02.03.2018 15:13:48

MÄRKTE USA/Sorge vor Handelskrieg dürfte Aktientalfahrt fortsetzen

NEW YORK (Dow Jones)--Auch nach einer dreitägigen Talfahrt ist an der Wall Street keine Trendwende in Sicht. Auch am Freitag stellen sich Händler auf weiter fallende Aktienkurse ein. Der Aktienterminmarkt lässt auf eine schwache Handelseröffnung am Kassamarkt schließen. Alle drei wichtigen Indizes bewegen sich aktuell auf einen Wochenverlust von klar über 2 Prozent zu, nachdem zuvor zwei Wochengewinne in Folge verbucht worden sind.

Die von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Sorgen über einen globalen Handelskrieg vermiesen Börsianern die Stimmung. Nachdem Trump Importzölle für Stahl und Aluminium angekündigt hat, bereiten sich die wichtigsten Handelspartner auf Gegenmaßnahmen vor. Aus Kanada, China, Mexiko, Brasilien und der EU kommen eindeutige Signale, dass Gegenmaßnahmen in Vorbereitung sind. Diese Regionen zählen ausgerechnet zu den wichtigsten Handelspartnern der USA.

Pretektionismus trifft auch die USA

Volkswirte warnen, dass der Protektionismus am Ende des Tages auch die US-Wirtschaft treffen werde. Denn die Schutzzölle bei Stahl und Aluminium verteuern die Preise und lassen die Kosten für die Abnehmer steigen, deren Produkte dann ihrerseits teurer und damit weniger wettbewerbsfähig werden. An der Börse verweist man beispielsweise auf die Flugzeugindustrie oder die Getränkebranche. Letztere denkt bereits laut darüber nach, Bier in Plastikflaschen statt in den in den USA noch immer beliebten Aluminiumdosen zu verkaufen. Da mit Gegenmaßnahmen der Handelspartner zu rechnen ist, dürften Exportunternehmen in den USA die ersten Leidtragenden sein. Letztlich werde das Wachstum belastet. Höhere Importpreise in den USA könnten zudem die Inflation treiben, womit das leidige Zinserhöhungsthema zusätzlich Fahrt aufnehme, sagt ein Händler.

"Die Märkte sind ganz klar besorgt, dass die Schutzzölle Gegenmaßnahmen durch andere Staaten oder Wirtschaftsblöcke provozieren. Dies könnte der Beginn eines Handelskriegs werden", warnen die Analysten der Rabobank. Bei einem Handelskrieg wird es nur Verlierer geben. Protektionismus treibt die Inflation und erfahrungsgemäß müssen die Konsumenten die Zeche zahlen. Und die Gewinne der Unternehmen werden unter Handelsbarrieren leiden. Für die Börse bedeutet dies fallende Kurse und Abschläge bei den Bewertungen.

Der Dollar geht mit den sinkenden Wachstumsaussichten der USA in die Knie, obwohl nach gängiger Lehrmeinung Protektionismus die nationale Währung eigentlich stützen sollte. Der ICE-Dollarindex verliert weitere 0,4 Prozent. "Schutzzölle mögen die Importe reduzieren, aber sie reduzieren auch die Exporte. Das bedeutet ein sinkendes Wirtschaftswachstum und diese Aussicht belastet den Dollar. (...)", sagt Marktanalyst Richard Perry von Hantec. Trotz der Risiken wegen der Regierungsbildung in Deutschland und der Wahlen in Italien zieht der Euro auf 1,2310 Dollar nach Wechselkursen um 1,2270 am Vorabend an.

Yen mit Hausse

Nach deutlicher auf Talfahrt geht der Greenback zum Yen. Der japanische Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda hat einen ersten Hinweis auf eine Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik gegeben und damit die Finanzmärkte durchgerüttelt. Die Bank of Japan werde wahrscheinlich im April 2019 damit beginnen, einen Ausstieg aus der aggressiven geldpolitischen Lockerung zu erwägen, sagte Kuroda. Die Bemerkung überrascht die Märkte und stützt die japanische Währung massiv. Die japanische Währung wird auch wegen ihrer Reputation als vermeintlich sicherer Hafen in unsicheren Zeiten gesucht.

