Mittelbayerische Zeitung: Eine leere Geste / Kommentar zum Treffen zwischen Kohl und Orban

Regensburg (ots) - Viktor Orban besucht Helmut Kohl - das klingt nicht nur nach einer Provokation in Richtung der Bundeskanzlerin, es ist auch eine. Ganz egal, was bei dem privaten Besuch gesagt wurde oder nicht. Laut offizieller Verlautbarungen war ja alles nicht so schlimm. Man sei sich mit Angela Merkel einig, was die Ziele der Flüchtlingspolitik angeht, und selbst die Kanzlerin findet nichts Schlimmes daran. Was sollen sie denn auch anderes sagen? Tatsache ist, dass Helmut Kohl eine Rechnung mit Merkel offen hat. Tatsache ist auch, dass Orban in Sachen Flüchtlingspolitik einen Kurs vertritt, der klar gegen die Haltung der Bundeskanzlerin ist. Beiden dürfte zumindest das Symbol gefallen, dass das Treffen aussendet. Dennoch: Die Frage ist, wem dieses Treffen am Ende nützt - und ob die Aufregung darüber überhaupt angebracht ist. Denn Merkel sitzt trotz aller Kritik an ihrer Flüchtlingspolitik fest im Sattel. Zumindest noch: So lange der Deal zwischen der EU und der Türkei funktioniert, so lange die Balkanroute geschlossen bleibt, so lange wird es ruhig bleiben. Aber selbst wenn nicht: Bilder eines alten Ex-Kanzlers und eines strammen Rechtskonservativen sind vor allem für die Eitelkeit der Abgebildeten gut.

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