18.12.2013 22:14:59
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Neue OZ: Kommentar zu Europa / Migration / Flüchtlinge
Hilflose Menschen müssen sich auf Befehl der Staatsgewalt im Freien nackt ausziehen. Sie werden wie Vieh mit einem Mittel gegen Krätze abgespritzt, ihre Kleidung landet auf einem großen Haufen. Was sich im Flüchtlingslager auf der Insel Lampedusa abspielt, weckt Erinnerungen an das dunkelste Kapitel des 20. Jahrhunderts. Kaum anders müssen sich Juden bei ihrer Ankunft im KZ gefühlt haben.
Dass nun sowohl die italienische Regierung als auch die Europäische Union von untragbaren Zuständen und Fehlverhalten der Verantwortlichen sprechen sowie Aufklärung der schikanösen Verhältnisse verlangen, ist das Mindeste. Das reicht aber nicht. Auch die Drohung Brüssels, Gelder zur Unterstützung der italienischen Behörden einzufrieren, löst die grundsätzliche Problematik nicht. Europa hat seit Jahren kein schlüssiges Konzept, wie es auf die ansteigenden Flüchtlingsströme aus Afrika und Asien reagieren soll.
Stattdessen wird reflexartig die Abschottung etwa durch das Überwachungssystem Eurosur verstärkt. Das aber hilft den Staaten an den EU-Rändern kaum: Denn wer zum Beispiel in Deutschland Asyl beantragt, aber über Italien, Polen oder Griechenland eingereist ist, wird dorthin zurückgeschickt. Europa muss langfristig Strategien entwickeln, die den Menschen in Krisenregionen Anreize bieten, in ihrer Heimat zu bleiben. Wer dennoch sein Leben für Europa riskiert, muss menschenwürdig behandelt werden.
Marcus Tackenberg
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