Die Aussicht auf steigende Preise als Reaktion auf Trumps Protektionismus lässt auch das Thema Zinserhöhung wieder hochkochen. Am Rentenmarkt steigt die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um drei Basispunkte auf 1,84 Prozent. Der schwache Dollar und die Suche nach Sicherheit stützen den Goldpreis, die Feinunze verteuert sich um 0,4 Prozent auf 1.322 Dollar.

Anders die Lage bei Rohöl. Ein Handelskrieg schmälerte die Wachstumsaussichten und damit letztlich auch die Ölnachfrage, heißt es. Der Preis für US-Leichtöl der Sorte WTI sinkt um 0,2 Prozent auf 60,85 Dollar, Brent gibt um 0,5 Prozent auf 63,49 Dollar nach. Nur der schwache Dollar verhindere deutliche Abschläge, heißt es.

Transaktion im Halbleitersektor

Unter den Einzelaktien geben Dentsply Sirona nach Zahlenausweis 1,3 Prozent nach. Der Hersteller von Dentaltechnologie und -produkten ist im vierten Quartal von Abschreibungen belastet worden, die das Ergebnis ins Minus gedrückt haben. Auch auf bereinigter Basis übertraf das Unternehmen aber die Markterwartungen. Microchip Technology übernimmt Wettbewerber Microsemi Corp. Damit bestätigte der Halbleiterkonzern entsprechende Gerüchte, die seit einiger Zeit die Runde machten. Einschließlich Verbindlichkeiten kommt die Transaktion auf einen Wert von etwas mehr als 10 Milliarden Dollar. Microsemi klettern um 5,0 Prozent, Microchip Technology legen um 2,2 Prozent zu.

Um 1,7 Prozent nach oben geht es für die Aktien des Technologieanbieters Nutanix. Das Unternehmen hat Zweitquartalszahlen über Markterwartung vorgelegt. Foot Locker brechen um 7,9 Prozent ein, der Sportartikelhersteller enttäuscht mit Geschäftszahlen und Ausblick. Gap schießen dagegen um 8,0 Prozent empor, der Modeeinzelhändler schnitt im Schlussquartal 2017 besser als gedacht ab. Dies gilt auch für Ambarella, die Titel des Halbleiterkonzerns rücken um 3,1 Prozent vor.

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US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,23 2,8 2,21 103,2

5 Jahre 2,61 2,9 2,58 68,2

7 Jahre 2,76 3,2 2,73 51,7

10 Jahre 2,84 3,0 2,81 39,2

30 Jahre 3,13 4,0 3,09 6,0

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.00 Uhr Do, 17.40 Uhr % YTD

EUR/USD 1,2300 +0,21% 1,2263 1,2207 +2,4%

EUR/JPY 129,75 -0,36% 129,84 130,50 -4,1%

EUR/CHF 1,1508 -0,41% 1,1525 1,1554 -1,7%

EUR/GBP 0,8919 +0,11% 0,8900 1,1255 +0,3%

USD/JPY 105,49 -0,56% 105,88 106,91 -6,4%

GBP/USD 1,3792 +0,10% 1,3780 1,3741 +2,1%

Bitcoin

BTC/USD 9.877,09 -0,76% 9.877,09 9.877,09 -31,24

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 60,85 60,99 -0,2% -0,14 +0,8%

Brent/ICE 63,64 63,83 -0,3% -0,19 -3,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.322,50 1.316,96 +0,4% +5,54 +1,5%

Silber (Spot) 16,49 16,48 +0,1% +0,02 -2,6%

Platin (Spot) 962,75 967,50 -0,5% -4,75 +3,6%

Kupfer-Future 3,11 3,10 +0,4% +0,01 -5,7%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/thl

(END) Dow Jones Newswires

March 02, 2018 09:14 ET (14:14 GMT)

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