützt sich auf die Annahme, dass diese um 10 bis 25 Prozent steigen werden. Dabei handelt es sich allerdings nur um eine vorsichtige Schätzung. In Ihrem "Blue-Sky-Szenario", der optimistischsten Annahme, erwarten die Analysten den Stoxx-600 bis Ende kommenden Jahres 70 Prozent höher.

   Der Dax leidet dagegen unter Gewinnmitnahmen im Automobilsektor, der deutsche Leitindex verliert 0,5 Prozent auf 12.064 Punkte. Er schafft es momentan nicht, sein Rekordhoch vom 16. März bei 12.219 Punkten erneut in Angriff zu nehmen. Der Euro-Stoxx-50 handelt 0,5 Prozent leichter. Für den Stoxx-50 mit den britischen und schweizerischen Werten geht es dagegen um 0,3 Prozent nach oben, BG Group sind hier gelistet.

   Die Stimmung an den Märkten ist ausgezeichnet. Händler sprechen bereits von einem "Blue Sky"-Szenario, in dem sämtliche Faktoren für die Märkte sprechen. "Die Geldpolitik rund um den Globus ist locker, die Wirtschaftsdaten in Europa ziehen an und dazu kommen immer mehr Firmenübernahmen", sagt ein Händler.

   Die Übernahme der BG Group durch Royal Dutch Shell beflügelt auch andere mögliche Übernahmeziele. Tullow Oil steigen um 9,5 Prozent, Galp Energia um 5 Prozent und Genel Energy um 6,3 Prozent. Für Shell geht es jedoch 3,3 Prozent nach unten, denn die Übernahme wird nicht billig. Shell zahlt eine Übernahmeprämie von 50 Prozent und lässt sich den Kauf fast 70 Milliarden US-Dollar kosten.

   Aber es ist nicht die einzige Übernahmestory, die die Börsen in Europa beflügelt. Gerüchte um ein mögliches Kaufinteresse von Vivendi an der britischen Sky Plc treiben die Aktie um 1,0 Prozent. Obwohl Vivendi das Übernahmeinteresse dementiert habe, dürfte der Kurs von Sky weiter steigen, vermuten Händler. Der Markt gehe davon aus, dass es im europäischen Mediensektor weitere Übernahmen und Fusionen geben werde. Vivendi werde hier mit einem Cash-Bestand von rund 18 Milliarden Euro als klarer Käufer gehandelt. Deren Aktien legen 0,4 Prozent zu.

   Die Schwäche der Automobilwerte drückt auf den DAX. Daimler und BMW verlieren bis zu 1,3 Prozent - Continental geben leicht nach. Hauptverlierer im europäischen Sektor sind Peugeot-Citroen mit minus 1,9 Prozent. Kepler Cheuvreux hat den Sektor und mehrere Branchentitel abgestuft. "Die Bewertung ist etwas ausgereizt", heißt es dazu im Handel.

   Um 1,5 Prozent nach oben geht es dagegen für den zweiten französischen Automobilhersteller Renault, nachdem Investoren zunächst nur mäßig begeistert auf die Nachricht reagiert hatten, dass der französische Staat seinen Anteil und damit seinen Einfluss bei Renault ausbauen will. Der Anteil soll auf 19,73 Prozent von bisher 15 Prozent hochgefahren werden. Um seine Position zu sichern, legt Frankreich bis zu 1,23 Milliarden Euro auf den Tisch. Der Staats-Aktionär will damit sicherstellen, dass bei der Hauptversammlung Ende April eine Regel beibehalten wird, nach der langfristig orientierte Investoren ein doppeltes Stimmrecht haben.

   Positiv kamen am Vormittag Daten aus Südeuropa an: In Italien hat die Regierung ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 0,7 Prozent statt bisher 0,6 Prozent erhöht. Schon am Vortag hatten Einkaufsmanagerindizes aus Spanien und Italien positiv überrascht. "Die Krisenländer kommen aus der Rezession", sagt ein Marktteilnehmer.

   Am Abend schaut der Markt dann auf Alcoa, das Unternehmen startet traditionell die US-Berichtssaison. Am Markt wird damit gerechnet, dass die Unternehmen im S&P-500 im ersten Quartal 5,6 Prozent weniger verdient haben werden als in der ersten Periode des vergangenen Jahres. "Die Berichtssaison könnte bereits den Tiefpunkt bei den Unternehmensgewinnen markieren", sagt Heino Ruland von Ruland Research. Dafür sprächen neben Basiseffekten auch Sondereinflüsse.

   Die Haupteinflussfaktoren für den Gewinnrückgang seien aber der feste Dollar und der schwache Ölpreis. Die Ölunternehmen seien relativ hoch gewichtet, so im Dow mit Exxon und Chevron. Der Preis für die US-Ölsorte WTI liege nun aber bereits über dem Höchststand aus dem ersten Quartal. "Das deutet auf eine Bodenbildung auch bei den Gewinnen der Ölunternehmen hin", so der Analyst. Auch der feste Dollar werde im Verlauf der kommenden Monate wegen des Basiseffekts an Einfluss verlieren.

INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.750,08 -0,49% Stoxx-50 3.507,97 +0,28% DAX 12.063,73 -0,49% FTSE 6.955,08 -0,10% CAC 5.143,81 -0,14% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 159,07 +19

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.21 Uhr Di, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0833 -0,10% 1,0843 1,0852 EUR/JPY 129,84 -0,14% 130,01 130,68 EUR/CHF 1,0429 -0,17% 1,0447 1,0460 USD/JPY 119,85 -0,05% 119,91 120,42 GBP/USD 1,4956 0,74% 1,4847 1,4858 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/cln

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   April 08, 2015 10:36 ET (14:36 GMT)

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